Reportagen

CHRISTIAN STEYER IN NIEDERFROHNA

Am Abend des 8. Juli trat der Schauspieler, Synchronsprecher, Musiker, Bandleader, Filmkomponist und Leiter des Berliner Solistenchores Christian Steyer mit einem Orgel-Präludium und einer anschließenden Lesung von kleinen Texten aus dem Spätwerk Stefan Heyms vor mehr als hundert Zuhörern in der Niederfrohnaer Johanniskirche auf.

Der Heimatverein begrüßte die Gäste und bat um Aufmerksamkeit für das Orgelpräludium von der Empore.

Christian Steyer begann mit leisen, hohen Tönen und ließ allmählich die verfügbare Klangbreite in seine Improvisation einfließen. Dabei griff er sowohl alte Kirchenlied- als auch Volksliedmelodien auf, und fügte sie in neue Klangzusammenhänge ein. Christian Steyer beendete das Präludium wieder mit leisen Tönen. Die Zuschauer vergaßen bei diesem virtuosen Spiel vollständig, dass im Rahmen der Restaurierung im Moment nur vier Register der Orgel zur Verfügung stehen. Die Zuhörer im Parterre konnten den Auftritt Steyers auf einer Videoleinwand verfolgen.

Für die Lesung hatte Christian Steyer Texte des am 10. April 1913 in Chemnitz als Helmut Flieg geborenen Schriftstellers Stefan Heym ausgewählt. Es sind Texte aus dem Spätwerk Heyms, die von Alltagsproblemen ausgehen „Immer sind die Männer schuld“ und „Immer sind die Weiber weg“. Christian Steyer führte die jiddischen Syntax-Elemete des hochdeutsch lektorierten Textes weiter und las mit jiddischem Akzent. Dadurch erweckte er die immanente Sprachmelodie zu eigenem Leben.

In den Texten beeindruckte der Sinn für das Tragikomische. Mit großer Selbstironie und auf amüsante Weise führt Heym den Leser zur Einsicht, dass in Alltagsproblemen grundsätzliche philosophischen Fragen unserer Existenz verborgen liegen. Die Zuhörer verstanden den Humor Stefan Heyms und reagierten mit Lächeln, Schmunzeln oder mit Lachen. Weil den Zuhörern die Lesung Freude bereitete, las Christian Steyer am Ende fast anderthalb Stunden. Letztlich waren die Zuhörer von der Lesung begeistert und dankten dem angenehm berührten Christian Steyer mit herzlichem Applaus.

Gabi Liebert, die Vorsitzende des Heimatvereins Niederfrohna e.V., dankte Christian Steyer mit dem neuen Buch von Christiane W. Hoffmann und Carl F. Hoffmann Jr. „Niederfrohna: Gestern – Heute – Morgen 2“ und einer Flasche Wein in der Spezialverpackung von Birgit Eichler.

Pfarrer Andreas Vögler, der Hausherr, dankte Christian Steyer und überreichte ebenfalls ein Buch.

Erstmals wurden in Niederfrohna öffentlich Texte Stefan Heyms gelesen. Christian Steyer überraschte selbst ausgesprochene Literaturfreunde mit seiner Auswahl positiv. Gerade weil er sich den Existenzproblemen des normalen Menschen widmet, und mit Altersweisheit würzt, erreicht Heym mit diesen Texten eine gewisse Zeitlosigkeit. Die Bücher sind empfehlenswert, auch, weil Illustrationen Horst Hussels beigegeben sind.

Christian Steyer, dem Heimatverein Niederfrohna und der Kirchgemeinde Niederfrohna ist für dieses besondere Ereignis zu danken.

Johannes Eichenthal

Information

Link zur Reportage des Regionalfernsehens:

https://www.kabeljournal-chemnitzer-land.de/index.php?option=com_content&task=view&id=5290&Itemid=1

Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.

One thought on “CHRISTIAN STEYER IN NIEDERFROHNA

  1. Dank an den rührigen Heimatverein und den Künstler. Es war ein gelungener Abend, der zur weiteren Lektüre der ausgewählten Werke von Stefan Heym anregte. Demnächst wird man auch im Kabeljournal ein Interview mit Herrn Steyer sehen und hören können.

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