Reportagen

140 Jahre Dresdner Porzellankunst

Am 12. Februar 2012 strömten viele Besucher bei kaltem Winterwetter zur Eröffnung der Ausstellung »Jetzt nach X/II – Dresdner Porzellan gestern und heute« in das Freitaler Schloss Burgk. Der Andrang war so groß, dass ein Teil der Besucher aus dem Treppenhaus der Eröffnung lauschen musste. Für alle, die den historischen Rückblick nicht hören konnten, geben wir den Redetext in diesem Artikel wieder.

Else Gold und Olaf Stoy organisierten die Ausstellung.

Redetext von Olaf Stoy

Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Vereinsmitglieder,

es ist gerade mal zwei Jahre her, da feierte ganz Deutschland das 300. Jubiläum der Erfindung des europäischen Hartporzellans. Flächendeckend gab es große Ausstellungen zu sehen. Prachtvollen Kataloge wurden gedruckt. Und die Medien veröffentlichten umfassende Berichte. Damit, so könnte man meinen, wäre dem Thema vorerst Genüge getan.

Doch die Zeit bleibt nicht stehen und andere Jubiläen drängen auf die Tagesordnung:

140 Jahre Sächsische Porzellan-Manufaktur Dresden und zehn Jahre Verein Dresdner Porzellankunst sind zu feiern. Zeit also, um aus seiner Nische herauszutreten und zu zeigen was man kann und was man geleistet hat.

Mit der heute zu eröffnenden Ausstellung möchten wir einerseits aufzeigen wo die Wurzeln und die Basis des Dresdner Porzellankunst e.V. liegen – nämlich in der Freitaler Manufaktur. Ohne sie gäbe es uns nicht.

Andererseits geht es um die Rückschau auf zehn Jahre Vereinsarbeit. »Jetzt nach X« haben wir deshalb eine Ausstellungsreihe benannt, deren erste Station von Oktober bis November 2011 der Kunstverein Meissen war.

Inzwischen haben wir mit über 30 Künstlern aus Deutschland, Tschechien, Kolumbien und den USA zusammen gearbeitet. Für die Städtischen Sammlungen haben wir Werke von 17 Künstlern ausgesucht. Die meisten entstanden bei, von uns organisierten Symposien und Workshops. Die Auswahl reicht von Reliefs, über Objektkunst, Assemblagen bis hin zur figürlichen Plastik. 17 Künstler – 17 Handschriften: Geheimnisvolles, Bedrohliches, Witziges und Hintergründiges, ergänzend dazu ein Überblick an Medaillen und Plaketten aus Dresdner Porzellan aus der Sammlung von Eberhard Friedrich aus Dresden-Weixdorf.

Die Sächsische Porzellan-Manufaktur hat seltene Stücke zusammen getragen. Noch nie gezeigte Vasen, Schalen und Figuren illustrieren die Vielfältigkeit des Handwerks.

Um die Verbindung zwischen Manufaktur und Verein etwas deutlicher darzustellen, muss ich etwas weiter ausholen.

Eine Manufaktur lebt von der Begabung ihrer Mitarbeiter. Erst das Talent, egal ob nun im gestalterischen oder im malerischen Bereich, macht aus Kaolin, Quarz, Feldspat und Metalloxyden ein kunsthandwerkliches und vor allem verkäufliches Produkt.

Seit der Gründerzeit der Manufaktur schufen Modelleure ständig neue Modelle, Maler entwarfen passende Dekore und Blumenmodelleure entwickelten einzigartigen Blumenbelag für Vasen, Leuchter und Dosen.

Beginnend mit einer barocken Wandkonsole, wurde alles hergestellt, wonach der zunehmend bürgerlich dominierte Markt verlangte. Allerdings ist kaum einer dieser Mitarbeiter namentlich überliefert. Das heißt innerhalb der Manufaktur war auch der kreativste Angestellte nur ein Rädchen im Getriebe. Er musste im Sinne des Großen und Ganzen funktionieren.

