Reportagen

FRIEDER BACH ZUM 80.

Am 19. Juli beging Frieder Bach seinen 80. Geburtstag. Sein Name ist bei Oldtimerliebhabern und Kennern der Geschichte des Fahrzeugbaues weit über die Grenzen seiner Heimatstadt Chemnitz in Deutschland und Europa bekannt. Fachleute und Enthusiasten kommen von weit her ins Sächsische Fahrzeugmuseum an der Zwickauer Straße 77, nur um mit Frieder Bach in den Meinungsaustausch treten zu können. Dabei reichen Frieder Bachs Kenntnisse weit über die Fahrzeuggeschichte hinaus. Der gelernte Kraftfahzeugmechaniker trieb in der Jugend Leistungssport. Er war Turmspringer, Schwimmer, Wasserballer, Radrennfahrer, Motorradrennfahrer und Autorennfahrer. Zudem züchtetet er Geflügel und musizierte in einer Band. Frieder Bach ist aber auch ein Büchersammler und Buchliebhaber. Man könnte die Aufzählung fortsetzen. Die weit gespannten Interessen vermag Frieder Bach aber im Erfindungsgeist zusammenzuführen. Aus dem technologischen Erbe Neues schaffen. Das ist seine Berufung. Wir wollen in einem Querschnitt versuchen, Frieder Bachs Wirken anschaulich zu machen.

Am 2. Juni 2014 stellte Frieder Bach im Motorradmuseum des Zschopauer Schlosses Wildeck gemeinsam mit dem Enkel des DKW-Firmengründers Jorge Skafte Rasmussen das Buch „Kenner fahren DKW“ vor. Es werden in dieser Auswahl DKW-Prototypen, -Weltrekordfahrzeuge und -Sondermodelle dokumentiert.

Zum Litterata-Bericht: https://www.mironde.com/litterata/3725/reportagen/kenner-fahren-dkw

Am 12. September 2018 stellte Frieder Bach im Chemnitzer Fahrzeugmuseum den abschließenden dritten Band der Reihe „Fahrzeugspuren in Chemnitz“ vor. Er dokumentierte etwa 450 Firmen, die an der Entwicklung der Fahrzeugtechnik beteiligt waren. In der Regel handelt es sich um eigentümergeführte Familienunternehmen, deren Inhaber am Wochenende auf selbstgebauten Fahrzeugen Rennen fuhren und anschließend die Technik verbesserten. Frieder Bach wurde nicht müde darauf zu verweisen, dass in den eigentümergeführten Familienbetrieben der Grund dessen zu suchen ist, was heute technologische Kreativität genannt wird.

Zum Litterata-Bericht: https://www.mironde.com/litterata/7283/reportagen/frieder-bach-fahrzeugspuren-teil-3

Am 19. Mai 2020 bog Frieder Bach um 11 Uhr mit dem letzten Sportwagen der Chemnitzer Auto-Union in die Einfahrt zum Chemnitzer Fahrzeugmuseum ein. Er hatte erstmals den Sportwagen gebaut, der 1939 für das Langstreckenrennen Berlin–Rom gedacht war, jedoch aufgrund des Ausbruches des Zweiten Weltkrieges nicht realisiert wurde. Die aerodynamisch gestaltete Karosserie ermöglicht mit dem 34-PS-Dreizylinder-Zweitaktmotor eine Spitzengeschwindigkeit des Langstreckenfahrzeuges von 160 km/h.

Zum Litterata-Bericht: https://www.mironde.com/litterata/8621/feature/ankunft-in-chemnitz

Das Interesse der Fotografen an dem Sportwagen war an diesem Tag groß. Das Chemnitzer Frauenhofer-Institut stellte mit einem neuartigen Verfahren die Karosserie her. Die gesamte Antriebstechnik und alle Detaillösungen, von denen keinerlei Zeichnungen existierten, konnte Frieder Bach nur nacherfinden, weil er sich sein Leben lang mit der DKW/Auto-Union-Technik beschäftigte.

Dann und wann tritt Frieder Bach auch als Reporter auf. Am 16. Juli 2021 befand er sich im Motorradwerk Zschopau, um mit dem Fotografen Detlev Müller Fotoaufnahmen für ein Buch zum 100jährigen Jubiläum der Aufnahme der DKW-Motorrad-Serienproduktion zu machen. Zufällig wurde er Zeuge der Verleihung des Titel „Motorradstadt“. Der Enkel des DKW-Firmengründers Jorge Skafte Rasmussen (li.) und der Sohn des DKW-Vertriebschefs Carl H. Hahn ließen es sich nicht nehmen, der Stadt Zschopau an diesem Tag zu gratulieren. Frieder Bach und Detlev Müller hielten mit ihrer Litterata-Reportage dieses einzigartige historische Ereignis in angemessener Form fest.

Zum Litterata-Bericht: https://www.mironde.com/litterata/9429/reportagen/dkw-und-mz-treffen-an-einem-tag

Am 22. April 2022 stellte dann Frieder Bach im Chemnitzer Fahrzeugmuseum das gemeinsam mit Detlev Müller verfasstes Buch „Zwei Takte und zwei Räder. DKW-Serienmotorräder von 1922–1945“ vor. In nur sechs Jahren, von 1922 bis 1928, wurde DKW in Zschopau das größte und bedeutendste Motorradwerk der Welt. Der strategische Weitblick des Kapitänssohnes Rasmussen, der preiswerte, zuverlässige und einfache Fahrzeugtechnik herstellen wollte, in der Verbindung mit der technologischen Kreativität des erzgebirgischen Handwerks, vermochten Wirtschaft und Kultur der Region auf Jahrzehnte zu prägen.

