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HAUSBAU- UND ENERGIEMESSE INNSBRUCK 2017

 

Das Innsbrucker Messegelände ist inmitten in der Stadt, direkt am Bahnhof gelegen. Die erste Messehalle wurde Ende des 19. Jahrhunderts komplett aus Prag he­ran­trans­portiert und wieder aufgebaut. Weitere Hallen entstanden vor Ort.

 

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Die zentrale Eingangshalle wurde erst vor wenigen Jahren fertiggestellt. Vor den Höhenzügen der Nordkette kommt der funktionale Bau mit seinen interessanten  Akzenten zur Geltung.

 

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Messedirektor Christian Mayerhofer begrüßte in der Mesehalle D am 27. Januar die Gäste zur Eröffnung der 4. Hausbau- und Energiemesse in der dynamischen Region Tirol. Man erwarte etwa 80 Prozent der Besucher mit konkreten Fragen zu Bauprojekten und 20 Prozent Fachbesucher aus dem Bau-Haupt- und Nebengewerbe zur größten Messe dieser Art in Westösterreich.

 

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Die Innsbrucker Vizebürgermeisterin Mag. Sonja Pitscheider begrüßte die Messegäste im Namen der Kommune.

 

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Der Tiroler Baugewerbe-Landesinnungsmeister Dipl.-Ing. Anton Rieder verwies zunächst darauf, dass der Eigenheimbau höchste Anforderungen an die Branche stelle. Die Tiroler Baubranche sei eine der leistungsfähigsten in Europa. Die Lehrlingsausbildung sei gesichert. Auf der Messe ist die Innung mit einem eigenen Lehrbauhof vertreten. Verbesserungsbedarf sehe er in der Kostenstruktur des Eigenheimbaues: Neben 15 Prozent Grundkosten und 45 Prozent Errichtungskosten sei der Anteil von 40 Prozent Steuern- und Abgaben zu hoch.

Die Tiroler Innung habe zu dem als eine der ersten darauf verwiesen, dass Normen und Standards im Baugewerbe überzogen seien. Insgesamt seien auch neue Formen der Zusammenarbeit notwendig. Derzeit herrsche leider noch oft ein Kontroll- und Konfrontationsklima vor. Damit sei keinem geholfen.  Die Qualitätssicherung wolle man künftig mit dem erfolgreichen Übergang zum digitalmodellgestützten Bauen und Planen, zu so genanntem Building Information Modeling (BIM) verbessern.

 

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Der Tiroler Landesrat Mag. Johannes Tratter (Gemeinden, Raumordnung, Statistik, Wohnbauförderung) verwies darauf, dass die Fläche Tirols nur zu etwa 13 Prozent nutzbar, und nur zu 3 bis 4 Prozent bebaubar sei. Verdichtung und Revitalisierung seien besonders wichtig. Im Jahre 2016 habe das Land 219 Mio. Euro für Wohnbauförderung bereitgestellt. Diese Größenordnung werde auch 2017 beibehalten.

 

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Während der gesamten Messe wurden Vorträge zur Baufinanzierung, zu alternativer Energieversorgung und zum Baumaterial Holz angeboten. Im Forum der Interessengemeinschaft proHolz Tirol/inno4wood in der Halle A referierte am späten Nachmittag des 27. Januar Doz. Dr. Ulrich Müller von der Universität für Bodenkultur in Wien. Der Referent verwies darauf, dass im Zuge der veränderten Rahmenbedingungen bis 2050 etwa 50 Prozent der mineralölbasierten Werkstoffe ersetzt werden müssen.

Holz sei bis ins 19. Jahrhundert hinein einer der wichtigsten Werkstoffe gewesen, wurde aber im 20. Jahrhundert zunehmend verdrängt. Ein Defizit sei die heute noch mangelnde Datenbasis für die Berechenbarkeit der Werkstoffeigenschaften von Holz. Diese Datenbasis sei aber eine Voraussetzung für die computergestützte Fertigung. Als eine Einsatzmöglichkeit von speziellen Hölzern prognostizierte Dr. Müller die Herstellung von Elektromobilen.