Einer der Wenigen dessen Name bekannt ist, ist Reinhold Braunschmidt. Ein Modelleur der der Manufaktur gut 50 Jahre treu diente. Zur hundertjährigen Wiederkehr der großen napoleonischen Schlachten schuf er eine Vielzahl an Soldatenfiguren. Generäle mit porträtgenauen Zügen wurden in wunderbar detaillierten Gruppen zusammengefasst. Überliefert sind Figurenarrangements wie »Napoleon im Biwak von Austerlitz« oder »Napoleon in Wien«. Des Weiteren stammt von ihm eine Gruppe von Bergleuten. Vom Bergschüler über den Hauer, Untersteiger bis zum Offiziant modellierte er sehr detailreiche Figuren nach Vorlage der Originaluniformen. Und wer genau hinschaut, kann den Künstler höchstpersönlich in der einen oder anderen Figur wiederfinden, denn hier lieferte ein Blick in den Spiegel die Vorlage für die Gestaltung der Gesichtszüge.

Dies bedeutet aber nicht, dass die Manufaktur ein hermetisches Gefüge war. Einflüsse von Außen sind nachweisbar. Schon um 1900 gab es Kontakte zu Professoren und Schülern der Dresdner Kunstgewerbeschule. So schreibt die betriebliche Überlieferung eine Serie von Tänzerinnen im Stil des Art Déco der Künstlerin Helene Albiker zu. Auf der »Internationalen Ausstellung für moderne dekorative Kunst« 1902 in Turin präsentierte die Manufaktur Gefäße mit farbigen Lauf- und Kristallglasuren von Otto Gussmann, der seit 1897 als Professor an der Dresdner Kunstgewerbeschule wirkte. Noch immer dürften Entwürfe damaliger Diplomanten im weitläufigen Modelllager der Manufaktur existieren welche nie oder maximal einmal als Musterstück umgesetzt wurden.

Der Schöpfer des jüngst restaurierten Storchenbrunnens Fritz Schlesinger erhielt von 1910 bis 1914 eine Ausbildung zum Modelleur in der Manufaktur. Der Sohn des Bildermalers Fritz Schlesinger sen. studierte an der Dresdner Akademie und arbeitet ab 1925 als freischaffender Bildhauer in Freital. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg wurde er zur Rekonstruktion des stark zerstörten Zwingers berufen. Man übertrug ihm Objekte, die im Freien direkt am Bau auszuführen waren: z.B. die Flora-, Saula- und Solon-Giebel sowie die Hermen am Wallpavillon. 1963 wurde er für sein Wirken mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet.

Mit der Wende 1989/90 bahnten sich für die Sächsische Porzellan-Manufaktur Dresden, wie für die ganze, bald »ehemalige DDR«, einschneidende Veränderungen an. In den ersten Jahren herrschte noch unterschwellige Euphorie, man hoffte auf einen potenten Investor. Immerhin war so eine Manufaktur etwas Besonderes, da gab es Werte, Fachwissen, Spezialisten und ein schier unerschöpfliches Reservoir an nutzbaren Formen und Modellen. Doch die als potentielle Retter in der Not auftretenden Investoren erwiesen sich meistens als Kandidaten ohne Visionen und Durchhaltevermögen. Und so begann ein Auf und Ab aus Insolvenzen und Neugründungen. Der goldene Ritter auf dem weißen Pferd tauchte nicht auf. Stattdessen brach der Markt nach und nach weg. Das Interesse der Kundschaft an historisierend reproduzierten Zier- und Luxusporzellan schwand mit dem Generationswechsel, mit dem Aufleben der New Economy, der Tendenz zum Single-Haushalt und dem unaufhaltsamen Vorpreschen der Internetgesellschaft. Zunehmend war hippes Design und Unikates gefragt. Sprichwörtlich musste Neues auf den Tisch. Somit wuchs die Nachfrage nach Design und auch Kunst.

