Anna-Maria Naumann in der Langenchursdorfer Mühle
Reportagen

Anna-Maria Naumann in der Langenchursdorfer Mühle

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Am 8. Mai 2015 hatten Maria und Karsten Doege um 19.30 Uhr zu der Ausstellungseröffnung »Landpartie« in die Langenchursdorfer Mühle eingeladen.

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Die Langenchursdorfer Künstlerin Anna Maria Naumann präsentierte Zeichnungen und Aquarelle in der Mühlen-Galerie

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Der Langenchursdorfer Flötenkreis stimmte die Gäste musikalisch ein.

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Die Laudatio hielt der Glauchauer Künstler Peter Schönhoff. Wir geben seine Rede am Ende im Wortlaut wieder.

150624Schlosshof

A.-M. Naumann: Kreide, 30 × 40 cm

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A.-M. Naumann: Wolkenburg, Gruft, Pastell, 70 × 100 m

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A.-M. Naumann: Gertrud, Bleistift, 30 × 40 cm

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A.-M. Naumann: Am Schlossrundgang, Schwarzkreide, 40 × 40 cm.

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A.-M. Naumann: Wolkenburg, Engel, Schwarzkreide 40 × 40 m

 

Laudatio von Peter Schönhoff

Liebe Anna Maria Naumann, meine Damen und Herren,

Anna Maria Naumann ist in Dresden, in einem sehr musischen Elternhaus aufgewachsen, in einem Elternhaus, das Musik und sonstiger Kunst sehr zugetan war. In diesem Elternhaus hat sie eine frühe Bildung erfahren, eine Kindheitsbildung, die notwendiger weise ihren Berufsweg prägen mußte. Aber irgendwann auf dem Wege ins Jugendalter stellte sich die Frage für sie, welchen Beruf sie, die vielen Künsten zugetan war, ergreifen sollte, ob sie denn nun Tänzerin, Pianistin oder dann doch lieber Malerin werden sollte.

Für die Tänzerin war sie dann eines Tages zu hoch gewachsen und beim Abwägen zwischen Klavier und Farbe gab die Farbe den Ausschlag.

Lea Grundig war ihre erste Mentorin und so konnte sie 1966 an der Dresdner Kunsthochschule ihr Studium aufnehmen. Anna Maria Naumann hat Wandbild studiert, eine etwas merkwürdige Bezeichnung für eine Fachrichtung, wenn man aber die Spezifik erahnt, dann glaubt man schon, daß es da eine ganze Menge und nicht nur Technisches zu studieren gibt. Das Monumentale verlangt eben auch andere inhaltliche und formale Gestaltungsweisen als das intime Tafelbild oder gar die Grafik.

Anne Naumann kennt selbstverständlich die Dresdner Max Uhlig oder Gerda Lepke, deren Linienführung eine sehr expressive Gestalt scheinbar verworrener Linien zeigt, aber unsere Künstlerin hat sich dem doch nicht angeschlossen. Sie ist leiser, viel leiser und hat dennoch den Duktus verschlungener Linien in ihren Blättern verfolgt, aber selbst dort, wo sie konstruktiv arbeitet, sieht man in der geheimnisvollen Fülle von feinen Äderchen eine konsequente Ordnung. Dieses Ordnen von Punkten und Linien auf der Fläche ist fast ein Markenzeichen ihrer Arbeiten, sie behält alles im Auge und überläßt nichts dem Zufall.

Ich habe vom Zufall gesprochen.

Nun ist aber der Zufall für den Künstler immer ein willkommener Bote, ja Mitarbeiter, für den einen gleichberechtigter Partner, für den anderen nur Stichwortgeber, der unter Umständen mit Skepsis beäugt wird. Für Anne Naumann hat Zufall etwas mit zufallen zu tun, mit plötzlichem Finden, mit einem wahrgenommenen seltenen Augenblick, einem Stück Material oder einer so noch nicht gesehenen Farbe. Damit arbeitet sie und läßt keine Luft ran, wer der Herr ist.

Mehrmals hat die Künstlerin an Symposien und Plainairs und Werkstatttagen teilgenommen.

