Rezension

Arno Schmidt zum 100. Geburtstag

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Am 18. Januar 2014 hätte Arno Schmidt seinen 100. Geburtstag begangen. Die überregionale Presse widmeten sich ausführlich dem großen Schriftsteller, der bis zu seinem Tod in einem 150-Einwohner-Dorf in der Lüneburger Heide lebte.
In der Wochenzeitung »Die Zeit« vom 18. Januar 2014 veröffentlichte Ulrich Rüdenauer unter dem Titel »Flachland und Nachschlagewerke!« eine informative und liebevolle Hommage an den Autor. Der allgemein interessierte Leser kann mit diesem Artikel zunächst einen Lebensüberblick des Schriftstellers gewinnen.
In der Tageszeitung »Der Tagesspiegel« vom 12. Januar 2014 veröffentlichte der Arno-Schmidt-Biograph Wolfgang Martynkewicz einen Artikel unter dem Titel »Gegen Gott und die Deutschen«. Hier findet man den Lebenslauf Schmidt für kundigere Leser dargestellt.

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In der Wiener Tageszeitung »Der Standard« vom 17. Jänner 2014 veröffentlichte Alexander Kluy einen Artikel unter dem Titel »Ein störrischer Einzelgänger« den Versuch einer kurzen und prägnanten Darstellung des Schmidtschen Lebenslaufes.
In der Frankfurter Rundschau vom 18. Januar 2014 veröffentlichte Hans Jürgen Linke einen Artikel unter dem Titel »Arno Schmidt, der Eremit von Bargfeld«. Der Autor hebt einige Fragen der Schmidt-Rezeption heraus. Arno Schmidt sei kein Gegenwartsautor mehr. Einerseits habe vielleicht gerade die Arbeit der Arno-Schmidt-Stiftung dazu beigetragen, Arno Schmidt sanft und hochgepriesen veralten zu lassen. Andererseits sei Schmidt aber auch nie ein massenpräsenter Autor gewesen. Heute könne gerade Literatur und Literaturkritik von Schmidt lernen, denn er habe den relevanten Teil seiner poetologischen Kriterien aus dem Fundus des 18. und 19. Jahrhunderts gewonnen und eine zeitübergreifende Idee von Literatur vertreten.

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Die Tageszeitung »Junge Welt« brachte am 18. Januar 2014 gleich zwei Artikel über Arno Schmidt. Dirk Werner überschrieb seine Anmerkungen mit »Altersreichtum für Aussteiger« und Frank Schäfer titelt mit »’ne merkwürdige Type«.
In der Wochenzeitung »Freitag« veröffentlichte Wolfgang Müller unter dem Titel »Unfug eines Spießers« eine nicht ganz gelungene Schmidt-Parodie.
In der Berliner Zeitung vom 17. Januar 2014 erschien ein Artikel von Martin Halter unter dem Titel »Zum 100. Geburtstag von Arno Schmidt«. Der Autor hebt besonders die Eigenwilligkeit im Leben und Schreiben von Schmidt hervor.
In der Neuen Zürcher Zeitung lässt Gabi Wuttke den amerikanischen Schmidt-Übersetzer John E. Woods zu Wort kommen, um die Probleme der Übersetzung des Schmidt-Werkes zu verdeutlichen.

In der Süddeutschen erschien am 18. Januar 2014 unter dem Titel »Sprachkünstler und Eremit« einen sehr komprimierten Artikel zu Arno Schmidt, ohne Nennung eines Autors.