1993 übernahm der Chef der Unternehmensgruppe IPV und Kunstmäzen Jürgen Wegner, die Manufaktur mit 80 Mitarbeitern. Er holte den Kunsthistoriker Dr. Klaus-Peter Arnold als künstlerischen Leiter in das Unternehmen. Mit seinem Wirken setzte eine zunehmende Öffnung ein. Seine Arbeit erwies sich als Katalysator und regte ein Umdenken an, was sich auch für mich als persönlicher Glücksfall erwies.

Mein Aufgabenbereich erweiterte sich. Ich wurde Chefmodelleur und war zunehmend zuständig für Neuentwicklungen und die Kontaktanbahnung mit freiberuflichen Designern und Künstlern.

So erkundigte sich im Jahr 1995 die Dresdner Bildhauerin Charlotte Sommer-Landgraf nach der Möglichkeit ihre Marmorskulpturen in Porzellan umzusetzen. Nach einigen theoretischen Bedenken ließen wir uns schließlich auf diese Herausforderung ein, ohne zu ahnen wie viel Lehrgeld wir zu zahlen haben würden. Nach mancher schlaflosen Nacht, langen Durststrecken des Ausprobierens und Knobelns bekamen wir das Ungewohnte schließlich in den Griff. Von der intensiven Zusammenarbeit mit der Künstlerin künden im Modellbuch der Manufaktur 42 Positionen mit Werken von Charlotte Sommer-Landgraf.

Zu einem Höhepunkt unserer gemeinsamen Arbeit wurde 1999 eine Personalausstellung mit allen Werken der Künstlerin im Deutschen Porzellanmuseum Hohenberg. Dem folgte im Jahr 2002 die vielbeachtete Schau »Transformationen« im Bergpalais von Schloss Pillnitz, in der Marmororiginale und Porzellanrepliken gegenüber gestellt wurden.

Es sprach sich herum das die Freitaler Manufaktur ein offenes Ohr für die Künste hat, und so bahnten sich nach und nach lose Beziehungen mit weiteren Künstlerinnen und Künstlern an. U. a. mit der Malerin Catrin G. Große, dem Dresdner Bildhauer Frank Maasdorf, der Schmuckgestalterin Brit Kolleß, der Münchner Dozentin für Porzellanmalerei Ulle Schmidt-Ibach oder Rebecca Harvey und Steven Thurston, beide Professoren für Keramik an der Ohio State University in Columbus (USA). Auch ein Kontakt zu Prof. Rudolf Sitte entstand, mit dem ich 2001 eine limitierte Edition einer von ihm modellierten Katze anfertigte.

Als weitere wichtige Begegnung erwies sich das Zusammentreffen mit Detlef Reinemer. Der langjährige Professor für Bildhauerei an der HfBK Dresden, lernte von 1959 bis 1962 in der Freitaler Manufaktur.

Es gab Durchführbares und Undurchführbares – undurchführbar war z.B. die Idee einer Berliner Künstlerin, einen Panzer in Lebensgröße aus Porzellan anzufertigen. Ebenso erreichte die Manufaktur eine Anfrage des amerikanischen Pop-Artisten Jeff Koons der eine seiner süßlichen Figurengruppen in der Manufaktur herstellen lassen wollte. Ob es nun eine seiner bekannten Kopulationsszenen, Michael Jackson mit seinem Affen Bubbles oder nur ein von Kindern umringtes Schweinchen sein sollte, weiß ich nicht mehr. Letztendlich scheiterte die Zusammenarbeit am rigiden Terminplan des Künstlers. Und Zeitdruck ist erfahrungsgemäß für Neuentwicklungen in Porzellan nicht besonders förderlich, da die Materie seinen ganz eigenen Rhythmus diktiert.

Für mich selbst wurde das Jahr 2000 zu einem Höhepunkt. In enger Zusammenarbeit mit der Manufaktur zeigte ich im September meine Ausstellung FRAGILES mit eigenen Werken. Was sich für mich im Nachhinein als wichtiges Sprungbrett in die Selbstständigkeit als freischaffender Künstler erwies.

