Frühling 1945
Reportagen

ERINNERUNGEN AN DEN FRÜHLING 1945

Der 10. April war ein heiterer Frühlingstag. Am Abend begrüßte Peter Siegel im Namen des Fördervereins zahlreiche Besucher im Esche-Museum Limbach-Oberfrohna. Immer wieder mussten neue Stühle herbeigeschafft werden. Am Ende fanden alle Gäste einen Platz. Peter Siegel erinnerte daran, dass am 14. April 1945 Soldaten der US-Armee in Limbach-Oberfrohna einrückten und die Einwohnerinnen und Einwohner von Krieg und Faschismus befreiten. Aus diesem Anlass wurde das Vortragsthema des Abends gewählt: „Erinnerungen an den Frühling 1945“. Dr. Andreas Eichler, der als Heimatvereinsvorsitzender zwischen 1993 und 2015 einen Historiker-Arbeitskreis moderierte, werde an die Forschungsergebnisse des Arbeitskreises erinnern, Fotos und Abbildungen zeigen und zum Schluss einen kurzen Film vorführen, der von Kameraleuten der US-Armee am 9./10. Mai 1945 in Limbach-Oberfrohna aufgenommen wurde.

Frühling 1945

Peter Siegel begrüßte die Gäste

Andreas Eichler bedankte sich beim Förderverein für die Einladung und bei den zahlreichen Zuschauern für das Interesse an der Thematik. Er hob hervor, dass in den vergangenen 80 Jahren regelmäßig an das Ende des Zweiten Weltkrieges erinnert wurde, dass sich jeder Mensch aber anders erinnere. Die Schriftstellerin Christa Wolf, die selbst mit ihren Eltern die Flucht vor der Front erlebte, beschrieb in ihrem Roman „Kindheitsmuster“ das Problem: So wie wir uns erinnern, so ist es nicht gewesen. Die Gegenwart drängt sich immer wieder in unsere Erinnerungen. 

Wie ist Heimatgeschichtsschreibung dennoch möglich?

Eichler verwies auf den Oberfrohnaer Heimathistoriker Horst Strohbach. Dieser habe den Hinweis Jacob Grimms aufgenommen, der eine vielstimmige Geschichtsdarstellung forderte, weil Geschichte ein vielstimmiger Prozess sei. Strohbach führte in den 1920er Jahren Interviews mit älteren Bäuerinnen und Bauern im Auftrage von Prof. Theodor Frings (Universität Leipzig) und erfasste gleichzeitig chronologisch Ereignisse und Zusammenhänge.

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Ab 1993 habe sich ein Kreis von Heimathistorikern um die Zeitschrift „Miriquidi“ getroffen, der sich vor allem für die Besiedlungsgeschichte interessierte. Doch Klaus Oehmig aus Chursdorf machte auf den bevorstehenden 50. Jahrestag des Kriegsendes aufmerksam. Das wurde 1994 zum Tagungsthema gewählt. 1995 erschien eine 28-Seiten-Broschüre mit den Tagungsbeiträgen. Der Arbeitskreis hatte sich auf die militärischen Kämpfe am Kriegsende konzentriert und glaubte alles gesagt zu haben, was möglich war.

Eichler fügte an, dass er im Projekt „Bürgertum und Industrie“ 1999 in Anlehnung an Strohbachs Methode die chronologische, absolut sachliche  Ereignisgeschichte mit Interviews, mit vielen subjektiven Stimmen kombinierte und als Methode entwickelte. Man nähere sich von zwei Seiten dem historischen Prozess. Man könne im Nachhinein nicht mehr ermitteln, wie es „wirklich“ war. Im besten Fall könne man eine Ahnung davon bekommen, was sich wirklich ereignete.

Frühling 1945

Karte aus „Erinnerungen an den Frühling 1945“. Mironde-Verlag, Niederfrohna 2000.

