Essay

Klaus Walther zum 75. Geburtstag

Was klingt besser: 75 Jahre alt oder ein Dreivierteljahrhundert? Die zweite Formulierung gewinnt an geschichtlicher Bedeutung. Wir wollen die zweite nehmen. Denn über Jahrzehnte hat Klaus Walther als Schriftsteller, Literaturkritiker und promovierter Lite­raturwissenschaftler nicht nur in unserer Region die Literaturszene beeinflußt. Als Lektor im Mitteldeutschen Verlag Halle war er auch ein Entdecker und Förderer junger Autoren, also auch mein Entdecker. Es spricht für ihn, wenn er abwinkt und sagt: »Schreiben und euch durchsetzen mußtet ihr selber.«

Foto: So, wie wir ihn kennen: Dr. Klaus Walther im Gespräch mit Karl-May-Kennern, nach der Vorstellung eines, von ihm herausgegebenen, neuen Kammweg-Bandes von Karl May (Der Teufelsbauer. Eine erzgebirgische Dorfgeschichte), am 16. März 2012, während der Leipziger Buchmesse.

 

Meine erste Geschichte hieß »Der alte Parkwächter« und sie war so umwerfend, daß ich beinahe selber beim Schreiben geweint hätte. So umwerfend, daß meine Freunde, darunter Klaus Walther, sich fast tot lachten darüber. Ich war tief beleidigt. Klaus Walther sagte damals zu mir: Du hast ein humoristisches Talent. Du weißt es nur noch nicht.« Er behielt recht. Ein Entdecker also. Leidenschaftlich und streitbar und deshalb wissend, daß ihm auch widersprochen wird. Er hat es noch gelernt, daß Widersprüche Triebkräfte aller Entwicklung sind und ihr Nichtbeachten schließlich zum Niedergang einer gepriesenen Entwicklung führten. Aber er blieb immer besonnen und wägend und freundlich.

Am 25. März 1937 in Chemnitz geboren, ist er doch ein Zwönitzer, ein Erzgebirger, genauer, ein Kühnhaider am Rand von Zwönitz, wo er in einem großen Haus inmitten einer großen familiären Sippe anerkannt wohnt, umzingelt von tausenden von Büchern, die ihn nicht nur als belesen ausweisen, sondern auch als Sammler von bibliophilen Kostbarkeiten. Er besitzt zwei Telefone, von denen das eine immer klingelt, wenn er am anderen mit einem telefoniert, was besagt, er hat viele gute Bekannte und Freunde, was ja immer für die Aktivität und den Charakter eines Menschen spricht. Von 1961 bis 1964 war er Absolvent des Leipziger Literaturinstitutes, studierte auch Journalistik und promovierte in einer Arbeit über den Schriftsteller Bodo Uhse zum Dr. phil. Wer wissen will, was er alles noch für Umtriebe tat und was er alles geschrieben hat, der schlage im Internet bei Wikipedia nach. Mit Manfred Blechschmidt schrieb er über das, was er besonders liebt, das Erzgebirge und das angrenzende Vogtland. Über Hermann Hesse, der ihn all sein Leben lang fesselte, hat er geschrieben, und über Karl May, den Phantasten. Ein Buch von ihm heißt »Bücher sammeln«, ein anderes »Was soll man lesen?«. Bei beiden ist er wieder in seinem Element. Man bemerkt es in jedem Satz. In letzter Zeit ist er in mörderische Spuren gegangen. Aber nicht in primitive allseitig gewordene actionbetonte Muster. »Burgunder ist so rot wie Blut! nannte er, der Rotweintrinker, seinen ersten Krimi. Es dürfte für Spezialisten und Literaturkenner interessant sein, wenn er sein Buch über deutsche Verleger veröffentlichen kann. Da wird er wieder in große literaturgeschichtliche Dimensionen gelangen.

Foto: Dr. Klaus Walther am 25. März unter seinen Geburtstagsgratulanten

 

Einmal erpressten wir ihn. Wir saßen mit ihm in einem Plastekahn auf dem Schwielowsee bei Petzow. Wir baten ihn, beim Verlag weitere Auflagen für unsere Bücher zu beantragen. Er sagte, das hinge nicht von ihm ab. Da begannen wir den Kahn gefährlich zu schaukeln, daß er bald zu kippen drohte. Und er, der Nichtschwimmer, geriet in große Seenot. Und schließlich versprach er uns soviel Auflagen, wie wir nur wollten, wenn wir zu schaukeln aufhören. Was wir sofort taten. Nun, es war in einer Zeit, wo wir keine Bange haben mußten um ausbleibende Auflagen.

Foto: Dr. Klaus Walther am 25. März unter seinen Geburtstagsgratulanten

Lieber Klaus Walther, lieber Freund Klaus, möge der Kahn noch lange über die Wässer Deines Lebens und Deines literarischen Wirkens, nein, nicht schaukeln, sondern gleiten! Einmal nur wurde ich stutzig. Ich las: Klaus Walther. Dissertation. Eigenverlag. »Nachfrageorientierte Bewertung der Streckenführung im öffentlichen Personennahverkehr«. Solltest Du auch dort wirksam sein – ?

Dann auf alle Fälle: Gute Fahrt! Dein Wolfgang Eckert

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