Sehr geehrter Herr Bach, die Leser kennen Sie als Liebhaber der Geschichte des Fahrzeugbaues in der Region Chemnitz-Zwickau. Wie kamen Sie zum Thema Wasserrettung und Rettungsbretter?
Frieder Bach: Ich war auf das Buch „Über die Ostsee in die Freiheit“ von Christine und Bodo Müller aufmerksam geworden. Darin war kein Fluchtversuch oder eine missglückte Flucht von Hiddensee aus beschrieben. Meine Frau und ich haben aber eine missglückte Flucht zweier junger Männer, und ihre Festnahme, von Hiddensee aus erlebt. Daraufhin nahm ich Kontakt zu Bodo Müller auf und erfuhr, dass er in Travemünde wohnt. Kurze Zeit später plante unser DKW-Motorradclub eine Ausfahrt dorthin zur Besichtigung der „Passat“. Daraufhin machte ich mit Bodo einen Termin aus, betreffs eines Treffens mit ihm. Bei der Unterhaltung gebrauchte ich das Wort „Rettungsbrett“. Er reagierte darauf mit der Bemerkung, dass es doch soetwas in der DDR nicht gegeben habe.
Dettmar Maschke (re., kniend) bei der Einsatzvorbereitung eines Rettungsbrettes
Ich widersprach ihm und versprach zu recherchieren. Ich fand in meinen Fotoalben einige Fotos von der Erprobung der Bretter in Neuendorf/Hiddensee und erinnerte mich an den Kampf Dettmar Maschkes zur Materialbeschaffung. So begann ich mich um das Thema zu kümmern. Ein Glücksfall war das Kennenlernen von Alexander Uhlig am Sachsenring. Nichts geht bei mir ohne Motorräder! So kam ich zu Ekkehard Seidel und zu vielen Unterlagen von Dettmar Maschke.
Frieder Bach und Günter Reichel (re.) als Rettungsschwimmer hinter einem Rettungsbrett in Neuendorf/Hidddensee
Wie kamen Sie zur Erprobung der Rettungsbretter in den 1950er Jahren nach Neuendorf auf Hiddensee?
Frieder Bach: In meiner Jugend war ich auch Rettungsschwimmer und Mitglied der Chemnitz/Karl-Marx-Städter Gruppe „Wismut“ des DRK-Wasserrettungsdienstes. Dettmar Maschke, der Gründer dieser Gruppe, der auch Ausbilder war, initiierte unseren jährlichen Sommer-Einsatz in Neuendorf auf Hiddensee. So erlebte ich die Neuerfindung des Rettungsbrettes, das von Naturvölkern seit Jahrhunderten gebraucht wird, hautnah mit.
Sind die Bretter heute noch im Einsatz?
Frieder Bach: Ja, das ist es ja. Die einfache Konstruktion macht den Einsatz auch unter komplizierten Bedingungen und bei Personalmangel möglich. Die Konstruktion und das Material sind verbessert, doch die Grundidee wurde beibehalten. Deshalb wollte ich an den vergessenen Erfinder Dettmar Maschke erinnern. Die Idee war genial einfach, wie alle strategischen Lösungen.
Sehr geehrter Herr Bach, vielen Dank für das Gespräch.
Clara Schwarzenwald
Dettmar Maschke mit dem Dienstwagen des DRK-Wasserrettungsdienstes vor der Fahrt zu einem Rettungsbrett-Vortrag in Halle
Information
Frieder Bach stellt sein neues Buch am Donnerstag, dem 11. April 2024, um 18.30 Uhr im Fahrzeugmuseum Chemnitz vor.
Hier der Link zur Einladung: https://fahrzeugmuseum-chemnitz.de/veranstaltung/buchvorstellung-frieder-bach-ueber-die-entwicklung-des-rettungsbrettes/
Frieder Bach: Der Kampf gegen den nassen Tod. Ein Chemnitzer Maschinenbauingenieur und Rettungsschwimmer konstruierte und baute in den 1950er Jahren Rettungsbretter. Broschur 21 × 21 cm, 72 S., 84 z. T. farbige Fotos und Abbildungen VP 16,00 €
ISBN 978-3-96063-063-0
Das Buch ist in jeder Buchhandlung erhältlich oder direkt beim Verlag: https://buchversand.mironde.com/p/der-kampf-gegen-den-nassen-tod
Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.