1999 trat der Militärhistoriker Dr. Dieter Kürschner auf Einladung des Heimatvereins im „Lindenhof“ von Niederfrohna auf. Er war der Herausgeber des Buches »Kriegsschauplatz Sachsen«, das 1995 in Altenburg erschien. Er entfaltetet ein Bild der Frontentwicklung in den letzten Kriegstagen, benannte die 3. US-Armee unter General George F. Patton, die am 22. März um 22 Uhr den Rhein bei Nierstein-Oppenheim forcierte und zügig in Richtung Berlin vorrückte, am 31. März 1945 jedoch den Befehl zur Aufgabe der Hauptstoßrichtungs „Berlin“ und einem 90-Grad-Schwenk mit neuer Hauptstoßrichtung „Erfurt, Leipzig, Dresden“ erhalten hatte. Am 13. April rückte die 3. US-Armee mit dem XX. Armeekorps (4., 6. Panzerdivision, 76., 80. Infanteriedivision) zwischen Glauchau und Rochlitz an. Es handelte sich um etwa 40.000 Mann und 10.000 Fahrzeuge. 

Auf deutscher Seite standen nur noch Wehrmacht-Ersatzeinheiten und Volkssturm-Einheiten. (Verwundete, ältere Männer und Kinder). Am 14. April 1945 trafen Einheiten der US-Armee in Rußdorf, Oberfrohna, Niederfrohna und Limbach ein. An der A 72, vor Chemnitz, und weiter nördlich an der Mulde, wurde der Vormarsch jedoch gestoppt. Einige Bürgermeister im Umfeld von Chemnitz, die vor den rückenden Streitkräften kapitulieren wollten, und die weißen Fahnen hissten, bezahlten nach dem Stopp der Amerikaner ihr Verantwortungsbewusstsein noch mit dem Leben.

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Foto aus „Erinnerungen an den Frühling 1945“. Mironde-Verlag, Niederfrohna 2000.

Am 15. April 1945 entdeckte die Kampfgruppe Lagrew der 76. US-Infanteriedivision zwischen Langenleuba-Oberhain und Penig ein Außenlager des KZ Buchenwald. Hier waren 800 weibliche jüdische Häftlinge untergebracht gewesen. Am Morgen des 15. April mussten über 700 Frauen den Marsch in Richtung Mittweida antreten. Dort flüchtete das Wachpersonal. Im Lager waren 72 erkrankte Frauen zurückgelassen worden. Der Divisionsarzt wurde an den Ort gerufen, der die medizinische Versorgung leitete. 13 Frauen waren im Lager verstorben und wurden auf dem Lagergelände im Sommer 1945 beigesetzt. Der Lehrer Horst Junghans aus Langenleuba-Oberhain leitete seit den 1960er Jahren Schülerforschungsprojekte und erinnerte an das Schicksal der Frauen. (vgl. Erinnerungen an den Frühling 1945. Niederfrohna 2000. S. 81 ff.)

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Ein Panzer der 6. US-Panzerdivision überquert die Muldenbrücke in Rochlitz. Foto aus „Erinnerungen an den Frühling 1945“. Mironde-Verlag, Niederfrohna 2000.

Im Ergebnis der Tagung von 1999 erschien im Jahr 2000 die 200-Seiten-Broschüre »Erinnerungen an den Frühling 1945«. Auf den Artikel Dr. Dieter Kürschners folgten Beiträge von Gerhard Hofmann (Rochlitz), Werner Ulbrich (Glauchau), Ulrike Budig (Waldenburg), Dieter Richter (Penig), Roland Winkler (Schlagwitz), Horst Junghans (Langenleuba-Oberhain), Klaus Oehmig (Chursdorf), Alfred Gemeinhard (Rußdorf), Siegfried Glumm (ehem. Nebelwerfer-Ausbildungskompanie), Max Liebert (Niederfrohna), Artur Winkler (Niederfrohna), Irene Winkler (Mühlau), Horst Strohbach (Oberfrohna), Rainer Rauschenbach (Hartmannsdorf), Dietmar Esche (Wittgensdorf), Christoph Ehrhardt (Grüna), Karl-Heinz Lungwitz (Röhrsdorf), Eberhard Hübsch (Chemniz), Werner Frenzel (Rabenstein) und Dr. Hermann Schnurrbusch (Limbach-Oberfrohna).