Die Arbeit mit Kolleginnen und Kollegen möchte sie nicht missen, ganz besonders nicht die Freilichtarbeit. »Landpartie – von Wolkenburg bis Langenchursdorf«, unsere Ausstellung, zeigt Ergebnisse der Arbeit in der Natur, eine unverwechselbar schöne, reiche Natur mit Schlössern, Burgen, Bäumen und Bergen, Ebenen und Tälern, keine wilde Landschaft, in der wir leben, sondern eine eher sanfte mit vielen schmackhaften Ingredienzien gewürzt, auf das uns nicht öde werde. Der sehr poetische und andererseits prosaische Titel »Landpartie« hat etwas biedermeierliches und wenn wir uns, in Kenntnis der Lebensleistungen unserer Altvorderen, in unseren Dörfern umschauen, dann wird uns überall die Sehnsucht nach trautem Heim und Heimatliebe bewußt. Ich sage das ganz absichtlich betont, weil heutztage aus mancher Ecke unseres öffentlichen und priaten Lebens beim Wort Heimat ein Zetern und Mordiogeschrei ankratzt. Da verwechseln die Leute ganz einfach die Tatsache, daß ein Wohlfühlbereich, der Heimat sein kann, nichts zu tun hat mit »über alles auf der Welt«.

Anne Naumann sieht ihre nächste Umgebung aber nicht mit den Augen des Soziologen, sondern mit den Augen der Malerin, der Künstlerin, der die Landschaft des Wolkenburger Landes vertraut ist und dennoch immer wieder neu erscheint. Das Licht ist ja immer wieder wechselnd, die Bewegung der Bäume geht mit dem Wind, die Drauf- und Durchsichten verändern sich jählings, kurz: jede Sekunde spielt das Leben . Deshalb finden wir bei Anne Naumann auch scheinbar vergleichbare Motive, die sich aber stets als neu erweisen. Das ist ein Phänomen, das alle Künstler kennen, die thematisch arbeiten. Da wächst sich die Arbeit häufig zum Zyklus aus, weil der Künstler nicht glaubt, endlich das Thema abgearbeitet zu haben. Immer fehlt ihm noch etwas, immer wieder drängt es ihn, es noch mal zu versuchen.

Das macht die Spezifik künstlerischer Tätigkeit aus, es ist eben eine geistige Arbeit, wenn sie auch manuell umgesetzt wird. Von Claude Monet sind 33 Ansichten der Kathedrale von Rouen bekannt, jede Ansicht ist neu, eine neue Sicht, von Lyonel Feininger sind 16 Ansichten von Halle bekannt, besonders auf die Marktkirche in Halle bezogen und hier befindet sich unsere Künstlerin in guter Gesellschaft.

Es ist erstaunlich, daß die Künstlerin als Pfarrfrau und Mutter dreier Kinder immer wieder die Zeit findet, sich neben ihrer künstlerischen Arbeit auch noch in das Kunstgetümmel in unserer Region zu stürzen und in Kunstvereinen und anderen Gremien eine wichtige Stimme zu sein.

Wenn man sagt: Mal ehrlich, Unter uns Pastorentöchtern usw. … meint man, es wird überall nur mit Wasser gekocht, eine Erkenntnis, die Anne Naumann zu einem lockeren Selbstbewußtsein geführt hat. Sie hat es nicht nötig, einen vordergründig formalen Naumannstil zu kultivieren, sie kann ihre Sinne in alle Richtungen ausdehnen, denn die Anregungen des Lebens sind so vielfältig, daß sie sich denen nicht entziehen kann. Vielleicht haben sie auch die Irrungen und Wirren der Vergangenheit so gelassen gemacht, wir wollen ja hin und wider daran erinnern, daß im Sozialismus zwar alle Menschen gleich waren aber einige waren eben doch etwas gleicher und Pfarrfrauen waren da besonders ungleich.

Anne Naumann hat ihr Segel hoch aufgerichtet, mit reichen Mitteln gibt sie Auskunft über Gott und die Welt und das ist eine weise Haltung, denn wie anders können wir uns der Flut von grausamen Bildern, die immer wieder auf uns einstürmen, erwehren, als mit dem trotzigen Wort: das Leben ist schön.

 

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Galerie: Maria und Karsten Doege, Langenchursdorf, Waldenburger Straße 46

www.muehle-langenchursdorf.de

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