 

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Am Nachmittag des 28. Januar trat Hans Wegscheider im gleichen Forum auf. Grundsätzlich hob er hervor, dass Wohnen mit der Auswahl der Baumaterialien beginne. Jahrtausendelang habe man traditionsgemäß die Materialien verwendet, die in der Umgebung vorkamen. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges erlebe der Holzbau eine Renaissance. Holz habe viele Vorzüge stelle aber auch hohe Anforderungen. Im Sommer neige Holz zum Beispiel zur Überhitzung und zur Lufttrockenheit im Raum. Das Naturprodukt Holz bedürfe des Ausgleiches durch Lehm. Lehm könne das Raumklima regulieren, Überhitzung vermeiden, biete Schall- und Elektrosmogschutz. Allerdings sei ein gewisses Volumen an Lehm notwendig, um selbst extreme Temperaturschwankungen ausgleichen zu können. Wenn man auf Verleimungen und Folieabklebungen verzichte, könne man mit den Vorteilen des Holzes ökologisch bauen. Letztendlich empfehle er eine Mischbauweise in Holz und Lehm. Der Holzkern des Gebäudes sollte durch vorgefertigte Lehmplatten ergänzt werden.

 

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Am Haupteingang hatten die Mitarbeiter der Firma Wegscheider ein ökologisches, autarkes Loft-Holz-Lehm-Haus aufgestellt. Der Baukörper ähnelt in der Grundform einem Container und ist mit einem Tieflader transportfähig.

 

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Der Mironde-Verlag war erstmals auf der Innsbrucker Bau- und Energiemesse mit seinem Buchprogramm für das Fachpublikum präsent. Neben Büchern über Abwasserbeseitigung und Klärgasverstromung standen hier vor allem die Handbücher für die hochleistungsfähige Bauinformatik-SoftwareArchicad 20 im Mittelpunkt. Ebenso präsentierte der Verlag das Yearbook 2016 der iC Consulenten Wien (Hrsg. Prof. Dr. Dipl.-Ing. Wilhelm Reismann), in dem erfolgreiche Großprojekte unter dem Aspekt des permanenten Lernprozesses vorgestellt werden. Der BIM-Leitfaden des Architekten und Bauinformatikers Christoph Eichler, der bereits in zweiter Auflage eine praxistaugliche Einführung in das digitalmodellbasierte Planen und Bauen, unter Einbeziehung der Erkenntnisse aus der Ö-Norm ON A 6241 bietet, vervollständigte die Präsentation des Verlages.

Die Bau- und Energiemesse in Tirol ging am Abend des 29. Januar zu Ende. Die Veranstalter wurden für die aufwändige und engagierte Organisation einer Begegnungsplattform von Privatkunden und Fachleuten, von etablierten Firmen und jungen Firmengründern, von Tradition und Innovation, mit einem überwältigenden Besucherinteresse belohnt.

Die 5. Innsbrucker Bau- und Energiemesse wird vom 2.– 4. Februar 2018 stattfinden.

Johannes Eichenthal

 

Information

www.tiroler-hausbaumesse.at

One thought on “HAUSBAU- UND ENERGIEMESSE INNSBRUCK 2017

  1. Ich denke noch an Ihren ersten Auftritt zur „Buch Wien“, der für den „Mironde-Verlag zum Erfolg wurde! Dafür spricht insbesondere das davon inspirierte Buch: „Innokonservation“ von Andreas Eichler.
    Die 1. Auflage 2013, gefolgt von der 2., veränderten und überarbeiteten Auflage in 2015 – erwiesen sich letzten Endes auch in ihrer Ausstrahlung als „Dialog über Herkunft und Zukunft des Buches“ im kultur-philosophischen Sinn von „bewahren und erneuern“ als nachdenkenswerter Beitrag zur Problematik der Metamorphose der Materie. Und alles das bei einer nahezu unglaublichen Steigerung der Mironde-Verlagsproduktion in den letzten Jahren – großes Kompliment! Möge Ihnen das Jahr 2017 viele Leser bescheren und weiterhin so große Erfolge auf den nationalen und internationalen Buch- und anderen Fachmessen.
    In dankbarer Verbundenheit , Siegfried Arlt

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