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Gert Hofmann: Unsere Eroberung von 1984. Der Roman handelt in der Stadt L. (Limbach). Die Geschichte wird von Kinderstimmen erzählt.

Eichler verwies auf das Tagungsthema des Jahres 2000: „Wiedererrichtung der Kommunalen Selbstverwaltung. 1945–1949“. Der Leitartikel stammte aus der Feder des Schwarzenberger Pfarrers Dr. Christian Löhr, der die Entwicklung der Amtshauptmannschaft und der Stadt Schwarzenberg, einschließlich der unbesetzten Zone, differenziert und anregend schilderte. (Die US-Armee stoppte am 14. April ihren Vormarsch an der A 72 und die Rote Armee rückte Anfang Mai nur bis Annaberg-Buchholz vor.)  Es ging nicht um eine „Freie Republik Schwarzenberg“, es ging auch nicht um einen „Sozialismus von unten“, wie es Stefan Heym darstellte, sondern um einfache Existenzsicherung. Die Amtshauptmannschaft Schwarzenberg war über Nacht von allen Versorgungsverbindungen abgeschnitten worden. Es häuften sich Berge von Waffen, die die Wehrmachtssoldaten beim Abzug in Richtung Böhmen wegwarfen, und es fehlte an Nahrung und Brennstoff. Marodierende Armee-Einheiten bedrohten die Bevölkerung. Ein Aktionsausschuss  versuchte die existenziellen Probleme zu lösen. Weitere Autoren waren Dr. Joachim Türke (Limbach), Rudolf Beßert (Geithain), Werner Ulbrich (Reinholdshain), Klaus Oehmig (Chursdor), Rene Fleischer (Langenchursdorf), Rolf Kirchner (Wolkenburg), Christoph Ehrhard (Grüna) und Gerhard Hofmann (Rochlitz).

Frühling 1945

Auf dem Foto: Brigadegeneral Henry C. Evans, der Artillerie-Kommandeur der 76. US-Infanteriedivision (li.) und Generalleutnant Otto Heidkämper (Generalstabsoffizier der Herresgruppe G/Mitte) am 8. Mai 1945 nach der Kapitulation Heidkämpers vor der Villa der Firma Uebel in Limbach (Ecke Dr.-Goerdeler-/Hohensteiner Straße). Heidkämper war nach der Kontaktaufnahme von einem US-Kommando aus Aue (Amtshauptmannschaft Schwarzenberg) abgeholt worden. Der Stab der 76. US-ID war von Ende April bis Mitte Mai 1945 in Limbach in der Dr.-Goerdeler-Straße untergebracht. Ab 9. Mai war die 76. ID die zentrale Verwaltungseinheit für Westsachsen und Ostthüringen. Danach wurde ihr Sitz nach Hohenstein-Ernstthal verlegt. Foto aus „Enttäuschte Hoffnung“. Mironde-Verlag, Niederfrohna 2004.

Eichler fügte an, dass der Arbeitskreis bei diesem Projekt dazulernte, dass sich die Hauptmacht der Wehrmacht, die Herresgruppe Mitte unter Generalfeldmarschall Ferdinand Schörner, der von Hitler postum zum Oberbefehlshaber des deutschen Heeres ernannt worden war, mit 1,2 Mio. Mann Ende April 1945 von Schlesien nach Böhmen zurückgezogen und ein Hauptquartier in der Nähe von Prag errichtet hatte. Ende April wurde noch ein Gefechtsstand der Heeresgruppe Mitte in Schwarzenberg eingerichtet.

