Reportagen

Septzember

Der 24. September ist ein schöner Sonnabend. Die Temperaturen lassen noch einmal Erinnerungen an die Hitzetage vom August aufkommen. Wir sind mit dem Schriftsteller Ludhardt Nebel und Matthias Lehmann, dem Bürgermeister von Groß-Mützenau, in der Gaststätte »Zum Prellbock« an der Zwickauer Mulde verabredet. Matthias Lehmann will mit uns einen Band Lyrikcartoons, mit Gedichten von Ludhardt Nebel und den Werken von 35 Cartoonisten, herausgeben.

Auf dem großzügigen Parkplatz weht der Wind schon Melodiefetzen der Gastsstättenmusik heran. Doch mir ist so als hätte ich »Leise rieselt der Schneee …« gehört. Normalerweise funktioniert mein Gehör gut … Aber ein Weihnachtslied im September? Nein, das kann nicht sein. Ich muss mich getäuscht haben.

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Endlich erreichen wir die Gaststätte »Zum Prellbock«.

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Die »Kuch´n Lunzner« Musiker lassen tatsächlich Weihnachtslieder erklingen, im September. Wie originell.

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Der Bürgermeister ehrt gerade die Groß Mützenauer Siegerin im Mützenweitwurf persönlich. Wir wollen ihn ansprechen, doch schon ist er wieder weg.

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Das Publikum ist von der romantischen Lage der Gaststätte am Flussufer begeistert.

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Doch da ist mir, als ob ich zwei Engel gesehen … hätte? Aber wir suchen ja Ludhardt Nebel.

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Und noch ein Weihnachtsengel!

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Ja, weltoffen ist Groß-Mützenau. Die moderne Kunst hat hier ihren Stammplatz.

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Endlich gelingt es uns im Gedränge bei Bürgermeister Matthias Lehmann vorzusprechen. Aber auch er sucht Ludhardt Nebel an diesem Tag vergeblich. Keiner weiß wo der Dichter ist. Oder doch? Zwei kleine Mädchen treten heran. Sie drücken uns eine Erdnuss in die Hand: »Eine frohe Weihnacht wünschen wir Euch!«


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Wir verlassen Groß-Mützenau an diesem heißen 24. September etwas ratlos. Was haben wir erlebt? Einen Weihnachtsmarkt im September? Wo gibt es denn sowas?

Johannes Eichenthal

 

Information

www.prellbock-bahnart.de

Obwohl wir Ludhardt Nebel an diesem Tag nicht treffen konnten, veröffentlichen wir gemeinsam mit Herausgeber Matthias Lehmann seine Gedichte unter dem Titel »Wenn ich Flügel hätt’«. Das Buch soll am 15. Oktober erscheinen.

Ludardt M. Nebel: Wenn ich Flügel hätt. LyrikCartoons.

14,0 × 20,5 cm, 112 Seiten, fester Einband, Fadenbindung, Lesebändchen

35 farbige Cartoons von 35 Karikaturisten

VP 19,00 €; ISBN 978-3-96063-002-9

Der Autor unserer Gedichte wurde am 11.11.1946 in Bad Freienwalde als Sohn eines Eisenbahnbeamten geboren. Nach dem Gymnasium in Freiburg im Breisgau studierte er von 1966—70 Jura in Wladiwostok. Danach war er zunächst 1971 als Assistent des Direktors und 1972 als Direktor der Transeuropäischen Eisenbahnbank in Pontresina tätig. Seit 1972 ist er freischaffender Schriftsteller und Dichter, heute lebt er in Groß-Mützenau an der Zwickauer Mulde.

Nebel ist einer der bekanntesten der unbekannten Schriftsteller der deutschen Nachkriegsgeneration. Mit seiner revolutionären Lyrik erregte er stets Aufsehen. Kennzeichnend ist der völlige Bruch mit den überholten Traditionen national beschränkter, verstaubter deutscher Dichtkunst. Mit zum Teil schonungslosem Nonkonformismus deckt er den Zusammenhang von gesellschaftlicher Realität und Wortklischees auf. Mit kompromisslosem Nihilismus prangert er erstarrte Leerformeln der sozialen Kommunikation an. Mit nicht erlahmender Logomotion durchbricht er die aufgehäuften Wort­ungetümberge unserer bleiernen Gegenwart.

Zugleich gelingt ihm immer wieder die Adaption zeitgeistiger Modeströmungen. Nicht zuletzt deshalb prägte ein großer deutscher Psychoanalytiker und Theologe den Ausdruck, dass Nebel eine »permanente Aktualität« besitze.

Es gibt heute nahezu keine Sprache, in die Nebel nicht übersetzt wurde. Zahlreiche Preise dokumentieren die breite gesellschaftliche Anerkennung der originellen Außenseiterposition des Dichters.

Die Buchpremiere wird am 2. November in der Buchhandlung Meerane stattfinden.

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