Am Abend des 13. April 2025 wird die Ausstellung zur Porzellanbienale 2024 auf der Meißner Albrechtsburg ihre Pforten schließen. Bis dahin ist allen Interessierten eine interessante Präsentation der Werke von 23 Porzellan-Künstlerinnen und -Künstlern zugänglich: Jutta Albert, Christa Berz, Diana Boitmane, Florence Corbi, Rémy Dubibé, Maria Geszler-Garzuly, Else Gold, Ina Jaenicke, Françoise Joris, Saara Kaatra & Sibylle Meier, Helene Kirchmair, Silvia Klöde, Rebecca Maeder, Sandra Majecka, Magdalena Maros, Vouli Pantazidou, Beate Pfefferkorn, Karin Putsch-Grassi, Ilona Romule, Sandra Segers, Angelica Tulimiero, Judith de Vries und Christa Zeitlhofer.
Zudem findet die Ausstellung an einem authentischen Ort statt. Auf der Albrechtsburg wurde 1708, nach dem Tod des europäischen Hartporzellan-Erfinders Ehrenfried-Walther von Tschirnhaus, die Serienproduktion gestartet. Kurfürst Friedrich August I. beorderte einige Fachleute aus Freiberg nach Meißen (Brennmeister, Ofenbauer u.a.). Jenen ist die Aufnahme der Serienproduktion zu verdanken. In der Folge entstanden in Meißen zahlreiche kleinere und größere Unternehmen, die sich der Porzellanherstellung widmeten. Die Vielfalt der Ansätze war über Jahrhunderte der Reichtum der Branche. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Porzellan-Manufaktur an den heutigen Standort verlegt. Der Königlich Sächsische Geheime Oberbaurat Otto Wanckel (1820–1912) leitete 1863 den Neubau der Porzellanmanufaktur in Meißen und 1864 die Renovierung der Albrechtsburg.

In der Ausstellung werden unterschiedlichste Ansätze sichtbar gemacht.

Am Ende beeindruckte uns vielleicht am meisten das Scherbenfeld von Else Gold. Diese Installation ist nach dem Eingang als erste zu sehen. Man muss einige Momente verharren, um die gelegte Porzellanscherbenfläche zu erfassen, zudem erzeugt die Sonnenlichteinwirkung unterschiedliche Assoziationen. Im ersten Moment kann man es nicht glauben, dass die Künstlerin wirklich jede einzelne Scherbe ablegte. Wir erfahren, dass Else Gold diese Scherben am Ausstellungsende wieder einsammeln, aufbewahren und vielleicht an einem anderen Ort neu ablegen wird. Seit 2010 legte sie mehrfach einen solchen „Scherbenteppich“. Die Meißner Variante ist die 14. Erstmals sehen wir an der Objektdokumentation die Hervorhebung einzelner Buchstaben im Wort SchERBEn. In der Tat kann das kulturelle ERBE nicht als Ganzes erhalten und „transformiert“ werden, weil es kein solches Ganze ist. Zudem ist der Verlust, der Zerfall der Normalfall. In der Wirklichkeit tritt uns das Kulturerbe also als Feld von Fragmenten, Bruchstücken oder Trümmern entgegen. Jede Generation hat die Aufgabe dieses „Scherbenfeld“, diese Vielfalt von Scherben mit individueller Geschichte, wieder neu zusammenzusetzen. Die eine Generation will mit dem Erbe brechen, die andere findet den „roten Faden“ nicht, und wieder andere schaffen das bravourös.

Insgesamt handelt es sich um eine sehenswerte Ausstellung. Den Künstlerinnen und Künstlern, den Organisatorinnen und Organisatoren, dem Verein zur Förderung zeitgenössischer Porzellankunst e.V. und dem Museum Schloss Albrechtsburg Meißen ist zu danken.
Clara Schwarzenwald
Information
Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.
Sehr geehrte Frau Schwarzenwald,
vielen herzlichen Dank für den Bericht.
Eine Frage habe ich aber doch: was darf ich mir unter „ganzen Stücken“ vorstellen?
Mit den besten Grüßen nach Meißen
Aldi