Der 24. Mai war ein sonniger Spätfrühlingstag. Der Himmel blaute auf und die Maisonne mühte sich redlich, doch die „Eisheiligen“ schickten aus dem Erzgebirge immer wieder frostige Winde. Aber die echten Enthusiasten wären wohl auch bei Schneefall zum ersten Oldtimertreffen nach Rabenstein gekommen. Auf einer großen Wiese, umrahmt von hohen, alten Bäumen, auf dem Gelände des Campingplatzes Rabenstein, hatten die rührigen Mitstreiter um Organisator Uwe Schneider alle notwendigen Vorbereitungen getroffen.

Und dann trafen sie ein. Noch bevor der Fahrer und sein Gefährt sichtbar wurden, erkannten die Kenner, wie Frieder Bach, am Klang des Motors, den Fahrzeugtyp und bei seltenen Fahrzeugen auch dessen Besitzer. Wie stolze Ritter tauchten sie auf. Alle Augen richteten sich auf den Neuankömmling. Der tuckerte, mit erhobenem Haupt über den „Turnierplatz“ an den zugewiesenen Standort und lenkte, oft schwungvoll, ein. Spätestens jetzt erkannten auch die Laien, was für ein Fahrzeug den Ankömmling hergetragen hatte. In Reih und Glied standen sie dann, die Zeugnisse menschlichen Erfindergeistes. Ab und zu wurde ein Fahrzeug gestartet. Benzinduft strich dann in bläulichen Wolken über die Gäste. Kenner und Laien freuten sich an bekannten Details wie über Neuentdeckungen, und waren einfach glücklich.

Die MZ BK 350 hatte einen Zweitaktboxermotor, der aufgrund seiner Bauart in der Fachwelt damals in den 1950ern Aufsehen erregte. Hier im optischen Originalzustand und Lack. Meist waren diese Motorräder schwarz lackiert.

Die 500er Zweizylinder-MZ, die in der Werkstatt des damaligen Kfz-Obermeisters Hans Franke entstand. Damals gebaut und heute noch im Besitz und gefahren von Lutz Reinhold, damals Lehrling bei Hans Franke.

Hier eine 500er SB (Stahlblechrahmen-Blockmotor) aus dem Zschopauer Werk. Am langen Rahmen und dem zentral eingebauten Tachometer erkennt man die Bauzeit von 1936 bis 1939.

Der Troll war der letzte Motorrollertyp aus dem Werk in Ludwigsfelde, in dem dann die DDR-LKW vom Typ W 50 entstanden.

Immer neue Fahrer trafen ein und verlängerten die Parkreihen.

Eine Pannonia mit dem ungarischen Originalseitenwagen „Duna“.

Eine AWO-Sport in seltener Lackierung.

Frieder Bach im Gespräch mit Fritz Langer. In solchen Gesprächen erfährt man die Geschichten zu den Fahrzeugen, die dann in den Büchern wiedergegeben werden.
Mit Frieder Bach, dem DKW- und Auto-Union-Kenner, der uns durch die Reihen führte und die Fahrzeuge erklärte, fragten wir uns, was wohl der Ausdruck „Oldtimer“ bedeuten solle. Er meinte, dass es ihm schwer falle, 30 Jahre alte Fahrzeuge als „Oldtimer“ zu betrachten. Vielleicht ist es gar nicht eine Frage des Alters? Vielleicht geht es um die „Klassizität“ des Fahrzeuges? Sind es die Fahrzeuge, die alle Modewellen, allen Schnickschnack und Kitsch überstehen? Es geht ja, so Frieder Bach, immer um beispielhafte, originäre technische Lösungen. Das ist es doch, was uns manche Fahrzeuge so interessant macht.

Die Mitstreiter um Organisator Uwe Schneider (2. v. re)
Nach einigen Stunden verließen die Fahrer einzeln, so, wie sie gekommen waren, die Freunde und Kollegen zum Abschied grüßend, den „Turnierplatz“, der sich irgendwann wieder in eine Wiese verwandelte.
Den Organisatoren , Aktiven und Gästen ist zu danken. Es war ein Ereignis.
Clara Schwarzenwald
Hinweis auf eine Buchvorstellung und ein Gespräch mit Frieder Bach über das Siegfried-Rauch-Kapitel.

Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.