Reportagen

RÜDIGER-MUßBACH-AUSSTELLUNG IN ERFURT ERÖFFNET

 

Am 11. Mai 2017 wurde in der Pax-Bank am Erfurter Herrmannsplatz eine Ausstellung mit Malerei und Grafik von Rüdiger Mußbach eröffnet.

 

Bachsche Violinenklänge von Gundula Mantu stimmten die Gäste am Abend des 11. Mai auf die Kunst-Ausstellung in der Erfurter Pax-Bank-Filiale ein.

 

Voller Freude begrüßte Direktor Tobias Hohenberger (1. v. li.) erstaunlich viele interessierte Gäste in den Räumen der katholischen Genossenschaftsbank. Zur Tradition des Hauses gehöre eine jährliche Ausstellung von Kunstwerken. Er freue sich besonders den Künstler Rüdiger Mußbach (5. v. li.)  aus Höngeda bei Mühlhausen zur heutigen Ausstellungseröffnung begrüßen zu dürfen.

 

Die Laudatio hielt Andreas Eichler, ein promovierter Philosoph. Zunächst zitierte er den Titel der Arbeit, die auf der Einladungskarte abgedruckt wurde: »Hier ist es anders als da, … und zwischendurch auch.«

Wie kann man diesen Bildtitel verstehen?

Seine Kindheit und Jugend verlebte Rüdiger Mußbach in dem kleinen Dorf Höngeda. Dieser Ort habe seine Besonderheiten. Es gäbe keinen zweiten Ort auf dieser Welt, der diesem gleiche.

Hier zitierte Eichler, wir hatten es befürchtet, Johann Gottfried Herder: Trotz des allgemeinen atmosphärischen Zusammenhanges gibt es auf unserer Erde keine zwei Punkte mit dem gleichen Klima.

Die inneren Bilder Mußbachs seien von den Besonderheiten des Ortes Höngeda geprägt worden. Die Sinneseindrücke habe er in seiner originären Sprache und Bildersprache zusammenfasst und entwickelt. In gewissem Sinne sei die Sprache und Bildsprache bei Mußbach das, was man »Heimat« nenne.

 

Foto: Das Publikum hörte aufmerksam zu.

 

In vielen der ausgestellten Bilder sei die Landschaft aus dem Umland von Mühlhausen mehr oder weniger deutlich erkennbar. Jedoch seien die Arbeiten Mußbachs mit Überlagerungen versehen, ähnlich den Schichten der Altsiedellandschaft im Thüringer Becken.

Um diese Überlagerungen darstellen zu können, habe der Künstler eine Kombination von traditionellen malerischen und grafischen Techniken entwickelt: Bleistift, Aquarell, Materialdruck und anderes.

Zudem vermöge Rüdiger Mußbach Dinge sichtbar zu machen, die andere Menschen nicht oder nur schwer zu sehen vermögen. Dies erinnere ihn, so Eichler, an die Fähigkeit Mußbachs, bei Wanderungen über Feld und Flur seiner Heimat, Dinge zu finden, die von anderen Menschen einfach übersehen werden. Diese Fähigkeit, nicht Sichtbares sichtbar zu machen, so Eichler, sei das poetische Moment in Mußbachs Schaffen.

Hinzu komme, die Thematisierung von Wegen, Straßen und Reisen in den Arbeiten. Doch die »große weite Welt« wird bei Mußbach nicht als Abstraktion dargestellt, sondern als Zusammenhang zwischen den besonderen Orten, als Inter-Heimat, Inter-Nationales, Zwischen-Orten. Er verzichtet nicht auf die Besonderheiten, um einen allgemeinen menschlichen Zusammenhang darzustellen. Zwischen der Provinz und der Welt besteht für ihn keine chinesische Mauer. Es gibt einen allgemeinen Zusammenhang, doch vollzieht sich Geschichte nie abstrakt, nie als »Durchschnittswert« sondern immer an konkreten Orten, in jedem Dorf und jedem Stadtteil auf andere Weise. Rüdiger Mußbach vermag uns auf poetische Weise den allgemeinen Zusammenhang zwischen den Besonderheiten unserer Welt nahe zu bringen. Dem Anschein nach sei die Kunst in diesem Punkt der Wissenschaft voraus, die allzuoft die Wirklichkeit nur auf abstrakt-allgemeine Durchschnittswerte reduziere. Rüdiger Mußbach zeigt uns in seinen Bildern die Besonderheiten der Provinz in weltbürgerlichem Lichte oder den allgemeinen Zusammenhang im Lichte des Reichtums der besonderen Orte. Dafür, so Eichler, sollten wir ihm dankbar sein.

 

Foto: Rüdiger Mußbach (4. v.li.), Gastgeber Tobias Hohenberger (3. v. li.) und Freunde des Künstlers.

 

Nach diesem anstrengendem Teil der Veranstaltung stärkten sich die Besucher an dem ausgezeichneten Büfett, bei vorzüglichem Wein. Die Voraussetzungen dafür hatte die Belegschaft der Pax-Bank geschaffen. Dafür gebührt ihr Dank.

 

Lange wurde an diesem Abend noch diskutiert. Mehrere Bilder fanden bereits ihre Käufer.

 

 

Ein sichtlich entspannter Künstler, vor der Eröffnung der selbst gehängten Ausstellung, im Gespräch mit dem Galeristen Peter Thoms.

Es ist heute nicht mehr selbstverständlich, dass eine Bank ihre Räume einem Künstler aus der Region für eine Werkausstellung öffnet. Um so erfreulicher ist es, wenn ein dankbares Publikum eine solche Initiative auch honoriert. Künstler, Organisatoren und Publikum machten diesen Abend in Erfurt gemeinsam zu einem Ereignis.

Clara Schwarzenwald

 

Information

Die Ausstellung in der Paxbank eG, Herrmannsplatz 4, 99084 Erfurt, ist während der Geschäftszeiten noch bis zum Herbst zu sehen.

Weitere Arbeiten von Rüdiger Mußbach: www.vbkth.de/112, 1259

 

In einer Neuerscheinung des Mironde-Verlages finden sich einige der in Erfurt ausgestellten Arbeiten Rüdiger Mußbachs.

Johannes Eichenthal: Skepsis und Hoffnung.

14,0 × 20,5 cm, 60 Seiten, Broschur mit Schutzumschlag

Grafik von Rüdiger Mußbach (Materialdruck, Bleistift, Aquarell)

VP 12,50 €; ISBN 978-3-96063-004-3

Bestellbar in jeder Buchhandlung oder direkt im Verlag: www.mironde.com

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