Wie man sieht war der Boden für zeitgenössische Kunst fruchtbar. Die Beschränkung darauf, Porzellan nur als Material für Geschirr oder Ziergegenstände zu sehen, wich langsam der Erkenntnis, dass man es hier mit einem in vieler Hinsicht noch unerschlossenen Terrain zu tun hatte. Man brauchte Zeit zum Ausprobieren und zum Experimentieren.

Doch dafür waren die finanziellen, wie personellen Kräfte der Manufaktur inzwischen einfach zu schwach.

Die erhoffte Konjunktur blieb aus. Verkaufserfolge ließen auf sich warten. Kurzarbeit und Entlassungen standen notgedrungen auf dem Plan. Irgendwann musste man der Tatsache ins Auge sehen, dass man den Weg zur künstlerischen Unikatproduktion nicht mehr absichern konnte. Alternativen mussten gefunden werden, wenn man das inzwischen aufgebaute Netzwerk nicht abrupt zerreißen lassen wollte. Freunde und Unterstützer gab es einige. Diese Kräfte sollten gebündelt werden. Letztendlich schälte sich der Plan heraus einen Verein zu gründen, dessen Ziel es sein sollte neues, porzellankünstlerisches Schaffens zu fördern und die Geschichte des Dresdner Porzellans aufzuarbeiten. So steht es in der Satzung des Dresdner Porzellankunst e.V. der am 29. Oktober 2001 gegründet wurde. Allen voran der Freiberger Journalist Stefan Möbius, sowie Angelika Krüger aus Freital, Denise Sander aus Dresden, ich selbst und der Kunsthistoriker Klaus-Peter Arnold aus Großdittmannsdorf, der bis 2009 unser Vereinsvorsitzender war. Inzwischen zählt der Verein 25 Mitglieder und weitere kommen dazu.

Schon das Jahr 2002 wurde zu einem ganz besonderen in unserer Vereinsgeschichte. Gefördert von der Sparkasse Freital-Pirna und der Kulturraumstiftung des Weisseritzkreises richteten wir im Februar in den Räumen der Freitaler Manufaktur ein Künstlersymposium unter dem symbolträchtigen Titel »Arkadien liegt in Potschappel« aus. Hier trafen sich 10 Künstler aus Radebeul, Dresden, Düsseldorf und Berlin und drückten dem »Weißen Gold« ihre ganz persönlichen Handschriften auf.

Die Ergebnisse dieses Symposiums stellten wir von Juni bis August 2002 hier in Schloss Burgk in Form einer Sonderausstellung vor. Leider überschattete die Jahrhundertflut das Ende dieser Ausstellung und auch den Aufbau einer noch umfangreicheren Präsentation im Oberlandesgericht Dresden im Oktober. Im Keller des Ständehauses liefen immer noch große Trockenaggregate und die Fahrstühle waren außer Betrieb. Überall herrschte der unterschwellige Modergeruch den die gefluteten Wände nach wie vor verströmten. Handarbeit und Treppensteigen waren angesagt und das bei einer Präsentation die sich über Foyer, Lichthof, Erdgeschoss bis hinauf ins 3. Obergeschoss ausdehnte. Trotzdem wurde die Eröffnung am 22. Oktober ein voller Erfolg.

Im März 2003 folgten Stefan Möbius und ich einer Einladung unseres Vereinsmitgliedes Hardy von Auenmüller nach Philadelphia (USA). Hier ging es vor allem um die Kontaktanbahnung zur Deutschen Gesellschaft in Philadelphia, einer der ältesten Gesellschaften in den USA überhaupt. Außerdem besuchten wir das berühmte Clay-Studio, welches uns von seiner Philosophie her sehr inspirierte. Als Folge unseres Besuches wurde 2004 unter dem Titel »Fireworks« eine Wanderausstellung mit Leihgaben unseres Vereins in der Ethical Society und der German Society in Philadelphia, sowie in der Deutschen Botschaft in Washington gezeigt.