Zum Litterata-Bericht: https://www.mironde.com/litterata/9942/feature/das-dkw-epos

Am 4. Mai 2023 stellte Frieder Bach im Fahrzeugmuseum seine Erinnerungen an den Bau des DKW-Weltrekordwagens des Freiherrn von Koenig-Fachsenfeld vor. Frieder Bach hatte das Fahrzeug in den 1980er Jahren aus einem „Schrotthaufen“ wieder hergestellt. Der Freiherr hatte einen DKW-Rennwagen aerodynamisch gestaltet und erzielte damit 1930 in Montlhéry zwölf Weltrekorde. Reinhard von Koenig-Fachsenfeld gestaltete auch die Fahrzeuge anderer Rennfahrer, zum Beispiel das Manfred von Brauchitschs. Die Aerodynamik-Ideen gewann von Koenig-Fachsenfeld aus der Beobachtung seiner Tauben im Schlosspark. Die Formen der Natur waren es, die seiner Gestaltung die Grundlage gaben, nicht modischer Manierismus.

Zum Litterata-Bericht: https://www.mironde.com/litterata/10925/reportagen/koehnig-fachsenfeld-ehrung-im-fahrzeugmuseum

Frieder Bach vermochte gemeinsam mit seinem Sohn, der dessen Firma „Chemnitzer Oldtimerdienst“ weiterführt, aufgrund einer einfachen Grobskizze den letzten Langstreckenrennwagen der Chemnitzer Auto-Union auf eigenständige Weise nachzuentwickeln und fahrtüchtig herzustellen. Hier wird vielleicht Frieder Bachs Stärke besonders deutlich. Er vermochte beim Lesen der Unterlagen die Skizze sofort einzuordnen. (Auch andere Fachleute hatten diese Skizze gesehen …) Er verfügt über die technischen und technologischen Kenntnisse und Fähigkeiten, um die grob skizzierte Idee auch umzusetzen. Dabei wird deutlich, dass im Oldtimerbereich technologisches Wissen und handwerkliche Praktiken bewahrt werden, die die großen Industrie schon lange „wegrationalisiert“ hat.

Das Schicksal wollte es, dass Frieder Bach, anders als sein Vorbild Siegfried Rauch, der die Leistung der „Weltmarke“ DKW/Auto-Union für die Region in den Mittelpunkt seiner publizistischen Tätigkeit stellte, wieder auf die Grundlagen aller europäischen Wirtschaft, die eigentümergeführten Familienbetriebe der Region verweisen musste. Die Verstaatlichung in der DDR nach 1945 und die Deindustrialisierung nach 1990 führten dazu, dass die technologische Kreativität wieder in kleinen und mittleren Strukturen bewahrt wird. Zwischen der Herstellung des Fahrrades und des Automobils liegt das Spektrum des Wissens und der Erfahrung, das für eine wirklich zukunftsfähige Weiterentwicklung der Fahrzeugtechnik benötigt wird. Dieser Wiederaufnahme des großen Erbes gilt die Hoffnung Frieder Bachs. Dafür nimmt er die unendlichen Mühen der Recherche, der Formulierung und der Korrekturen seiner Bücher auf sich. 

Wir wünschen dem Jubilar Kraft, Ausdauer und Besonnenheit in seinem weiteren Schaffen.

Clara Schwarzenwald

Information

Fahrzeugmuseum Chemnitz: https://fahrzeugmuseum-chemnitz.de

Von den Büchern Frieder Bachs sind direkt vom Verlag beziehbar:

Aus der Werkstatt der Natur. Der DKW-Weltrekordwagen des Freiherrn Reinhard von Koenig-Fachsenfeld

https://buchversand.mironde.com/p/aus-der-werkstatt-der-natur-der-dkw-weltrekordwagen-des-freiherrn-reinhard-von-koenig-fachsenfeld

Zwei-Takte und Zwei-Räder. DKW-Serienmotiorräder von 1922 bis 1945.

https://buchversand.mironde.com/p/zwei-takte-und-zwei-raeder-dkw-serienmotorraeder-1922-bis-1945

Der letzte Kompressor-Zweitakter mit DKW-Genen. Glanzstück sächsischer Ingenieure.

https://buchversand.mironde.com/p/der-letzte-kompressor-zweitakter-mit-dkw-genen

Der letzte Auto-Union Sportwagen aus Chemnitz.

https://buchversand.mironde.com/p/der-letzte-auto-union-sportwagen-aus-chemnitz

Fahrzeugspuren in Chemnitz. Teil 1. Historie des Chemnitzr Fahrzeugbaus.

https://buchversand.mironde.com/p/fahrzeugspuren-in-chemnitz-zur-historie-des-fahrzeugbaues-teil-1

Fahrzeugspuren aus Chmenitz. Teil 2. Fahrzeugschicksale.

https://buchversand.mironde.com/p/fahrzeugspuren-in-chemnitz-teil-2-fahrzeugschicksale

Fahrzeugspuren aus Chemnitz. Teil 3. Motorspport 1900–1990.

https://buchversand.mironde.com/p/fahrzeugspuren-in-chemnitz-motorsport-1900-bis-1990-teil-3

Kenner fahren DKW. Prototypen-Welrtrekordler-Seltenheiten. 1918–1950.

https://buchversand.mironde.com/p/kenner-fahren-dkw-prototypen-weltrekordler-seltenheiten

F9 – der sächsische Konkurrent des Volkswagens.

https://buchversand.mironde.com/p/f9-der-konkurrent-des-volkswagens

Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.

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