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Klaus Bellin schrieb in der Tageszeitung »Neues Deutschland« seinen Artikel mit »Wortmächtiger Rebell«. Bellin hebt hervor, dass Schmidt zum Broterwerb Radioessays über Wieland, Klopstock, Johann Gottfried Schnabel und Karl Philipp Moritz« verfasste: »lauter vergessene Dichter«.
Der Partner beim Radio in Stuttgart war Alfred Andersch.
In der FAZ vom 10. Januar 2014 veröffentlichte Dietmar Dath seinen Arno-Schmidt-Artikel unter der Überschrift. »Ein deutscher Notfall. Eine Befragung.« Es lebe etwas Unbesiegbares im Schmidtschen Werk: »es ging schon bei Joyce, mehr noch bei aber bei Schmidt gerade nicht darum, was der Dichter alles weiß, sondern, dass ihm bewusst war: Wenn die Gesellschaft immer mehr Archive für immer mehr Leute öffnet und zugleich mehr Nachrichten immer schneller verbreitet, Dichtung dazu eine Haltung finden, die Wissenslandschaften so lieben kann, wie natürliche.«
Nur noch »Ödhirne«, so Dath, glaubten, Literatur teile Wissen so mit, wie das Wikipedia von sich behauptet.
»Erbsenzähler« hätten versucht Schmidt »Fremdsprachenschnitzer« oder »mathematisch-physikalisch Halbgares« nachzuweisen.
Die Notsituation Schmidts schildert Dath so: »Wie tritt man in den Dialog mit einem literarischen Erbe, wo dieses Erbe entweder zur Beglaubigung des Rassenwahns verpfändet oder ‹arisiert› worden war – und oft ins Ausland verjagt? Wie tritt man in den Dialog mit der Weltliteratur, wenn die Welt die Sprache verabscheuen gelernt hat, in der man das tun will?«
Schmidt habe diese Fragen in einer Herkulesaufgabe abgearbeitet und sich als Nachlassverwalter des Deutschen unsterblich gemacht.

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Klaus Walther überschrieb in der Chemnitzer Freien Presse vom 18. Januar 2014 seine Schmidt-Reminiszenz mit »Das Verlässlichste sind Naturschönheiten, dann Bücher, dann Braten mit Sauerkraut …«
Nach den vielen Dabetten führt Klaus Walther den Leser zum Werk des Jubilars zurück: »Wer ihn kennenlernen will: Für Leseanfänger also die Stürenburg-Geschichten, für die Hoch-Intelligenz den Erstling ‹Leviathan› bis ‹Zettl’s Traum›, Bücher, die einen ganz eigenen Ton und Gestus in die Literatur brachten.« (Leider ermöglicht die Chemnitzer Freie Presse keinen Link auf diesen wichtigen Artikel.)
Zum Abschluss dieses Artikelreigens sei auf ein kleines Reclam-Büchlein verwiesen. Der Arno-Schmidt-Mäzen Jan Philipp Reemtsma gab unter dem Titel »Na, Sie hätten mal in Weimar leben sollen!« drei einzigartige Texte Schmidts heraus: »Wieland und die Prosaformen«, »Goethe und einer seiner Bewunderer« und »Herder oder vom Primzahlmenschen«. Hier ist er, der Olymp deutscher Literatur. Wie mit einem Brennglas wirft Reemtsma das Licht auf die herausragende Fähigkeit Schmidts zur Auswahl der wichtigsten deutschen Literaten und seine eigenwillige Rezeption.
Johannes Eichenthal

Information

http://www.tagesspiegel.de/kultur/arno-schmidt-zum-100-gegen-gott-und-die-deutschen/9319114.html

http://derstandard.at/1389857396940/Ein-stoerrischer-Einzelgaenger

http://www.neues-deutschland.de/artikel/921243.wortmaechtiger-rebell.html

http://www.jungewelt.de/2014/01-18/052.php

http://www.jungewelt.de/2014/01-18/003.php

http://www.freitag.de/autoren/der-freitag/unfug-eines-spiessers

http://www.berliner-zeitung.de/kultur/literatur-zum-100–geburtstag-von-arno-schmidt,10809150,25919462.html

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/arno-schmidt-zum-hundertsten-ein-deutscher-notfall-12746331.html

http://www.fr-online.de/literatur/arno-schmidt-arno-schmidt–der-eremit-von-bargfeld,1472266,25922164.html

http://www.sueddeutsche.de/kultur/arno-schmidt-zum-geburtstag-sprachkuenstler-und-eremit-1.1865861

http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/literatur-und-kunst/der-begehrliche-wortarbeiter-1.18216312

http://www.zeit.de/kultur/literatur/2014-01/arno-schmidt-geburtstag

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