Erzhammer
Reportagen

KULTUR IM ERZHAMMER

Für den 21. April hatte das Kulturzentrum Erzhammer zum 28. Tag der Heimatgeschichte eingeladen. Im Museumssaal fand die Heimatgeschichtliche Börse statt. Auch der Mironde-Verlag war mit einer kleinen Auswahl seiner Bücher vertreten. Im Friedrichssaal fanden ab 13.30 Vorträge statt, 15.00 Uhr gar eine Buchpremiere und 16.30 Uhr wurden historische Filmaufnahmen gezeigt. Das vielseitige und konzentrierte Programm war sehr gut organisiert und vorbereitet.

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Frau Kristin Baden-Walther, die Leiterin des Kulturzentrums, eröffnete die Veranstaltung um 13.30 Uhr im Friedrichssaal. 

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Um 14.30 Uhr referierte Jan Münch vom Verein Lazarus Erben e.V., der seinen Sitz in einem Haus hat, dessen Besitzer Lazarus Ercker (1530–1594) war. Sein Thema lautete „Lazarus Ercker – ein Annaberger Münzmeister mit Weltruf“. Münch machte auf den Lebensweg Erckers aufmerksam, der ihn von der Annaberger Lateinschule und der Riesschen Rechenschule zur Universität nach Wittenberg, nach Dresden, Goslar, zurück nach Annaberg, dann nach Joachimsthal (Jáchimov), Schlackenwerth (Ostrov) und Kuttenberg (Kutna horá) führte. Nach dem Tod seiner Ehefrau ging Ercker 1565 den Bund der Ehe mit Susanne Thiele ein. Der erste gemeinsame Sohn Joachim wurde in Annaberg getauft. Letztlich beriefen der Böhmischen König und der Deutsche Kaiser Maximlian II. (1527–1576) und später Rudolf II. (1552–1612) Lazarus Ercker nach Prag. Dort wurde er verantwortlich für die Überprüfung aller Bergwerke des Kaiserreiches. In Joachimsthal entstanden die Anfänge seines Hauptwerkes, das als „Großes Probierbuch“ zitiert wird, jedoch unter dem Titel „Beschreibung allervornehmster mineralischen Erze und Bergwerksarten/ wie dieselbigen/ und eine jede in Sonderheit/ ihrer Natur und Eigenschaft nach/ auf alle Metalle probiert/ allen Liebhabern der Feuerkünste/ jungen Probierern und Bergleuten zu Nutzen …“ Das Buch erschien 1574 in Prag. Mit seinen Schriften erlangte Lazarus Ercker gemeinsam mit Georgius Agricola (1494–1555) und Vannoccio Birringuccio (1480–1537) den Ruf einer wissenschaftlichen Autorität im internationalen Bergbau- und Hüttenwesen.

Lazarus Ercker starb am 6. Januar 1594 in Prag. Auf sein Ersuchen hin amtierte seine Ehefrau Susanne Ercker bis 1600 weiter in der Position ihres Ehemanns als Oberaufseherin aller Bergwerke. Erst 1600 wurde ein Nachfolger ernannt. 

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Gegen 15 Uhr folgte die Buchpremiere von Michael Schusters Kleinkinderbuch „Der Zwerg aus dem Berg. Bildergeschichte einer Zeitreise in die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří“. Michael Schuster hatte bereits 2022 ein Kinderbuch über den Zwerg mit dem Namen „Wurzelchen“ veröffentlicht. Im Buch wird die Geschichte der Begegnung zwischen dem Zwerg und dem Schüler Lazarus Ercker erzählt. Interessierte Eltern können in den Endnoten und Literaturhinweisen weiterführende Informationen zum Bergbau, Hüttenwesen und zur Montanregion finden. 2023 folgte die Premiere eines Hörbuches mit dem Titel „Der Zwerg aus dem Berg“ in der Stadtbibliothek Annaberg-Buchholz. Die erneute Buchpremiere hatte also eine umfangreiche Vorgeschichte. Michael Schuster bewies an diesem Sonntag Nachmittag wieder einmal, dass er in seiner Heimatstadt verwurzelt ist, und dass er in der Lage ist, mit allen Generationen sehr schnell in einen Dialog zu kommen. So vermag er seine Zuhörer zu begeistern, ob es Großeltern, Enkelkinder oder Eltern sind.

