Reportagen

Über sieben Brücken

Bücher-Walther in Stollberg hatte im Rahmen ihrer Autorenlesungen »Büchertisch« am 15. Oktober Prof. Helmut Richter aus Leipzig zu Gast. Richter, Buchautor, Filmemacher, Dichter, Lyriker, Literaturprofessor und Schöpfer des von der Rock-Gruppe Karat in Noten gesetzten Gedichtes »Über sieben Brücken musst du gehen«, stellte sein neuestes Buch mit dem pfiffigen, witzig-erotischen Titel: »Wer die Fuge liebt, der beweibt sich« – hundert Limericks«, vor.
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Gastgeber Alexander Walther begrüßte die zahlreich erschienene Leserschar pünktlich um 18.30 Uhr und schwelgte in Erinnerungen an Kindheitstage, einen Besuch bei Richters mit seinen Eltern und an ein dickes Meerschweinchen in einer rosa Plastewanne. Auch versicherte der Bücherhaus-Chef, dass er sehr wohl wüsste was ein Limerick sei, gab auch gleich einen in Englisch gekonnt zum Besten und leitete dadurch auf Prof. Richter, der den »Ball« auffing, über.

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Der Autor erklärte zuerst den Begriff Limerick, seine Herkunft aus der Grafschaft Limerick in Irland, sein Reimschema und, und, und, kurz und gut alles was man über Limericks wissen sollte und sich in Wikipedia nachlesen lässt.
Dann kam der Lyriker auf seinen ersten Limerick-Einfall zu sprechen und damit auch auf den Titel des Buches. Es sei im Sommer 2005 gewesen, erzählte er, im Bachstüberl in Leipzig bei bestem sächsischem Mohnkuchen sei er gesessen und eine kurz zuvor beobachtete Szene am Bachdenkmal, das von Carl Seffner, sei ihm wie im Film durch den Kopf gegangen. Ein Ehepaar vor dem Kunstguss des Kantors. Der Mann verneigte sich plötzlich und übertrieben tief davor. Schnellte hoch, lachte und umarmte seine Frau.
Das war die Initialzündung für einen Dreizeiler, der dann rasch notiert und umgedichtet zu dem ersten und buchtitelgebenden Fünfzeiler nach dem Reimschema AABBA wurde:

Vor dem Bachmonument in Leipzig
Steht ein Ehemann und verneigt sich,
Und erklärt seiner Frau:
Auch Bach wusste genau,
Wer die Fuge liebt, der beweibt sich.

Ist das nicht klasse?

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Übrigens ist diese Geschichte im Vorspann erzählt, und wissenswertes wird über den Limerick im Nachspann des doch wunderbar gestalteten und illustrierten Bändchens mitgeteilt.
Die Illustrationen, Einhundert passend an der Zahl, sind von dem international bekannten Leipziger Künstler, Grafiker und Maler Egbert Herfurth gezeichnet.
Treffend oder hinterrücks lächelnd wie Herfurth seine Bildchen nennt, ergänzen sie den Limerick, erhöhen und erweitern diesen in der Aussagekraft. Well done, wie es auf gut (angel)sächsisch heißt, gut gemacht Egbert Herfurth!

 

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Helmut Richter fing an in der folgenden Zeit immer wieder Ereignisse, Erlebnisse, Gedanken zur Politik und der Welt, alltägliches und nicht alltägliches, Ideen und Geistesblitze in Limericks zu gießen und notierte diese fein säuberlich in Tagebuchmanier, sodass eine stattliche Sammlung der Fünfzeiler zusammen kam.
Der Leipziger Verlag Faber & Faber fand dies eine gute Idee, war gleich angetan davon und verlegt nun eine Auswahl in dem vorgestellten Buch.
Hundert launige, heitere, nachdenkliche, boshafte oder erotisch angehauchte Fünfzeiler nennt Professor Richter seine Paarreime in altmeisterlicher Manier. Und die sind ihm gelungen.
Kurzweilig und unterhaltend, mit sonorer und gut verständlicher Stimme trägt er sie vor. Unterrichtet gelegentlich das Publikum bei dem ein oder anderen Reim über dessen Entstehung, den Anlass, der ihn dazu brachte. Den teils süß-bitteren Humor der Limericks verspürte das Auditorium schon, wie zum Beispiel bei diesem:

Lebens-Lauf
Ein Willensmensch frönte mit Konsequenz
Sein Leben lang eisern der Abstinenz.
Der war stets auf der Hut,
Aber kurz und gut:
Auch ihn quält jetzt die Inkontinenz.

 

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Nun, die eingeplante Zeit war rasch vertan, der Vortag ging zu Ende und aus der interessierten Besucherschar, die guten Beifall spendete, konterte dann Dr. Hellfritzsch mit folgendem, im Stehgreif ersonnenem Limerick:

 

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Der Altmeister lenkt hin zu den Schnittchen,
kredenzt von seinem Schwieger-Schneewittchen.
Der lesende Autor ist gar nicht so wichtig,
ein wenig übertrieben gesagt: fast null und nichtig.
Ist das nicht unerhört? Dunnerlittchen!!!

Die Idee gefiel und es gab auch dafür reichlich Beifall.

Die anschließende Podiumsdiskussion eröffnete der Senior des Walther-Clans, Dr. Klaus Walther mit der Frage an den Buchautor: Was denn der »Urknall« für den ersten Limerick gewesen sei. Daraufhin flachste Helmut Richter, der seit gemeinsamen Studienzeiten ein langjähriger Freund von Klaus Walther ist, zurück und meinte, ob K.W. den nicht während des Vortags dagewesen wäre. Er hätte doch schon zum Einstieg der Lesung bereits genau dies alles erklärt. Nun ja, auf manch härterer Kirchenbank wird schon mal eine Predigt verschlafen. Und die beiden Freunde heiterten mit ihren Bemerkungen hin und her doch die Zuhörer recht auf.
There is no business like show-business, (angel)sächsisches.

 

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Und dann endlich, die guten Schnittchen mit Wurst und Mett und Käse, mit rotem und weißem Wein dazu, gefertigt und gereicht von der Gastgeberin Kerstin Walther, denn: die Gäste werden gelabt, ist ein Credo von Bücher-Walther.

Gespräche und Buchsignierungen folgten.

 

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Prof. Richter wies noch auf die Vorzugsausgabe hin, die in einer limitierten Auflage mit einer signierten Zeichnung von Egbert Herfurth aufgelegt wurde. Zwei davon fanden sofort ihre Liebhaber.
Noch rechtzeitig für die Fußballfreunde schloss die Veranstaltung nach 20 Uhr. Das Walther-Team, auch unter tätiger Mithilfe von Junior Robert, räumte ab und auf und ein spannendes Fußball-Match der deutschen Nationalmannschaft rundete den Abend ab.

Weiter so
Jogi Löw mit Mannen.
Weiter so Bücher-Walther
mit Damen.

D. L. Reiskirchen

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