Die Rote Armee, die den Sturm auf Berlin am 16. April in Seelow begonnen hatte, setzte am 4. Mai 1945 einen Teil ihrer Kräfte in Richtung Prag in Marsch. Die 7. Armee der Wehrmacht führte den Befehl noch aus, den Übergang der Roten Armee über das Erzgebirge zu verhindern. Der Stab der 7. Armee hatte seinen Gefechtsstand nach Platen verlegt. Es folgten verlustreiche Kämpfe mit zahlreichen Opfern auf beiden Seiten.. (Im letzten Dreivierteljahr verlor die Wehrmacht täglich etwa 13.000 Soldaten.) Erste Einheiten der Roten Armee trafen erst am 8. Mai in Chemnitz ein.

Die unbesetzte Zone war, ob nun gewollt oder nicht, ein Rückzugskorridor der Wehrmacht in Richtung Böhmen. Obwohl die Wehrmacht bereits am 7. Mai 1945 den Befehl zur Kapitulation erhalten hatte zogen bis zum  12. Mai 1945 noch ganze Einheiten über Schwarzenberg nach Böhmen ab.

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Die Mulden-Brücke von Penig. Am 13. Juni 1945 zog sich die US-Armee an das Westufer der Mulde zurück. Am 14. Juni rückte die Rote Armee an das östliches Ufer vor. Am 30. Juni 1945 zog sich die US-Armee aus Sachsen und Thüringen zurück. Foto aus „Erinnerungen an den Frühling 1945“. Mironde-Verlag, Niederfrohna 2000.

Eichler verwies darauf, das der Arbeitskreis 2003 eine Delegation von Veteranen der 3. US-Armee begrüßte, die von Frankfurt am Main aus nocheinmal die Strecke abfuhren, die sie im April 1945 kämpfend zurückgelegt  hatten.

Frühling 1945

Eichler erinnerte daran, dass auf Anregung des in Lunzenau geborenen Maschinenbau-Diplomingenieurs Wolfgang Bönitz das Thema „Luftkrieg und Zivilbevölkerung“ aufgenommen wurde. Es erschien ein Dokumentationsband zum Thema. Im Jahre 2004 befasste sich der Arbeitskreis mit dem Alltag der Zivilbevölkerung in der Zeit von 1939 bis 1949. Der Tagungsband erschien 2005 unter dem Titel »Nochmal davongekommen.« Er war mit 384 Seiten der umfangreichster Band. Im Jahre 2005 diskutierten der Arbeitskreis über Bodenreform und LPG-Gründung. Der Tagungsband erschien 2006 unter dem Titel »Wege übers Land«. Man habe die These aufgestellt, dass die Rote Armee mit der Bodenaufteilung die Selbstversorgungsmöglichkeit der Bevölkerung sichern wollte, keinen Sozialismus errichten. Die Tagung 2006 behandelte die Folgen und Formen der alliierten Reparationsansprüche nach 1945. Der Tagungsband erschien 2007 unter dem Titel »Wehe den Besiegten«. Die Tagung im Jahre 2007 beschäftigte sich mit der Ankunft und Aufnahme von Evakuiertem, Flüchtlingen und Vertriebenen während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Das sei wahrscheinlich der Band mit dem höchsten Interview-Anteil. Herausragend war das Engagement von Kurt Trenkmann mit 14 Interviews. Der Tagungsband erschien 2008 unter dem Titel »Von der Memel bis an die Mulde. Die Ankunft von Evakuierten, Flüchtlingen und Vertriebenen in der Region während und nach dem Zweiten Weltkrieg«. 

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Oberst Paul Spangenberg, der Kommandeur des Rüstungskommandos Chemnitz, bei der Inspektion eines mittelständischen Unternehmens im September 1943. Foto aus „Verlagerter Krieg“. Mironde-Verlag, Niederfrohna 2011.