Im selben Jahr gab es auch den ersten Künstler-Workshop im Kursraum der Manufaktur. Da dieser sehr gut angenommen wurde, folgten in losen Abständen weitere.

Speziell für Laien bieten wir unseren Kurs »Kreative Porzellangestaltung« an. Für mich ist es immer wieder interessant zu verfolgen, wie unterschiedlich die Herangehensweisen und Temperamente sind, mit denen man sich an das sensible Material wagt.

Inzwischen hat sich ein fester Stamm von Kursteilnehmern gebildet. Einige sind sogar Vereinsmitglieder geworden. Von Laien kann man eigentlich auch nicht mehr sprechen, denn inzwischen sind die Treuesten zu wahren Experten geworden.

Wichtig war und ist es uns, unseren Horizont stetig zu erweitern. Und so richteten wir unseren Fokus ab 2005 nicht mehr nur ausschließlich aufs Porzellan, sondern auf die keramische Kunst im umfassenderen Sinne. Wunderbar zum Beispiel die Begegnung mit der Keramikerin Ilse Schütz aus Hamburg, deren Sammlung von Klangobjekten aus Ton wir unter dem Titel »Nicht nur der Ton macht die Musik« vorstellten.

Im selben Kontext sind auch die beiden Ausstellungen von Barbara Hornich und Mario Enke zu sehen.

»Symbiosen« nannte der in Thüringen geborene und jetzt in Schleswig-Holstein lebende Künstler Enke seine Doppelschau. In dieser Schau zeigten wir seine Keramik in unserer Vereinsgalerie. Zeitgleich dazu gab es eine Präsentation seiner Malerei in der Sparkassenfiliale in Freital-Potschappel. Enke ist ein Keramiker von Weltruf und Mitglied der Academy Internationale de la Ceramic in Genf. Seine Gefäßplastiken kennzeichnen besonders die charakteristischen Farbigkeiten, erreicht durch den sensiblen Einsatz von Metalloxyden im Reduktionsbrand.

Barbara Hornich, quasi die »Mutter Courage« des Freitaler Einnehmerhauses, stellte sich 2009 mit figurativen Gefäßkeramiken und übermalten Aquatintadrucken vor. Unvergesslich wird der pittoreske Raku-Brand bleiben, den wir als öffentliche Vorführung, im Hof der Manufaktur, zum »Tag der offenen Tür« organisierten.

So Vieles ist in den letzten zehn Jahren passiert. Alles aufzuzählen würde wohl den heutigen Rahmen sprengen. Lassen sie mich aber noch ein Jahr benennen, dass uns ehrlich gesagt immer noch in den Knochen steckt. 2008 ging es im wahrsten Sinne des Wortes rund. Es begann mit einem Künstler-Workshop, dem folgte das deutsch-tschechische Symposium »300+«. Die Ergebnisse des Symposiums zeigten wir unter dem Titel »Die Schönheit der Katastrophe« im Landschloß Pirna-Zuschendorf.

Im August fand dann ein Workshop mit dem »Non Fiction Design Collective« aus Columbus/Ohio statt.

2008 war auch das Jahr in dem die Schacholympiade in Dresden veranstaltet wurde. Also organisierten wir die Ausstellung »Vis a Vis – künstlerische Schachspiele aus Porzellan und mehr« im Einnehmerhaus Freital und begleitend zur Schacholympiade im Internationalen Congresszentrum in Dresden.

Im Herbst stand dann eine Buchpremiere auf der Tagesordnung. Gemeinsam mit dem Dresdner Medaillensammler Eberhard Friedrich und Dr. Klaus-Peter Arnold erarbeiteten meine Frau Annett und ich über drei Jahre lang eine Publikation zum Thema »Medaillen und Plaketten aus Dresdner Porzellan«. Dank der großzügigen Unterstützung der Sparkassenstiftung Elbtal-Westlausitz konnten wir unser Buch am 13. September 2008 der Öffentlichkeit vorstellen.

