Reportagen

DER ZWERG AUS DEM BERG

Am Sonntag, dem 21. April 2024, lädt das Kulturzentrum Erzhammer  zum 28. Tag der Heimatgeschichte ein. Dabei gibt es auch mindestens eine Buchpremiere: Michael Schuster wird im Friedrichssaal gegen 15.00 Uhr sein neues Kleinkinderbuch „Der Zwerg aus dem Berg“ vorstellen, das im Mironde-Verlag erschien. Im Vorfeld beantwortete Michael Schuster einige Fragen zu seinem neuen Buch.

Sehr geehrter Herr Schuster, Sie veröffentlichten zur Person von Lazarus Ercker 2022 ein Kinderbuch mit EndFußnoten und Literaturhinweisen für die Eltern, 2023 eine Hörbuch und jetzt ein Kleinkinderbuch. Wie kamen Sie auf das ungewöhnliche Thema?

Michael Schuster: Ich wurde in Annaberg-Buchholz, im gleichen Ort wie Lazarus Ercker (1528–1594) geboren. Ich studierte das gleiche Fachgebiet, welches er zu seiner Zeit mit herausragenden Publikationen herausarbeitete – das Hüttenwesen – da war es das Normalste der Welt, dass ich mich seit Studienbeginn in Freiberg für ihn interessierte und seine Schriften exzerpierte. Unnormal ist für mich, dass heute so wenige Annaberger diesen weltbekannten Wissenschaftler kennen. Lazarus Ercker war für 200 bis 300 Jahre gemeinsam mit Georgius Agricola (1494–1555) und Vannoccio Biringuccio (1480–1537) die europäische Autorität auf dem Gebiet von Bergbau und Hüttenwesen.

Sie wollen, dass Lazarus Ercker bekannter wird. Warum schreiben Sie dann Bücher für Kinder und keine rein wissenschaftlichen Bücher?

Michael Schuster: Ja, das ist eigenartig, ich habe von Anfang an an Kinder gedacht. Ich wollte verständlich sein, nicht nur für einen eng begrenzten Kreis an Spezialisten schreiben. Lazarus Ercker war ein universell gebildeter Mensch. Ihm wird man nicht mit dem Maßstab heutigen Spezialistentums gerecht. Kinder haben noch solch weitgespannten Interessen: Steine, Pflanzen, Tiere, Erde, Sterne, Himmel … Darüber hinaus sind wir mit dem UNESCO Welterbetitel verpflichtet, auch eine Bildungsaufgabe zu erfüllen, und unser Erbe an die nächste Generation weiterzugeben.

Und Zwerge?

Michael Schuster: Der Zwergenmythos ist für alle Kinder lebendig. „Mythos“ ist ja das griechische Wort für „Erzählung“, im Lateinischen heißt es „Fabel“. Im Archiv fand ich einen uralten Text von einem Zwerg namens „Wurzelchen“. Der wohnte unter der Stadt Annaberg-Buchholz und erzählte von seiner Begegnung mit dem Schuljungen Lazarus Ercker in der neu gegründeten Stadt Annaberg, vor etwa 500 Jahren. Anders als im großen Kinderbuch tritt im Kleinkinderbuch der Text zurück und die gezeichnete Geschichte dominiert das Buch. Diese Form der Darstellung ist geeignet zum Vorlesen und zum eigenständigen bildhaften Verstehen der Geschichte durch Vorschulkinder.

Hoffen Sie, dass Kinder den Lazarus Ercker neu entdecken?

Michael Schuster: Ja, das hoffe ich. Einerseits zeigt unsere Erzählung, dass Lazarus Ercker ein fleißiger Schüler und Student war, der sein Leben lang lernte und am Hof von Rudolf II. in Prag mit den besten Wissenschaftlern Europas zusammentraf. Andererseits können wir bei Lazarus Ercker auch ein Verständnis für unser Erde als einem Lebewesen finden. Ich erinnere an das „Gericht der Götter“ des Chemnitzer Lateinschuldirektors Paul Schneevogel/Paulus Niavis (1460–1514), in dem eine Klage der Erde gegen die Menschen verhandelt wurde, und den Naturrechtler Christian Thomasius (1655–1728), der etwas später die Einsicht formulierte, dass das Recht auf Leben dem Menschen von Natur aus angeboren wird, dass aber der Mensch deshalb gleichzeitig Pflichten gegenüber der Natur hat.

Sehr geehrter Herr Schuster, vielen Dank für das Gespräch.

Johannes Eichenthal

Information

Michael Schuster: Der Zwerg aus dem Berg. Bildergeschichte einer Zeitreise in die Montanregion Erzgebirge/ Krušnohoří. Für Kinder ab 3 Jahre. Klammerheftung, 14,8 × 14,8 cm, 16 Seiten, Illustration von Birgit Eichler; VP 5,95 Euro; ISBN 978-3-96063-058-6

Bestellbar in jeder Buchhandlung oder direkt beim Verlag: https://buchversand.mironde.com/p/der-zwerg-aus-dem-berg-bildergeschichte-einer-zeitreise-in-die-montanregion-erzgebirge-krusnohori

Im Anhang das Programm vom 28. Tag der Heimatgeschichte.

Wir möchten besonders auf einen Vortrag zu Lazarus Ercker von Jan Münch (Lazarus Erben e. V.) und einen Disput zwischen Georgius Agricola und Prof. Dr. Friedrich Naumann hinweisen.

Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.

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