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Im Anschluss an die Buchpremiere erblickten wir bereits Prof. Dr. Friedrich Naumann im Bergratsornat. An das angekündigte Treffen mit Georgius Agricola konnten wir eigentlich nicht wirklich glauben. Obwohl ich vom Fortschritt der modernen Medizin gehört hatte, Menschen, die das n-te Leben beendet hatten, kurzzeitig in das n+1-te Leben zurückzurufen (Schmidt, A. 1958). Doch es kam ganz anders. Plötzlich war ER da. Zu unserem Erstaunen sah man IHM sein nicht unbeträchtlichen Alter nicht an: frische Gesichtsfarbe. Keine Anzeichen von Schwäche. Im Gegenteil: ER drängte den armen Professor Naumann, wollte endlich in „medias res“ gehen, zur Sache. Seine Zeit sei bemessen, man solle sich sputen. Aber das brauchte er Naumann nicht zwei Mal zu sagen. Der Professor berichtete sachlich über das Leben Agricolas. ER äußerte sich dazu prägnant, nahezu druckreif. Ich war von diesem Disput tief beeindruckt. Hier hörte ich authentisch, was ich in der Literatur gelesen hatte. Fast hätte ich mich in Gedanken verloren …

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Zum Glück traf ich IHN im Museumssaal am Stand des Mironde-Verlages wieder. ER fragte, wo denn die Schüler und Jugendlichen der Stadt seien? Was solle denn werden, wenn sich die Jugend nicht mehr für Wissenschaft und Geschichte interessierten. Er selbst habe jede Gelegenheit genutzt, um sich ein Bild vom Menschen und der Natur zu machen. Die Disziplinengrenzen der Universitäten seien nur hinderlich. Die Natur sei auch nicht in „Fächer“ aufgeteilt. Der Mensch sei der Kosmos im Kleinen. Deshalb müsse man beides im Zusammenhang studieren. Deshalb habe er Menschen-, Pflanzen- und Gesteinskunde gleichzeitig betrieben. Den Grundsatz „Theorie für die Praxis“ habe er geprägt. Leibniz habe später leider nie die Quelle für das Zitat angegeben. Die moderne Medizin sei nur auf der Grundlage der antiken Erfahrungen möglich. Der Kollege Paracelsus habe das auch so gesehen. … Als ich nachfragen wollte, ob er wirklich Paracelsus getroffen … war ER plötzlich weg …. Ich stand allein im Museumssaal.

Johannes Eichenthal

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Information

Michael Schuster: Der Zwerg aus dem Berg. Bildergeschichte einer Zeitreise in die Montanregion Erzgebirge/ Krušnohoří. Für Kinder ab 3 Jahre. Klammerheftung, 14,8 × 14,8 cm, 16 Seiten, Illustration von Birgit Eichler VP 5,95 Euro; ISBN 978-3-96063-058-6

Bestellbar in jeder Buchhandlung oder direkt beim Verlag: https://buchversand.mironde.com/p/der-zwerg-aus-dem-berg-bildergeschichte-einer-zeitreise-in-die-montanregion-erzgebirge-krusnohori

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Friedrich Naumann: Sächsische Bergbaukunst im 18. Jahrhundert auf dem Weg nach Russland

Fester Einband 23,0 × 23,0 cm, 256 Seiten, zweisprachig Deutsch/Russisch; 88 z.T. farbige Abbildungen und Fotos. VP 39,90 Euro ISBN 978-3-96063-045-6

Beziehbar in der Buchhandlung oder direkt beim Verlag: https://buchversand.mironde.com/p/saechsische-bergbaukunst-im-18-jahrhundert-auf-dem-weg-nach-russland

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Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.

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