Reportagen

Advent im Rittergut – Alternative Veranstaltung in Niederfrohna

Am Nachmittag des 18. Dezember, einem sonnigem aber sehr kalten Wintertag, strömten Menschen in großen Scharen in den historischen Gebäudekomplex des Rittergutes Mittelfrohna.

Erstmals war zu einem »Advent im Rittergut« eingeladen worden. Ein Plakat mit diesem Schriftzug hing über dem Tor. Daneben stand ein großer Weihnachtsbaum. Ein symbolischer Eintrittspreis von 50 Cent, mit dem man auch an einer Tombola teilnahm.

Wohnhaus des Rittergutes

Das Wohnhaus des Gutes, dessen heutige Bausubstanz wohl aus dem 17. Jahrhundert stammt, das aber auf Fundamenten aus dem 12./13. Jahrhundert steht, strahlte im Licht der Wintersonne. Porphyrgewände am Portal und den Fenstern verliehen dem Licht einen rosa Schimmer. Der Hof, in dessen Mitte eine uralte Kastanie residiert, war schon von Menschen bevölkert. Ständig trafen neue Besucher ein. Hier und da waren Feuerkörbe aufgestellt, an denen sich wärmten. Zu diesem Zweck wurde auch warme Suppe und Glühwein ausgeschenkt. Im ehemaligen Stall hatten ausgewählte Händler ihre Stände aufgeschlagen: Kunstgewerbeartikel, modische Hüte und Bücher waren hier die Renner.

Hier wurde das Ehepaar Maria und Joseph nachgestellt.

Dass dies eine besondere Advents-Veranstaltung war, das machten zahlreiche Kunstprojekte deutlich. Hier wurde das Ehepaar Maria und Joseph nachgestellt. Advent, Hoffnung. Der dicke Bauch von Maria, der sich unter dem Pelzmantel abzeichnete, machte die Hoffnung anschaulich. Joseph lächelte dazu. Im Hintergrund käuten ein Ochse und ein Esel zufrieden ihr Heu.

Dann sang gar ein Engelchor

 

Wie ein Türchen im Adventskalender

Das historische Wohnhaus erschien uns plötzlich als ein großer Adventskalender. Hier und da öffnet sich ein Fenster. Die eine oder der andere Musiker tauchten auf und erfreuten die Besucher. Man konnte den Ereignissen gar nicht allen folgen.
Ehrengast des Festes war der Niederfrohnaer Bürgermeister Klaus Kertzscher. Er lobte denn auch das Engagement der Familie Elsner und ihrern vielen Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Soetwas habe es in Niederfrohna noch nicht gegeben, meinte er.
Nur die Weihnachtsgans, die den Hauptpreis der Tombola nicht nur spielte, dürfte diesen Tag in schlechter Erinnerung behalten haben. Aus den Gesichtern der anderen Besucher leuchtete, trotz der Kälte, die Begeisterung. Alle hoffen in der Kälte und Dunklheit des Winters auf Wärme und Licht.
Das ist der Advent.

Das Rittergut Mittelfrohna wurde wahrscheinlich im 12. Jahrhundert von Ritter Heinrich von Frohne bewirtschaftet. Dieser wurde am 19. Oktober 1236 in einer Urkunde erwähnt. Auch ist von einem Ritter Jost von Frohne die Rede. Doch schon bald gibt es keine Nachrichten von dieser Familie mehr. Der Historiker Horst Strohbach vermutete den Einzug des Lehens und die Neuvergabe an die Ritter von Meckau und von Flurstädt, und verwies auf eine Urkunde vom 13. Juli 1313, die durch den Burggrafen Albrecht IV. von Leisnig auf Penig ausgestellt wurde. Die Familien von Flurstedt und von Meckau waren mit mehreren Gütern im Machtbereich des Burggrafen von Penig-Leisnig belehnt worden.
Im 16. Jahrhundert taucht zwischenzeitlich eine Familie Walther als Besitzer des Gutes auf. Dann noch einmal ein Balthasar von Flurstedt. 1584 übernahm Georg von Schönberg das Gut. Die Familie von Schönberg hatte vom Kurfürsten bereits seit 1526 schrittweise Dörfer und Güter in der Umgebung von Chemnitz übertragen bekommen. Damit platzierte der zum Protestantismus konvertierte Kurfürst einen treuen Gefolgsmann an der Grenze zu den Besitzungen der kaisertreuen, katholischen Familie von Schönburg auf Glauchau/Waldenburg.
Mit Hartmann Friedrich von Schönberg endet der Schönbergsche Familienbesitz des Gutes.
Am 5.2.1751 kaufte der Chemnitzer Kaufmann Johann Christoph Siegert das Rittergut Mittelfrohna. Dieser verstarb aber bereits 1753. Das Gut wurde zunächst an eine Familie Richter verpachtet. Dann wieder von der Familie Siegert bewirtschaftet. 1803 kauft die Familie Wöhler das Gut, dann in rascher Folge Johann Daniel Zille und 1805 Christiane Henriette von Reitzenstein. Am 12. Dezember 1820 übernahm Heinrich Ernst Graf zu Schönburg-Rochsburg, das Gut. Nach des Grafen Tode ging es in den Besitz der Gräfin Adolphine Sophie Henriette von Schönburg-Rochsburg über, die 1832 den königlichen Oberleutnant der Kavallerie a. D. Adolf Friedrich von Wilucki ehelichte. Das Paar wählte Mittelfrohna zum Wohnsitz.
Die Familie Wilucki zog sich 1878 auf den sogenannten Schweizerhof im Mittelfrohnaer Ortsteil Kreuzeiche zurück. Man verpachtete zunächst das Rittergut und verkaufte es schließlich.
1918 wollte die Gemeinde Mittelfrohna das Rittergut übernehmen. Die Rechtsaufsichtsbehörde verhinderte das jedoch. So verpflichtete man am 30.10.1919 Alexander Otto Hofmann als selbständiger Gutsvorsteher. Später ging Das Rittergut Mittelfrohna in den Besitz von dessen Sohn Dr. phil. Walter Hofmann über. Während des Zweiten Weltkrieges erfolgte eine Zwangsverpachtung. Nach 1945 erhielt die Familie Hofmann das Gut zurück. Dr. Günter Hofmann vermochte sogar die Bodenreform zu überstehen, flüchtete aber Anfang der 1950er Jahre in die Bundesrepublik. Das Gut wurde vom Staat konfisziert. 1990 erhielt Dr. Günter Hofmann das Rittergut Mittelfrohna zurück. Nach seinem Tode verwaltete dessen Tochter Birgit Kubicki das Gut. Seit 2008 ist die Familie Elsner Besitzer des historischen Anwesens.
Das Schicksal eines solchen Bauwerkes kann uns eine Ahnung davon vermitteln, was Geschichte ist. Den Gastgebern und und ihren vielen Helfern ist für diese Möglichkeit zu danken.

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