Bis 2010 beschäftigten sich der Arbeitskreis mit der Tätigkeit des Rüstungskommandos Chemnitz und dessen Einfluss auf mittelständische Betriebe. Jens Hummel konnte im Militärhistorischen Archiv in Freiburg Unterlagen finden, die das Wirken des sogenannten Rüstungskommandos Chemnitz dokumentierten. Mit Kriegsbeginn legte diese Außenstelle des Ministeriums Albert Speers fest, wer durfte noch produzieren, was musste produziert werden, mit welchem Material und mit welchen Arbeitskräften. Die Umstellung auf Rüstungsproduktion unterlag höchster Geheimhaltung. Das Rüstungskommando Chemnitz fungierte als zentrale Institution, um die mittelständischen Unternehmen der Region im staatlichen Auftrag den Interessen der Generalauftragnehmer dienstbar zu machen. Zum System dieser Kriegsproduktion gehört auch der massenhafte Einsatz von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern. Jens Hummel konnte auch Dokumente erschließen, in denen mit Code-Bezeichnungen das Wirken jedes einzelne Unternehmens und seiner Produkte erfasst wurde. Das ist von Bedeutung, weil nach Kriegsende KPD/SED unter dem Vorwand „Nazi und Kriegsverbrecher“ zu sein, mittelständische Unternehmen enteignete, die unter dem Druck des Rüstungskommandos gehandelt hatten. Der Dokumentationsband erschien 2011 unter dem Titel »Verlagerter Krieg«. 

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Seit 2010 beschäftigte sich der Kreis mit dem Schicksal ausgewählter Betriebe zwischen 1945 – 1990 – 2015. Aber der Historikerkreis war allmählich älter geworden. Die Publikation der Ergebnisse verzögerte sich mehrfach. Doch 2015 konnte endlich der abschließende Dokumentationsband „Not macht erfinderisch“ vorgelegt werden, in dem die Forschungsleistungen von mehr als 20 Jahren kulminierten. Zivile Produktion fand bis zum 13. April 1945 in unserer Region praktisch nicht mehr statt. Mit dem 14. April änderte sich die Lage schlagartig. Das Überleben der Menschen wurde wieder zum Ziel des Wirtschaftens der Unternehmen. Zerbombte Städte, demontierte Fabriken, Materialmangel, Hunger und Kälte begleiteten den Neustart. Dennoch entwickelten die Menschen im Frühling 1945 große Hoffnungen. 

Die Autoren dieses Bandes untersuchen die Schicksale einzelner Unternehmen der Region von 1945 über 1990 bis heute. Die Autoren erinnern zudem an Unternehmergeist, Erfindungsreichtum und technologische Kreativität, die sich gerade in der Notlage am stärksten zeigten. Die Autoren dokumentierten die Entwicklung einzelner Unternehmen: Heiner Unger (Patentpapierfabrik Penig), Hermann Friedrich (DKK Scharfenstein), Manfred Beier/Irmgard Ebert (VEB Feinwäsche Bruno Freitag Limbach-Oberfrohna), Helmut Wünsche (Stern-Radio Rochlitz), Werner Görmar (F.G. Häberle & Co),  Klaus Dietz (Heli-Radio – Limbach-Oberfrohna), Joachim Weinert (F.L. Oschatz – Maschinen- u. Dampfkesselbau Meerane; Wotan & Zimmermann Werke AG Glauchau; Firma Rucks Maschinenbau Glauchau, Firma Hedrich Glauchau), Rene Fleischer (Firma Weinhold in Langenchursdorf), Gerhard Hofmann (Mechanik Rochlitz GmbH, Tochter der Pittler AG), Konrad Vogel (Firma Carl Georg Vogel). 

