Reportagen

INNOKONSERVATION

 

Liebe Leserinnen und Leser,

mein Chef Andreas Eichler ist wieder einmal im Urlaub. Das ist genau die richtige Gelegenheit, um sein neues Buch endlich der Diskussion zu stellen. Er selbst traute sich wahrscheinlich bislang nicht. Eigenartig. Denn wie er einmal sagte, schrieb er das Buch allein aus dem Grund, unsere in Hyperaktivität erstarrte Gesellschaft zur Reflexion zu bewegen. Es sei eine paradoxe Situation, die er für das Individuum auflösen helfen wolle. So entstand ein kleines bibliophiles Dialog-Bändchen. Die Gestaltung des Buches lag in den Händen von Birgit Eichler.

Ich freue mich ganz besonders, dass die erste Besprechung des Bandes aus Innsbruck, von Pater Dr. Gabriel Lobendanz vom Orden der Zisterzienser bei uns eintraf.

(Das Foto zeigt die Brücke über den Inn – Innsbruck)

Vielleicht fühlt sich dieser oder jener Leser zu einer Erweiterung unseres Diskussionshorizontes in der Lage. Bitte nutzen Sie die Kommentarfunktion.

Johannes Eichenthal

130602Innsbruck

Zu Andreas Eichler: Innokonservation. Erneuern und Bewahren.

Gäbe es nicht den Untertitel Erneuern und Bewahren und stünde die Wortkreation »Innokonservation« solo da, so könnte einem diese als Wortstolperer vorkommen. Innokonservation und Bewahren offenbart sich als ein ehrliches Grundanliegen von zwei Gesprächspartnern, die sich auf der Buchmesse in Wien begegnen. Der eine gehört der älteren Generation, die aus dem Reichtum positiver Tradition kommt, an. Der Jüngere kommt aus der modernen Computerwelt. Einer Welt, die älteren Generationen nicht leicht fällt, zu verstehen. Auch deshalb, weil die Hinführung, die Ausbildung in diese Funktionswelt fehlen. Es ist interessant und nicht immer ganz leicht verfolgen zu können, wie sich zwei verschiedene Erlebniswelten in einer geradezu bewundernswerten Spannung gegenüberstehen. Es wird ein Gedankenaustausch voller gegenseitiger Erkenntnisreize präsentiert, der einem nicht eingenommenen Leser nicht nur Achtung abverlangt, sondern sich diesem fast aufdrängen könnte. Die Tradition speist sich aus dem Schatz des Erlebten früherer Generationen. Diese haben am im Leben Bewährten festgehalten. Die Bedeutung des Bewährten muss, um es dem Jüngeren zu verdeutlichen, immer wieder neu bedacht und durchdacht werden. Es erfreut, wahrnehmen zu dürfen wie es dem älteren Gesprächspartner gelingt, den gesunden Lebensfluss der Tradition als offenkundige oder latente Mit-Gestalterin an der Gegenwart Einfluss nehmen kann, bisweilen auch muss, aufzuzeigen, vor allem dann, wenn es um Grundsätzliches und Grundlegendes geht. Richtig verstandene Tradition ist lebensfördernd, darf aber nicht lebenshemmend sein. Es sollte stets um die Neueinstellung der Lebenskoordinaten in ihrer gesamten Vielfalt gehen. Dies behutsam, ohne den eigenen Standpunkt preiszugeben, schrittweise einzubringen, mit gewinnendem Wohlwollen zu beleuchten, stellt allein schon dem älteren Gesprächspartner ein beachtenswertes Zeugnis aus.

Der jüngere Gesprächspartner erfährt manche Aussage geradezu als eine für ihn neue Welt, der er aus verschiedenen Gründen zu wenig oder bisher kaum eine Beachtung geschenkt hat. Für ihn ist das Nützliche, das Gewinnbringende erstwichtig. Doch der ältere Gesprächspartner versteht es meisterhaft, ihn aus der Talenge solchen Denkens heraus zu führen in die höheren Gefilde des Erkennbaren, in Wertebreiche, die man übersehen bzw. für deutungslos halten kann, aber nicht darf. So entwickelt sich ein intellektuelles und im Ergebnis doch fruchtbares Ping-Pong-Spiel: Dafür, Dagegen, Einwand, Einspruch, Gegenargument, feinsinniges Entgegenhalten der eigenen Meinung, Überzeugung. Die Sichtweisen und Beurteilungen in der Sache fallen verschieden aus – zu Beider Vorteil.

