Am Abend des 28. September begrüßte Gabriele Hertel erfreulich viele Besucher im Antiquariats-Teil ihrer Buchhandlung an der Zwickauer Hauptstraße zu einer Buchvorstellung. Die Weltliteratur in den Regalen erzeugte eine unvergleichliche Atmosphäre. Hermann Friedrich (Mitte) und Dr. Andreas Eichler (li.) waren als Vertretung der Autoren des Niederfrohnaer Geschichtskreises erschienen, um den Band »Not macht erfinderisch. Zur Geschichte der Industrie in der Region. 1945-1990-2015.« in Wort und Beamer-Bild vorzustellen.
Hermann Friedrich schilderte dem aufmerksamen Publikum die Geschichte des Kühlschrankherstellers DKK Scharfenstein, vom Unternehmensagründer Skafte Jorge Rasmussen bis zum Abriss des Gebäudekomplexes in den letzten Jahren. Andreas Eichler übernahm in Vertretung des erkrankten Klaus Dietz, des ehemaligen Entwicklungschefs der Firma Heli-Radio, die Darstellung des Schicksal von Bodo Hempel und seines Unternehmens Heli-Radio.
Eichler hob als Herausgeber des Bandes grundsätzlich hervor, dass Familienunternehmen die Basis der europäischen Wirtschaft bilden, Stabilität aus deren Vielfalt erwachse und diese auch die Träger der Innovationen seien. Die Region Chemnitz-Zwickau sei seit Jahrhunderten Heimat von technologischer Kreativität. In der Notlage nach 1945 sei diese Stärke der Menschen in besonderer Weise zum Tragen gekommen.
Das Publikum hörte sehr konzentriert zu. Nach und nach stellten die Zuhörer Fragen. Die Art und Weise der Fragen ließ ein außerordentlich sachkundiges Publikum erkennen. Am Ende entstand ein fruchtbarer Dialog.
Dem Publikum, den beiden Autoren und Frau Hertel ist zu danken. Im Zwickauer Antiquariat & Buchladen finden regelmäßig anspruchsvolle Veranstaltungen statt. Die Buchhandlung und in besonderer Weise das Antiquariat bewahren das Weltwissen in gegenständlicher Form. In einer Zeit, in der auch in Haushalten mit hohem Geldvermögen immer weniger Bücher zu finden sind, erfüllen solche Buchhandlungen und Antiquariate eine besondere Rolle. Wer kein Buch lesen kann, der versagt aber auch beim E-Book. Die Vermittlung von Menschheitswissen ist ohne Buch nicht möglich.
Johannes Eichenthal
Information
Zwickauer Antiquariat & Buchladen, Hauptstraße 22, 08056 Zwickau
zwickauer-antiquariat@t-online.de
Not macht erfinderisch. Zur Geschichte der Industrie in der Region Chemnitz-Zwickau. 1945 – 1990 – 2015.
14.8 × 21.0 cm, 184 Seiten, brosch., 10,00 Euro
ISBN 978-3-937654-52-2
Bestellung in jeder Buchhandlung oder direkt beim Verlag: www.mironde.com
Für große Teile der Industrieregion Chemnitz-Zwickau war der Zweite Weltkrieg bereits mit der Ankunft der 3. US-Armee am 14. April 1945 zu Ende.
Das Rüstungskommando Chemnitz hatte die befohlene Umstellung von ziviler Produktion auf Rüstungsproduktion in nahezu allen Industriebetrieben durchgesetzt. Zivile Produktion fand praktisch nicht mehr statt.
Mit dem 14. April änderte sich die Lage schlagartig. Das Überleben der Menschen wurde wieder zum Ziel des Wirtschaftens der Unternehmen. Zerbombte Städte, demontierte Fabriken, Materialmangel, Hunger und Kälte begleiteten den Neustart. Dennoch entwickelten die Menschen im Frühling 1945 große Hoffnungen.
Die Autoren dieses Bandes untersuchen die Schicksale einzelner Unternehmen der Region von 1945 über 1990 bis heute. Es geht dabei um Traditionsunternehmen wie um Neustarter. Penig, Scharfenstein, Rochlitz, Burgstädt, Limbach-Oberfrohna, Langenchursdorf, Glauchau, Meerane sind einige der Orte, in denen die Unternehmen ansässig waren oder sind.
In den konkreten Untersuchungen wird die Besonderheit jedes einzelnen Firmenschicksals deutlich. Die Autoren erinnern zudem an Unternehmergeist, Erfindungsreichtum und technologische Kreativität mitteldeutscher Industrie, die sich gerade in der Notlage am stärksten zeigten.