Eichler machte auf die Geschichte der Firma Heli-Radio aufmerksam. In Limbach habe es ein „Sichtungs- und Zerlegewerk für Wehrmachtselektronik“ gegeben. Der junge Unternehmer Bode Hempel habe aus dem Rüstungsschrott eine Radioproduktion aufgebaut. Ab 1960 arbeitete er mit den beiden Formgestaltern Lutz Rudolph und Karl Clauss Dietel zusammen und schuf wegweisende Radio- und Phonotechnik. Aber die Verstaatlichung im Jahre 1972 beendete die Singularität des Unternehmens (vgl. Beitrag von Klaus Dietz).

Am Ende zog Eichler ein vorläufiges Fazit: Es geht in der Geschichtsschreibung um die konkrete Analyse der konkreten Entwicklung. In jedem Dorf, in jedem Stadtteil verlief die Geschichte, trotz des allgemeinen Zusammenhangs, etwas anders. Ohne diese Besonderheiten ist der Geschichtsprozess nicht zu begreifen.

Frühling 1945

Die Zuschauer verfolgten aufmerksam die Filmvorführung 

An dieser Stelle stellte Eichler zehn Minuten Filmaufnahmen vor, die Kameraleute der US-Armee am 9./10. Mai 1945 aufgenommen hatten. Der Arbeitskreis verdanke die Aufnahmen dem gebürtigen Hohenstein-Ernstthaler Daniel Bänsch, der sie im Washingtoner Nationalarchiv entdeckt hatte. Zunächst wird eine Siegesparade der 76. US-ID gezeigt. Auffällig ist, dass die Kamera immer wieder spielende Kinder und Kindergesichter einfängt. Es folgt die Fahrt einer Kolonne über Chemnitz, Freiberg und Dresden nach Königstein, um gefangene amerikanische, französische und britische Stabsoffiziere abzuholen. Zum Teil werden die fahrenden Fahrzeugkolonnen gezeigt, mitunter befindet sich die Kamera auf dem fahrenden Panzer. Man sieht Flüchtlingskolonnen am Straßenrand, ebenso Soldaten der Roten Armee.

Das Publikum verfolgte die Ausführungen mit großem Interesse. Abschließend ergänzten Zeitzeugen aus Limbach, Rußdorf, Hartmannsdorf und Mühlau mit Redebeiträgen den Vortrag.

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Peter Siegel dankte dem Referenten im Namen des Fördervereins. Auch nach Abschluss des offiziellen Teils wurde an diesem Abend noch lange diskutiert. Dem Förderverein und den Gästen ist zu danken. 

Johannes Eichenthal

Frühling 1945

Information

Andreas Eichler (Hrsg.): Not macht erfinderisch. Zur Geschichte der Industrie in der Region Chemnitz-Zwickau. 1945–1990–2015. 14,8 × 21,0 cm, 184 S., brosch., VP 10,00 Euro ISBN 978-3-937654-52-2

Bestellbar in jeder Buchhandlung oder direkt beim Verlag: https://buchversand.mironde.com/p/andreas-eichler-hrsg-not-macht-erfinderisch

Andreas Eichler (Hrsg.): Enttäuschte Hoffnung. Wiederaufbau der kommunalen Selbstverwaltung. 1945–1949. Broschur, 14,8 × 21,0 cm, 168 S., 7,50 Euro ISBN 978-3-937654-01-0

Bestellbar in jeder Buchhandlung oder direkt beim Verlag: https://buchversand.mironde.com/p/andreas-eichler-hrsg-enttaeuschte-hoffnung

Andreas Eichler: Bürgertum und Industrie im Limbacher Land. 14,8 × 21,0 cm, 220 S., brosch., VP 7,50 Euro ISBN 978-3-9806774-0-0

Bestellbar in jeder Buchhandlung oder direkt beim Verlag: https://buchversand.mironde.com/p/andreas-eichler-buergertum-und-industrie-im-limbacher-land

Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.

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