Am 20. September 2014 war von der Museumsleiterin Sissy Karsch, eine baugeschichtliche Führung auf Schloss Rochsburg, eine der romantischsten sächsischen Burgen auf einem Felsensporn, hoch über dem Muldental, angesetzt worden. Interessierte Besucher aus nah und fern kamen, um die Geheimnisse der Burg gelüftet zu wissen.
Der Kunsthistoriker Karl Karsch hob zunächst hervor, dass Rochsburg im 12. Jahrhundert urkundlich ersterwähnt wurde und führte die Gäste dann erzählend durch 1000 Jahre Besiedlungsgeschichte. Seit der dauerhaften Eroberung Meißens im 10. Jahrhundert sei in der Region ein Burgwartsystem von Ministerialen des Königs oder des Markgrafen in die Existenz getreten.
Ein Steinmetzzeichen aus der Zeit Arnold von Westfalens
(Die benachbarte Burg in Rochlitz wurde 995 urkundlich ersterwähnt. Die ersten deutschen Siedler waren Ritter und Mönche. Die ansässige slawische Bevölkerung wurde unterworfen und zu Tributzahlungen, vor allem Lebensmitteln, gezwungen. Ohne diese slawischen Bauern wären die Ritter verhungert. Die Darstellung von deutschen Siedlertrecks und der Kultivierung des Urwaldes sind dem Anschein nach Oberlehrerfantasien des 19. Jahrhunderts, die eher an Amerika-Siedler erinnern.)
Foto: Im Burgarchiv mit Originalputz aus dem 18. Jahrhundert
Jedenfalls wurde um 1190 ein Guntherus de Rochspurg urkundlich erwähnt. Ein zweites Mal taucht der Name im Jahre 1220 bei der Beurkundung eines Landverkaufes an das Kloster Buch auf.
Foto: Im historischen Burgkeller mit Bausubstanz aus dem 16. Jahrhundert
Es sei möglich, dass in der Anfangszeit die Burg noch an einer anderen Stelle erbaut worden sei, zB. in der Nähe der romanischen Dorfkirche, die Ähnlichkeit mit den Bauten des Klosters Wechselburg aufweist. Dafür fehlen aber die Befunde.
Foto: Wandinschrift im Burgarchiv
Nach Gunther von Rochsburg übernehmen die Burggrafen von Altenburg die Burg. Sie besitzen den Status von Reichsministerialen und Reichsrittern. Durch Heirat kommt die Burg dann in den Besitz der Burggrafen von Leisnig. Die Burg ist bis ins 15. Jahrhundert ein wettinisches Lehen.
Der sächsische Obermarschall Hugold von Schleinitz übernimmt im 15. Jahrhundert die Burg und lässt Oberlandesbaumeister Arnold von Westfalen, der auch auf Burg Kriebstein tätig ist, von 1470–82 mit hohem finanziellen Aufwand Umbauten vornehmen. Ab 1503 übernimmt die Familie von Ende die Burg. In dieser Zeit baut Kapar Kraft die Schlosskapelle aus.
Schließlich gelangt die Burg durch einen Gebietsaustausch von den wettinischen Kurfürsten zur Familie von Schönburg, die bis 1945 Besitzer blieb.
Der Bauzustand der Burg sei immer problematisch gewesen, ein ständiger Kampf gegen den Verfall. Mehrfach sei die Burg abgebrannt. Die Familie von Schönburg habe von 1756 bis 1759 die Burg gar verpfänden müssen. Es seien aufgrund begrenzter Mittel in der Geschichte der Burg immer nur maßvolle Reparaturarbeiten möglich gewesen.
Foto: Man blickt auf die historische Holzbalkendecke
Nur in den 1830er Jahren, als sich die Bauern vom Frohndienst loskaufen konnten – es ging um 20–22 Jahreszahlungen – erlebte die Burg einen gewissen Bauboom.
Aber auch heute müsse man sich darüber klar sein, dass starke Eingriffe auch wertvolle Bausubstanz zerstören können.
Foto: Museumsleiterin Sissy Karsch (li.)
Führungen durch die Burg seien 1888 erstmals erwähnt. Nach der Enteignung der Familie von Schönburg im Jahre 1945 sei die Burg in Kreisbesitz gekommen. 1990 lehnte die Familie eine Rückübertragung der Burg ab. Mobiler Besitz wurde dagegen rückübertragen.
Foto: Auf dem Bergfried
Der Landkreis unterhält heute das Museum Schloss Rochsburg und die gesamte Burg.
Das die romantische Burg in den vergangenen Jahrzehnten bewahrt und erneuert wurde, ist nicht zuletzt ein Verdienst der Museumsleiterin Sissy Karsch und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Frau Karsch und ihrem ehrenamtlichen »Museumsführer« Karl Karsch sei an dieser Stelle gedankt. Die Führung war ein Ereignis.
Johannes Eichenthal
Die weithin sichtbare Kuppel des Bergfrieds