Rezension

Gedanken zum neuen Erzgebirgsbuch

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Landschaft: Blick zum Fichtelberg, dem höchsten Berg Sachsens

 

Mit Blick aus dem »Tor zum Erzgebirge« eröffnet das neue Buch mit dem weniger poetischen Titel »Der Erzgebirgskreis. Landschaft. Geschichte. Gegenwart.«, ein umso reizvolleres und vielgestaltigeres Panorama. Denn dem Leser, und auch dem der sich nur durch das reich bebilderte Werk hindurchblättert, vermittelt es höchst interessante Einblicke und erlebnisreiche Ausblicke auf die Landschaft, die Geschichte und Gegenwart einer traditionsreichen Region.

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Geschichte: Rosina Schnorr, geb. Hübner, aus Schneeberg, (1618–1679), heiratete Veit Hans Schnorr d.Ä. (1614–1664) mit dem sie fünf Kinder hatte. Nach der Entführung ihres Mannes zeigte sie sich als willenstarke und durchsetzungsfähige Montanunternehmerin. Auch nach dem Tod ihres Ehegatten blieb sie unverheiratet und gab die Unternehmensführung schließlich an ihren Sohn Veit Hans Schorr d. J. weiter.

 

Der Herausgeber, Dr. Klaus Walther, hat eine stattliche Anzahl von Fotografen und Autoren des Schriftstellervereins Chemnitz-Erzgebirge e.V. versammelt, die, wie könnte es anderes sein, dem Buch das geben, was den Leser fasziniert.

Allein das macht es auf 165 Seiten mit über 300 zum Teil ganzseitigen Abbildungen zu einen reizvollen Kaleidoskop über Land und Leute, ihre eigene Mundart und ihre tief verwurzelte Liebe zur Heimat. Das alles hat etwas mit den großen Traditionen des Bergbaus in dieser Landschaft zu tun, von der eine ganz eigenartige, fast magische Anziehungskraft ausgeht. Zweiundzwanzig Kapitel von zehn Autoren handeln von einem Teil Sachsens, der sich seit fünf Jahren »Erzgebirgskreis« nennen darf.

So empfiehlt beispielsweise Uwe Schneider in »Lebendige Stadtlandschaften«, die Region einmal aus der Vogelperspektive, aus dem Flieger zu erkunden. Andreas Eichler dagegen schildert nicht nur die Geheimnisse des »Panzerreiters von Stollberg«, er schaut auch mit dem Leser hinter dicke Burgmauern, um zu entdecken, was es mit dem »Friedensstein am Streitwald bei Zwönitz« auf sich hat. Ja, das ist offenbar sein Thema, dem nachzuspüren, wie es denn möglich ist, das »Unsagbare sagbar« zu machen … o ja, das ist eine wahrhaft »sagenhafte Geschichte«.

Zu den »Kirchen im Erzgebirgskreis« bricht Klaus Walther auf und beginnt seinen Spaziergang in die Historie bei den erzgebirgischen Wehrkirchen. Dass er hierbei seine Aufmerksamkeit auch auf die Königin der Instrumente, auf die Orgel lenkt, versteht sich von selbst. Schließlich ist Gottfried Silbermann der bedeutendste Orgelbaumeister Sachsens und allein dadurch weltbekannt. Sakrale Kunst krönt die Bauwerke des geistlichen Lebens, und St. Annen zu Annaberg-Buchholz und St. Wolfgang zu Schneeberg, die bedeutenden spätgotischen Hallenkirchen, sind dafür im wahrsten Sinne des Wortes überragende Zeugnisse der Baukunst jener Zeit.

»Goethe im Erzgebirge« ist »Ein Stück Geschichte« für sich. Eberhard Görner lässt es mit dem Blick auf die Zeitgenossen und die Interessenvielfalt des Dichters auf beeindruckende Weise aufleben. Von den vielbesungenen Quellen, den Bächen und Flüssen, den Teichen und Seen den vielen kleinen und großen technischen Wundern, Mühlen und Talsperren handelt der spannende Beitrag von Reinhold Lindner »Vom Wasser haben wir’s gelernt«. Was wäre wohl der Erzgebirgskreis ohne die Schönheiten jahreszeitlicher Besonderheiten. Jens Kraus zeichnet ihre bizarren Formen in »Sommerland – Winterland« und begibt sich mit dem Leser auf Schusters Rappen, wie »hoch zu Ross« – mit dem Fahrrad – oder im Pferdeschlitten auf Entdeckungstour. Den »Kamm« entlang, zur Grenze nach Böhmen hin, wandert auf gut beschilderten Wegen Reinhold Lindner.

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Gegenwart: Blick in die moderne KSW-Presstraße zur Ausprobe (Tryout) von Werkzeugen in der KUKA-Systems GmbH Schwarzenberg

 

So wäre noch vieles von diesem neuen Buch zu sagen, beispielsweise, dass das Erzgebirge auch eine »Spielzeugland«, ein »Dichterland« und ein »Weihnachtsland« ist. Aber das sollten Sie liebe Leser selbst entdecken, im Buch, oder, wenn es Ihnen danach ist, auch vor Ort!

Denn an eines sei noch erinnert, das Erzgebirge ist unter den deutschen Mittelgebirgen eines jener »Urgebirge«, aus dem auch heute noch, wie vor tausenden von Jahren, die unerschöpflichen Quellen der »ewigen Jugend« sprudeln.

Kein Wunder also, dass auf diesem Nährboden sogar ein ganz typischer »Liederschatz« entstanden ist, den der Leser als beigeschlossenen »klingenden Gruß« gewiss dankbar entgegen genommen hätte.

Siegfried Arlt

 

Information

Die Fotos stammen aus dem besprochenen Erzgebirgsbuch

Die Titelgraphik dieses Artikels, »Ritter Georg besiegt den Drachen«, der im Buch im Kapitel über Heimatsagen zu finden ist, stammt von Birgit Eichler.

(Aus: Ritter Georg und der Lindwurm. Aus dem Sagenschatz Band 3. Schwarzenberg. Ausgewählt und eingeleitet von Prof. Hans Brockhage. Mironde-Verlag 2006. VP: 3,80 €

ISBN 978-3-937654-16-4.)

 

Buchempfehlung

Klaus Walther (Hrsg.): Der Erzgebirgskreis. Landschaft. Geschichte. Gegenwart.

Fester Einband, Fadenheftung, über 300 Farbfotos, Format 23,9 × 31,0 cm, 174 Seiten.

VP 19,90

ISBN 978-3-937654-42-3

 

Erhältlich in allen Buchhandlungen der Region Chemnitz-Erzgebirge

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