Reportagen

ERINNERUNG AN GÜNTER ECKARDT

Auf Initiative von Dr. rer. nat. Dominique Görlitz kamen am Abend des 6. März etwa 100 Freunde und Weggefährten des am 30. Dezember 2022 plötzlich verstorbenen Günter Eckardt in der Schneeberger Gaststätte „Zur Goldenen Sonne“ zusammen, um an Leben und Werk des Verstorbenen zu erinnern.

Der Kapitän des Schilfbootprojektes ABORA, Dr. rer. nat. Dominique Görlitz, begrüßte die Gäste und ließ in einer Bilderfolge die Zusammenarbeit mit Günter Eckardt noch einmal Revue passieren. Vor allem die Auswahl des Kurses von ABORA IV, bei dem es um den Nachweis einer Seeverbindung zwischen Schwarzmeerhäfen im heutigen Bulgarien und Ägypten ging, sei Günter Eckardt zu verdanken. Auch die beständigen Hinweise auf transkontinentale Wegenetze von der Nordseeküste zum Schwarzen Meer, auf die frühbronzezeitliche „Aunjetitzerkultur“ in Mitteleuropa, zwischen Prag und Braunschweig, und den Altbergbau im „Sudetengebirge“ (Lat. „Wildschweinberge/ erst im 16. Jahrhundert prägte Melanchthon die Bezeichnung „Erzgebirge“), sei ein bleibendes Verdienst des Verstorbenen. Seine Unvoreingenommenheit und seine Offenheit ermöglichten Günter Eckhardt die transdisziplinäre Erforschung unserer Geschichte ohne ideologische Dogmen.

Mitglieder des Fördervereins Zentralwerkstatt Pfännerhall am Geiseltalsee erinnerten an Günter Eckarts Wandmalereien für eine Ausstellung. Am 14. Juli 2022 wurde in der Zentralwerkstatt Pfännerhall in Braunsbedra von Roland Kage, dem Vorsitzenden des Fördervereins, in Anwesenheit der Botschaftssekretärin der Republik Vietnam, Frau Hang, mit kurzen Statements und einer anschließenden Führung unter Leitung von Dr. Benedikt Görlitz und Dr. Helge Wirth die Ausstellung mit dem Titel „Die Welt der Himmelsscheiben“ eröffnet. Görlitz erklärte, dass es um den Kontext der Himmelsscheiben, die Neuevaluierung der Bildinhalte und der Weltzusammenhänge von Himmelsscheiben gehe. Die Ausstellung besitzt eine große Bildungsfunktion. Hier sind die kulturellen Vorurteile des Westens über die „Vormoderne“ und die „Vorwissenschaft“ auflösbar. 

Günter Eckardt ergriff am 14. Juli in Braunsbedra selbst das Wort, um seinen Mitstreitern zu danken.

Zwei Jahre davor hatte Günter Eckardt bereits sein Können unter Beweis gestellt. Mit drei Mitstreitern ließ er auf 64 Quadratmetern eine urzeitlich Landschaft für den Hintergrund des Modells eines Altelefanten entstehen, dessen Skelett im Zuge des Braunkohleabbau 1985 hier gefunden wurde.

Mit seinem letzten Buch versuche Günter Eckardt zu begründen, dass der Schneeberger Bergbau älter ist als bisher angenommen. Im Detail münden Eckardts Bemühungen in dem Versuch nachzuweisen, dass die frühere Neustädler Fundgrube Rappolt auf den Fundamenten einer weit älteren Fundgrube errichtet wurde, und dass die Georgenhütte einst die Schmelzhütte der Fundgrube Rappolt war. 

Vertreter von Vereinen und der Stadt Schneeberg würdigten im weiteren Verlauf Leben und Werk Günter Eckardts und fügten immer neue Mosaiksteine seines Bildes ein: Handwerker, Restaurator, Bergsteiger, 76-Kilometer-Rensteiglauf-Teilnehmer, ABORA-Matrose, nach Wissen strebender Liebhaber der Religions-, Kunst- und Architekturgeschichte u.v.a. Günter Eckardt bewahrte die kindliche Offenheit und Neugier gegen alle Anfechtungen des engen Spezialistentums. 

Johannes Eichenthal

Information

Die Exponate der Zentralwerkstatt Pfännerhall weiten unseren Blick, bieten die Möglichkeit zum Weiterdenken und sind ein wichtiges Sommer-Reiseziel für Kinder und jung gebliebene Erwachsene in der Region Mitteldeutschland. Außer der Himmelsscheiben-Ausstellung sind zu sehen: Fundorte (mit der sechs Meter hohen Skulptur eines 1985 gefundenen Altelefanten-Skeletts), ABORA-Expedition (mit dem ausgestellten Schilfboot ABORA III), Bergbau und Innovation im Geiseltal (zur Geschichte der Förderung von 1,4 Mrd. Tonnen Braunkohle). 

www.pfaennerhall-geiseltal.de

Günter Eckardt: Zur Schneeberger Bergbau- und Siedlungsgeschichte. 21,0 × 21,0 cm, Broschur, 96 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen und Fotos

VP 16,00 Euro; ISBN 978-3-96063-050-0 

„Viele Fachwissenschaftler mögen seine weitgreifenden Theorien belächeln. Doch keinesfalls bewegt sich Herr Eckardt mit seinen Hypothesen in einem absolut luftleeren Raum: Einerseits mahnen völlig neue Entdeckungen im böhmisch-sächsischen Erzgebirge zu einer Neubewertung des Gegenstandes. Andererseits belegen neue Untersuchungen zur Zinn-Isotopie frühester Bronzeartefakte im Bereich der Mittleren und Unteren Donau die große Bedeutung des Erzgebirges für Südosteuropa. Es zeichnet sich allmählich ein Silberstreif am Horizont ab, was die überregionale Bedeutung des Uralt-Bergbaus im Erzgebirge betrifft. Außerdem bemüht sich Günter Eckardt immer sehr, seine Hypothesen mit fundierten Studien von Fachwissenschaftlern zu untermauern. Sie liefern durchaus Evidenzen dafür, dass das Bergbaugebiet zwischen Jáchymov (Joachimsthal) und Schneeberg zu einem geologisch und mineralogisch einmaligem Areal auf der Welt gehört. Hier kommen die Metalle Kobalt, Wismut, Kupfer, Nickel und Silber gemeinsam miteinander vor, was nur für wenige andere Orte auf der Welt zutrifft.“ (Aus dem Geleitwort von Dr. rer. nat. Dominique Görlitz)

Bestellbar in allen Buchhandlungen oder direkt beim Verlag: https://buchversand.mironde.com/p/zur-schneeberg-bergbau-und-siedlungsgeschichte

Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.

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