Innsbruck ist die Stadt der Brücken über den Inn. Hier kommt die alte Straße vom Brenner herab ins Tal. Wissenschaft, Kunst und Technologie wurde vor allem von Mönchen nach dem Untergang des römischen Reiches auf diesem Wege nach Mitteleuropa transportiert. Heute dominiert selbstverständlich die Autobahn über den Brenner-Pass. Ebenso führt die Eisenbahntrasse nach Italien durch die Stadt. Das Inntal hinauf geht es zudem in Richtung Bodensee. Innsbruck ist ein Knotenpunkt des modernen Verkehrs, des Handels, des Sports und der Kommunikation.
Mitten in der Stadt, direkt am Innufer, haben die Barmherzigen Schwestern seit 175 Jahren ihr Domizil. Neben dem »Sanatorium an der Kettenbrücke«, einem der größten privaten Krankenhäuser in Österreich, Grundschule, Gymnasium, pädagogischen Bildungseinrichtungen und Pflegeheim »St. Vinzenz« gibt es hier auch das Bildungs- und Besinnungshaus mit Übernachtungsmöglichkeit »Haus Marillac«.
Im Zentrum des Gebäudekomplexes steht die Kirche.
Im Abendlicht des 30. Mai begrüßt Katrin Geiger, die pädagogische Leiterin von »Haus Marillac«, den Zisterzienserpater Gabriel K. Lobendanz, einen promovierten Theologen und Philosophen, zu einer Lesung.
Der Autor liest Texte aus seinem 2010 erschienen Band »Klosteraphorismen«. Nach jedem Aphorismus macht Pater Gabriel eine kleine Pause, um den Zuhörern die Besinnung auf die verdichteten Gedanken zu erleichtern.
In der Form des Aphorismus verarbeitet der Autor seine reichen Lebenserfahrungen, unter anderem als Assistent des Generalabtes in Rom und als Spiritual im Kloster Waldsassen, und lässt den Zuhörern an seinen Gedanken über Gott und die Welt teilhaben. Der Autor führt uns auf seiner »Wanderung« durch Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens. Freud’ und Leid lassen uns schmunzeln oder traurig sein. Beides liegt dicht beieinander.
Schwester Herlinde trägt mit Querflötenklängen zur angenehmen Atmosphäre des Abends bei.
Die sonore Stimme des Autors wirkt auf uns meditativ. Der Alltagsstress verfliegt und wir vergessen unsere Sorgen. Mitten in der großen, hektischen Stadt kommen wir zur inneren Ruhe.
Am Ende dankten die Zuschauer Pater Gabriel für seine »poetische Predigt« mit herzlichem Beifall.
Birgit Eichler vom Mironde-Verlag dankt dem Autor und erklärt dem Publikum, dass sie bei der Gestaltung des Buches für jeden Aphorismus eine eigene Seite verwendete, um den Gedanken typographisch umzusetzen, und um ein entspanntes Lesen zu ermöglichen. Neun Aphorismen schrieb sie zusätzlich mit Feder und Tusche als Kalligraphie.
Unter den Zuhörern war auch Abt Mag. German Erd OCist (auf dem Foto links) vom Stift Stams, dem Heimatkloster von Pater Gabriel.
Ein Blick auf die charakteristischen Doppeltürme von Stift Stams.
Kommentar
Der Theologe und Philosoph Dr. Gabriel K. Lobendanz OCist macht uns an diesem Abend deutlich, dass das abendländische Denken nicht an heute übliche 1200-Seiten-Bücher gefesselt ist. Im Gegenteil. In der kleinen Form des Aphorismus gelingt ihm die Verbindung von philosophisch-religiöser Tradition und Zeitgeist. In Verbindung mit seiner Erzählerstimme ermöglichten uns die Aphorismen eine Meditation. Ein Grundprinzip der Zisterzienser war einst die Verbindung von körperlicher Arbeit, geistiger Arbeit und Meditation. Unsere heutige Gesellschaft ist von »Ausdifferenzierung« dominiert. Die arbeitsteilige Spezialisierung verengt und verarmt unsere bisherige Lebenswelt. Eine individuelle Besinnung auf ein vielseitiges Leben, d. h. auf ein reiches Leben, tut Not. Pater Gabriel sei für diesen Wink gedankt.
Johannes Eichenthal
Information
www.haus-marillac.at
www.stiftstams.at
Pater Gabriel K. Lobendanz OCist: Kloster-Aphorismen. (= Edition Kammweg Band 4). Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Eberhard Görner. Engl. Broschur, 12,4 × 18,6 cm, 2009, 96 S. Mit neun Kalligraphien von Birgit Eichler. Verkaufspreis: 9,50 € ISBN 978-3-937654-39-3
Bezugsmöglichkeit: www.mironde.com