Der ältere Gesprächspartner schafft es erstaunlicherweise, immer wieder aufs Neue, den Jüngeren aus dem Schmollwinkel scheinbarer Reserviertheit herauszulocken. Es ist beeindruckend zu sehen, dass beide sich nicht aus ihrer Sichtweise in der Verschiedenheit der Beurteilung ihrer Standpunkte festbeißen. Beide genießen offensichtlich die Wellness unterschiedlicher Meinungen. Über dem in der Sache ernstvollem Dialog, der natürlich auch in eine nicht weniger ernstvolle Diskussion mündet, beglückt es jedenfalls, den feinsinnigen, zeitweilig auch hintergründigen Humor wahrzunehmen. Es ist ein Genuss, den Beiden in ihrer geistigen Auseinandersetzung in Herz und Geist zuhören zu dürfen. Es kann einem aufmerksamen Leser nicht entgehen, wie im Unterschiedlichen beider Sichtweisen doch eine Art verhaltener Kennmelodie, die nach Konsenssehnsucht klingt, nicht zu überhören ist. Auch dann nicht, wenn der ältere Gesprächspartner die These vertritt, zur Weisheit gehöre der Gegensatz von Vernunft und Glauben. Diese Einschätzung dürfte vermutlich nicht allen Leserinnen und Lesern ihre vorbehaltslose Zustimmung abgewinnen. Dazu ist die spannungsgeladene Korrelation zu groß und bedarf stets neuen Überdenkens.

Zweifelsohne: Das Büchlein hat seinen Reiz, so dass der Verzicht auf dessen Lektüre für Interessierte nicht gerade ein Verlust, aber doch ein Gewinneinbruch in die Kenntnis des enorm wichtigen Themenkreises wäre. Für Interessierte ist die Lektüre des Büchleins Innokonservation jedenfalls ein Gewinn. Man kann das Büchlein ohne Wenn und Aber aufgeschlossenen Leserinnen und Lesern nur empfehlen. Sie werden am Ende der Lektüre dankbar dafür sein, Zeugen eines hochgeistigen Miteinanders zweier, alters- und beruflich bedingter, unterschiedlicher Gesprächspartner gewesen zu sein.

Die kalligraphische Gestaltung des Büchleins fasziniert und besticht den Betrachter. Sie provoziert auf ihre Weise, wenn der Leser respektive Leserin sich die Mühe gibt, einzelne Worte aus dem kalligraphischen Labyrinth, zu einer weiteren Bereicherung im Erfassen des Themas zu küren. Möge das Büchlein viele Leserinnen und Leser erreichen und durch diese, begeistert vom Thema, vielen anderen weiterempfohlen werden und dadurch auch zu einem den beiden Gesprächspartnern gebührenden Dank gereichen?

Dr. Gabriel Lobendanz, O.Cist.

9783937654461

Information

Andreas Eichler: Innokonservation. Erneuern und Bewahren. 10 Kalligraphien von Birgit Eichler, fester Einband, Fadenheftung, runder Rücken, Lesebändchen, 14,0 × 20,5 cm. VP 19,00

ISBN 978-3-937654-46-1

 

Eine weitere Buch-Rezension aus der Feder von Klaus Walther ist lesbar unter: http://www.neues-deutschland.de/artikel/823981.was-wird-anders-und-was-bleibt.html

 

Buchvorstellung und Diskussion am Dienstag, dem 25. Juni 2013, um 18.30 Uhr in der Buchhandlung Walther, Hauptmarkt 11, 09366 Stollberg

One thought on “INNOKONSERVATION

  1. Leider habe ich am 25.06. bereits einen Termin. Ich würde mich freuen, wenn Herr Dr. Eichler sein Buch auch in Penig in Karstas kleinem Kino vorstellen würde.
    Mit freundlichen Grüssen
    K. Hönicke

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