Reportagen

EIN ZWERG AUF SCHLOSS VOIGTSBERG

Am 25. Februar stellte Michael Schuster sein Buch „Der Zwerg aus dem Berg. Eine Zeitreise in die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří“ vor interessierten Zuhörern im historischen Hochzeitssaal des Museums von Schloss Voigtsberg in der alten Bergbaustadt Oelsnitz im Vogtland vor. Schloss Voigtsberg wurde um 1200 im Zug des von Kaiser Friedrich I. initiierten Landesausbaues an der wichtigen Straße von Gera über Weida, Greiz und Plauen nach Eger von den Vögten von Straßberg errichtet. In der ursprünglich slawischen Siedlung ließen die Vögte gleichzeitig die Jakobskirche erbauen. 1327 ging die Herrschaft an die Vögte zu Plauen, die auch das Stadtrecht verliehen. 1357 eigneten sich die Wettiner das ehemalige Königsland an. Zwischen dem 15. und dem 17. Jahrhundert wurde in Oelsnitz ergiebiger Zinnbergbau betrieben. Auf Schloss Voigtsberg befand sich ein Bergamt. Später entwickelte sich in der Stadt aus dem Texilhandwerk eine renommierte Teppich-Industrie.

Der 25. Februar war ein Tag, an dem sich der Winter mit dichtem Schneetreiben zurückzumelden versuchte. Doch der Frühling setzte sich zur Wehr. Zeitweise durchbrach die Sonne die Wolken und verwandelte den Schnee in Wasser, ehe wieder ein Schneeschauer niederging. Dieser Februartag ließ bereits den April ahnen. Man sah es den Besuchern an, dass sie froh waren, bei diesem Wetter eine „feste Burg“ erreicht zu haben. Michael Schuster begrüßte voller Freude seine Gäste. Und schon begann er seine Zeitreise, erzählte von Zwergen und Bergleuten, fragte wer von beiden früher da war und wollte wissen, wer Märchen kennt, in denen Zwerge vorkommen.

Birgit Eichler vom Mironde-Verlag las ausgewählte Passagen aus Michael Schusters Buch, dieses Mal vor einem Gemälde der Erzherzogin Katharina von Österreich, das 1549 aus Anlass ihrer Verlobung vom damaligen Hofmaler Tizian angefertigt worden war. Das Gemälde ist eine Schenkung aus dem Privatbesitz eines Oelsnitzer Unternehmers.

Michael Schuster erzählte die Abenteuer seines Helden Lazarus Ercker (1528/30–1594) aus Annaberg-Buchholz, einem später berühmten Gelehrten, und machte wie nebenbei die Zuhörer in verständlicher Form mit komplizierten Zusammenhängen des Bergbaus und der Verhüttung von Erzen bekannt. Er erinnerte an die Rechenschule von Adam Ries (1492–1559) in Annaberg, in der der junge Lazarus Ercker den Umgang mit arabisch-indischen Ziffern lernte (in den anderen Teilen Deutschlands verwendete man noch römische Ziffern), an den Besuch seines Helden in Ehrenfriedersdorf und der Besichtigung der weltberühmten Radpumpe sowie an viele andere wichtige Dinge.

Alexandra Weber, eine Mitarbeiterin des Museums Schloss Voigtsberg, dankte Michael Schuster am Ende für seine Einführung in den erzgebirgischen Bergbau und das Hüttenwesen. In der Tat ist der Buchautor ein guter Erzähler. Die Verständlichkeit zeichnet seinen Vortrag aus, aber auch sein Anknüpfen an die Sagen- und Märchenwelt, wie auch der sozialhistorische Kontext der Darstellung des Bergbaus. Für die Eltern und Kenner des Metiers ist dem Erzähltext im Buch ein kenntnisreicher Anmerkungsapparat angehängt. Insgesamt lädt Michael Schusters Erzählung zum Besuch der Wirkungsstätten seiner Helden ein.

Im Anschluss führte der Oelsnitzer Stadtchronist Jürgen Fortak die Gäste durch das Mineraliengewölbe. Die Kinderherzen schlugen beim Anblick der wunderschönen Steine, die nach den Fundorten der Umgebung angeordnet sind, höher. Auch jung gebliebene Erwachsene verspüten Freude beim Anblick der vielfältigen Formen, Farben und Strukturen. Letztlich sind uns Mineralien nicht fremd, auch im menschlichen Organismus wirken Mineralien, Salze, Kalke u.a. In Voigtsberg dominiert allerdings die Schönheit der Mineralien. Der erfahrene Bergmann verdeutlichte mit dieser anschaulichen Führung die Bildungsfunktion des Museums.

Das Museum auf Schloss Voigtsberg ist einen Besuch wert.

Clara Schwarzenwald

Information

https://www.schloss-voigtsberg.de

Zur nächsten Buchvorstellung mit Michael Schusters laden wir in die Wandelhalle des Kurbades Wiesenbad, am 14. März, um 19.30 Uhr ein.

Michael Schuster: Der Zwerg aus dem Berg. Eine Zeitreise in die Montanregion Erzgebirge/ Krušnohoří. 23,0 × 23,0 cm, fester Einband., runder Rücken, 96 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen und Fotos

VP 17,95 Euro; ISBN 978-3-96063-048-7 

In jeder Buchhandlung oder direkt beim Verlag beziehbar: https://buchversand.mironde.com/p/der-zwerg-aus-dem-berg

Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.

One thought on “EIN ZWERG AUF SCHLOSS VOIGTSBERG

  1. Wie schön, dass Sie an diesem meteorologisch ereignisreichen Tag zu uns gefunden hatten.
    Die herzliche Geschichte von Lazarus und dessen Freundschaft zu dem ‚Zwerg aus dem Berg‘ hat allen Anwesenden sicher viel Lehrreiches mit auf den Weg gegeben.
    Wir bedanken uns daher für Ihren Besuch und hoffen, Sie bald wieder auf Schloß Voigtsberg begrüßen zu können. 🙂

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