Soviel als kleiner Einblick in unsere Vereinsarbeit der vergangenen zehn Jahre. Vereinsarbeit – Verein …? Eigentlich hatte ich immer einen Horror vor Vereinsmeierei. Aber manchmal muss man, um eine Idee, eine Sache zu fördern die einem am Herzen liegt, dieses organisationssoziologische Instrument nutzen. Die Befürchtung, dass so eine Vereinigung unterschiedlichster Menschen nur auf der Basis knochentrockenen, zweckorientierten Handelns funktioniert, erwies sich recht schnell als gegenstandslos. Im Gegenteil, aus Bekanntschaften haben sich Freundschaften entwickelt, die man nicht mehr missen möchte. Ich würde mich sogar dazu hinreißen lassen und behaupten, dass so etwas wie eine Künstlergruppe entstanden ist. Künstler und Kunstfreunde die mit Porzellan leben und arbeiten und sich dabei gegenseitig unterstützen und inspirieren. Und hier sehe ich das Potential für die kommenden Jahre: das gemeinschaftliche Auftreten verbunden mit dem tätigen Beweis, dass Porzellan ein nicht mehr wegzudenkender Werkstoff für zeitgenössische künstlerische Arbeit ist. Pläne gibt es genug: z.B. die Ausstellung »Dresdner Porzellan – Mythos, Repräsentation, Inspiration« die von Ende Juli bis Anfang Oktober diesen Jahres im Stadtmuseum Dresden stattfinden wird.

Zum Abschluss unserer Ausstellungsreihe »Jetzt nach X« zeigen wir schließlich von Oktober 2012 bis Januar 2013 Wandobjekte aus Porzellan in der Sparkassenfiliale Dippoldiswalde.

Aber keine Angst, wir werden nicht Alles doppelt und dreifach zeigen, denn interessantes Material haben wir noch zur Genüge in petto.

Allgemein bin ich optimistisch, dass auch nach 302 Jahren die Geschichte des Porzellans nicht abreißt. Inzwischen zeichnet es sich ab, dass die kontinuierlichen, produktionsorientierten Wege nicht mehr unbedingt die gangbarsten sind. Die Zeit ist reif für Neues.

So gibt es die verschiedensten Ansätze. Aber auch Merkwürdigkeiten: Zum Beispiel die älteste Manufaktur in der elbaufwärts gelegenen Domstadt macht mit recht fragwürdigen Aktionen von sich reden. Denn anstatt mit neuen phantastischen Kreationen in Weißen Gold zu überzeugen, hört man von lautstarken Polterabendaktionen zu nächtlicher Stunde, artfremder Verwendung von gekreuzten Kurschwertern und Streit um die markengeschützte Nutzung des Namens der Heimatstadt.

Wir dagegen sind nur ein kleiner Verein mit beschränkten Mitteln und müssen dementsprechend auf dem Teppich bleiben. Aber mancher Teppich, so erzählen es jedenfalls die orientalischen Märchen, soll auch fliegen können!

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Olaf Stoy

Nach der Eröffnungszeremonie besichtigten die Gäste die Jubiläumsausstellung mit verschiedenen Porzellan-Objekten.

Eine Arbeit von Else Gold
Eine Arbeit von Olaf Stoy
Eine Arbeit von Wolfgang E. Herbst
Eine Arbeit von Matthias Jackisch
Nach dem sich der Eröffnungstrubel wieder verzogen hatte, sah man zufriedene Künstlergesichter.
Was will mam mehr.
Johannes Eichenthal
Information
Die Ausstellung auf Schloss Burgk ist noch bis zum 25.3.2012 zu sehen. (Di-Fr 13-16 Uhr, Sa/So 10-17 Uhr)
(Auch die Dauerausstellung der Städtischen Sammlung auf Schloss Burgk ist eine Perle, sehr zu empfehlen.)

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