Reportagen

DKW im Kopf

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Wenn wir in Chemnitz die Zwickauer Straße stadteinwärts fahren, dann fällt uns ein interessantes Gebäude auf – die frühere »Garage«. Eine der ersten Hochgaragen in Deutschland. Im Erdgeschoss des Gebäudes ist heute das Fahrzeugmuseum untergebracht.

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Am Abend des 12. Juni zieht es alle, deren Herz für den Fahrzeugbau der Region schlägt, in das Museum. Mitglieder des DKW Motorrad Club e.V. reisen extra mit ihren traditionsreichen Motorrädern an.

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Museumsdirektor Dirk Schmerschneider muss dem Publikum Frieder Bach nicht vorstellen – er ist in den Kennerkreisen bekannt.

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Frieder Bach nimmt die Besucher an diesem Abend mit auf eine Zeitreise. Mit Hilfe des Beamers präsentiert er die Bilder aus seinem neuen Buch »Kenner fahren DKW! Prototypen – Weltrekordler – Seltenheiten«. Zu jedem Bild hat Frieder Bach eine Episode im Kopf. Er erinnert an Namen von Mitarbeitern des legendären DKW-Gründers Jørgen Skafte Rasmussen, wie den dänischen Ingenieur Matthiesen. Weil Rasmussen in Chemnitz keinen passenden Standort finden konnte, gründete er sein Werk in Zschopau.
Bach zeichnet den Weg von schwachen Zweitakt-Fahrrad-Hilfsmotoren über Motorrad-Motoren und ebenso noch schwache Automotoren (0,2- oder 0,4-Liter) nach. Gleichzeitig deutet er an, dass die rahmenlosen Holzkarossen der ersten Autos auch keine starken Motoren verkraftet hätten. Frieder Bach erzählt von DKW-Chefkonstrukteuren, wie Hermann Weber, die unter Pseudonym Motorrad- und Autorennen fuhren. Die Konstruktionszeichnung eines DKW-Stahlmodells (SM) aus den Schwarzenberger Krauß-Werken wird gezeigt. Immer wieder Namen von DKW-Mitarbeitern, die nach 1945 bei Barkas den Trabant-Motor entwickelten oder nach Ingolstadt zu Audi gingen. So gelingt es Frieder Bach, den historischen Faden bis in die Gegenwart »zu spinnen«. Am Ende waren es anderthalb Stunden, in denen er  frei erzählte.

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Das Publikum, das der Erzählung von Frieder Bach aufmerksam und dankbar lauschte, und hin und wieder zu verstehen gab, dass es auch über kleinste Details im Bilde war, nutzt die Gelegenheit zum Erwerb eines signierten Exemplars des neuen Buches ausgiebig.

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Viele Besucher, im Bild Mitglieder des Heimatvereins Niederfrohna, schauten sich nach der Lesung die Ausstellung im Fahrzeugmuseum an. Hier ist die Fahrzeugbautradition der Region Chemnitz-Zwickau auf engstem Raum sichtbar. Hier kann man die Dimension der technologischen Kreativität unserer Heimat erahnen.

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Dann wird es wieder ruhiger im Museum. Frieder Bach verabschiedet den 2. Vorsitzende des DKW-Motorradclubs e.V. Lutz Zacharias, der mit seinen Motorradfreunden wieder nach Mittelbach fährt. Dort findet am Wochenende vom 14./15. Juni ein DKW-Treffen statt.

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Kommentar
Dem Trägerverein des Chemnitzer Fahrzeugmuseums ist für seine anspruchsvolle Arbeit im Interesse der Region Chemnitz-Zwickau zu danken. Der Vortrag von Frieder Bach machte aber deutlich, dass der Name »Chemnitzer Fahrzeugmuseum« nicht ganz exakt ist. Er müsste eigentlich »Denkfabrik« heißen. Denn hier werden zwar wichtige Exponate aufbewahrt und gepflegt, doch der Verein leistet viel mehr. Bach ist in der Lage tausende Querverbindungen und Zusammenhänge zu assoziieren. Namen, Konstruktionen, Typen – alles vermag er in seinem Kopf in einen großen Zusammenhang zu bringen. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Oft wird gesagt, dass Bibliotheken und Museen unser Wissen aufbewahrten. Das ist nicht ganz richtig. In Bibliotheken und Museen werden Grundlagen unseres Wissens aufbewahrt. Zur Bildung werden diese Grundlagen erst, wenn sie in den Köpfen der Bibliothekare, Archivare und Erzähler in einen Entwicklungszusammenhang gebracht werden. Frieder Bach ist ein solch herausragender Chemnitzer Kopf, der den Fluss der technologischen Bildung in unserer Region in eine erzählerisch-literarische Form zu bringen vermag. Über seinen berühmten Namensvetter aus der Komponistenzunft wurde gesagt, dass »Bach« eigentlich der falsche Name sei, er müsse eher »Strom« heißen. Für Frieder Bach könnte das, wenn auch in einem anderen Metier, auch zutreffen.
Johannes Eichenthal

Information

Fahrzeugmuseum Chemnitz, 09112 Chemnitz, Zwickauer Straße 77
www.fahrzeugmuseum-chemnitz.de

www.dkw-motorrad-club.de

Frieder Bach: Kenner fahren DKW. Prototypen, Weltrekordler, Seltenheiten.
23 × 23 cm, 132 Seiten, fester Einband, Fadenbindung, Lesebändchen
167 zum Teil farbige Fotos und Abbildungen, VP 18,50 €, ISBN 978-3-937654-82-9

Nach den »Fahrzeugspuren in Chemnitz« und »Chemnitzer Oldtimergeschichte(n)«, die im November 2013 erschienen, widmet sich Frieder Bach in einem weiteren Buch der Geschichte des Fahrzeugbaus in der Industrieregion Chemnitz-Zwickau.
Die DKW-Fahrzeuge mit Zweitaktmotor, Fahrräder mit Hilfsmotor, Motorräder und PKW, wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als preiswerte Alternative für den Alltag konzipiert. DKW-Fahrzeuge waren das Ergebnis des Ringens und Suchens von Technikern, Konstrukteuren und Testfahrern. Am Ende standen zuverlässige Fahrzeuge mit ausgereifter Konstruktion, die von fleißigen Arbeitern in Großserien effektiv produziert wurden.
Die ausgereiften Großserienmodelle wurden aber nur möglich, weil ihre Konstrukteure alle Ideen erprobten, auch solche, die sich in Herstellung oder Gebrauch als nicht tragfähig erwiesen. Die dabei entstandenen Modelle – Prototypen, Einzelstücke, Seltenheiten – stehen im Mittelpunkt des vorliegenden Buches.
Zugleich setzt Frieder Bach in diesem Buch den Menschen ein Denkmal, die sich für die DKW-Entwicklung engagierten.

Versandkostenfreie Zusendung in Deutschland unter: www.mironde.com

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