Reportagen

GERT LOSCHÜTZ: EIN SCHÖNES PAAR

Am Abend des 29. Juni las der Schriftsteller Gert Loschütz unter freiem Himmel vor mehr als 100 Gästen in einem Garten in der Nähe von Wetzlar aus seinem Roman »Ein schönes Paar«.

Der 29. Juni war ein sehr, sehr heißer Frühsommertag. Die beiden Gastgeber Christel und Dieter Lehnhardt hatten, gemeinsam mit vielen Helfern aus der Familie und der Dorfgemeinschaft, alle Vorbereitungen getroffen, um die Lesung pünktlich beginnen lassen zu können. Doch die Stühle wurden an diesem Tag von der Sonne derartig erhitzt, dass man zur angegebenen Stunde nicht darauf Platz nehmen konnte. Der Veranstalter verschob darauf den Beginn in die Abendstunden. Die Gäste flüchteten derweil in die Schattenbereiche des Gartens und stärkten sich für die anstehende Lesung.

Gegen 19.30 Uhr begrüßte Dieter Lehnhardt die Gäste. Links neben ihm der Schriftsteller Gert Loschütz (geboren 1946 in Genthin) und ganz links der Schriftsteller Hans-Christoph Buch (geboren 1944 in Wetzlar).

Reinhard Klimmt, der Inhaber des Saarbrücker Antiquariats »Der Büchergärtner«, der an diesem Abend mit einen Büchertisch zum Gelingen beitrug, wagte sich als erster in die volle Sonnenhitze.

Auch die mutigsten Zuschauer traten aus dem Schatten und setzten sich auf die noch heißen Stühle. Doch die Sonne versank zu dieser Stunde bereits hinter dem Haus, und die Stuhlreihen atmeten im fallenden Schatten wieder auf. Unter den Zuschauern, in der ersten Reihe, befand sich der Schriftsteller Guntram Vesper (geboren 1941 in Frohburg).

Hans Christoph Buch, ein promovierter Germanist, stellte mit gewählten Worten, feinsinnigen Akzentuierungen und leisem Humor, Gert Loschütz vor, und führte die Zuschauer zur Lesung hin.

Gert Loschütz begann seine Lesung sehr leise und vorsichtig. Ab und an schaute er nach den Zuschauern, ob sie ihm zu folgen gewillt waren. Loschütz erzählte eine Geschichte aus dem Nachkriegsdeutschland. Man könnte meinen, dass es solche Geschichte schon mehr als genug gäbe. Doch der Erzählstil Loschützens ist heute singulär. Er verwendet eine assoziativ wirkende Sprache. Obwohl es auch einige beschreibende Elemente gibt, ist die Erzählung von dramatischen Elementen geprägt. Mit der Dramatisierung des Romantextes wird es dem Hörer möglich, das Geschehen in seinem Kopf zu vergegenwärtigen. Die Verstörungen, die Assoziationen mit unserem eigenen Leben, unseren eigenen Fehlleistungen, unseren eigenen Kompensationen, die dabei in unserem Kopf auftreten, sind von leiser Natur, jedoch um so nachdrücklicher.
Die mehr als 100 Gäste lauschten Gert Loschütz an diesem Abend fast atemlos. Gern hätte mancher nach etwa anderthalb Stunden noch mehr gehört. Doch eine Lesung unter solchen Umständen, auch wenn man es dem Autor nicht anmerkte, ist schwere Arbeit.

Die Begeisterung der Zuschauer drückte sich am Ende in den zahlreichen Wünschen nach einer Widmung in ein erworbenes Buch aus. Viele Zuschauer dankten dabei Gert Loschütz mit persönlichen Worten für die eindrucksvolle Lesung. Der Autor wurde selbst noch um Signaturen gebeten als die Sonne schon lange untergegangen war, und er sein eigenes Signum nicht mehr erkennen konnte …
Was will ein Autor mehr?

Kommentar
Der Sommerabend, die Lesung Gert Loschützens und der aufziehende Sternenhimmel mit dem Großen Wagen genau über dem Garten, verschmolzen am Ende. Die Gastgeber waren dankbar, dass sie der Wettergott, wie in den vergangenen Jahren, mit Regen verschonte.
Bemerkenswert ist, dass es im literarischen Leben von heute einer halböffentlichen Veranstaltung in einer kleinen hessischen Gemeinde bedarf, um dem Ausnahmeerzähler Gert Loschütz einen angemessenen Rahmen für einen Auftritt zu ermöglichen.
Allen Beteiligten sei deshalb gedankt. Es war ein Ereignis.
Clara Schwarzenwald

Information
Gert Loschütz: Ein Schönes Paar. 240 Seiten, gebunden, Lesebändchen, Schutzumschlag. Verlag Schöffling & Co., Frankfurt/Main 2018.
ISBN 978-3-89561-156-8
VP: 22,00 Euro

https://www.schoeffling.de/buecher/gert-loschütz/ein-schönes-paar

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