Der 7. Juli 2018 ist ein schöner Sommertag, an dem sich die Begründung der Selbstständigkeit des Zwickauer Antiquariates & Buchladens von Frau Gabriele Hertel zum zehnten Mal jährte. Diese eigentümergeführte Buchhandlung erwarb sich mit einem gut sortierten aktuellen und antiquarischen Angebot sowie mit regelmäßigen literarischen Veranstaltungen das Vertrauen der Kunden, die mit Blumen und kleinen Aufmerksamkeiten gratulierten. Das größte Geschenk für Frau Hertel war an diesem Tag vielleicht der großen Andrang zum kleinen Festprogramm. Bis auf den (aller-)letzten Stuhl wurden alle Plätze besetzt.
Um 11 Uhr eröffnete Frau Hertel in der oberen Etage der Buchhandlung das Festprogramm.
Eine Literaturtorte mit den Namen der Lieblingsautoren der Buchhändlerin wurde überreicht.
Aber auch eine solche Torte muss einmal angeschnitten werden.
Ein ähnlich großer Andrang herrschte am Abend des 7. Juli in der Lunzenauer Gaststätte »Zum Prellbock« und der Kunstgalerie. Hier feierte man auf der Terrasse, im Abendlicht das 20jährige Jubiläum der Selbstständigkeit der Gaststätte und der Galerie. Mit einem Tieflader wurde seinerzeit das abrissbedrohte Bahnhofsgebäude von Obergräfenhain zur Gaststätte gebracht. Eisenbahner standen Spalier. Per Kran wurde das Gebäude in den Garten gehoben und danach von Matthias Lehmann in eine Galerie verwandelt. Seither betreibt der »Pressesprecher« der Wirtin, Matthias Lehmann, mit viel Engagement und der Unterstützung vieler Freunde die Prellbock-Galerie. Gleichzeitig trägt er die schwere Bürde des Bürgermeister der »Frohen und Hanselstadt Groß-Mützenau«.
Aber nicht nur das: Vor Beginn des Abendprogramms, einem Reisebericht, führte Matthias Lehmann nocheinmal seine legendenumwobene »Bahndammsymphonie« für Glöckchen und Schrankenglocke auf.
Es folgte die perfekte Inszenierung einer Parodie auf die gehobene »Individual-Tourismus-Industrie«. Zunächst spielte Lehmann allerlei technische Unzulänglichkeiten vor. Dann konnte sich die Beamerhelligkeit dem Anschein nach gegen das Tageslicht nicht durchsetzen. Endlich wurde es dunkel. Film ab: Matthias Lehmann erzählt von seiner Paddelbootreise auf dem Unterlauf der Donau und zeigt Bilder. Die Ausrüstung ist denkbar einfach. Lehmann spricht ironisch vom »Equipment«, aber keine Trekking-Markenbekleidung, kein Bergsteiger- oder Tropenforscher-Gehabe, nichts ist geplant, nur eine Landkarte von vor 50 Jahren gehört zum Gepäck, keine Hotelbuchung, kein Reiseleiter, kein Donau-Lotse. Allein die Bilder von der Breite der Donau lassen den Zuschauer erschaudern. Diese Strömung, dann kommt Wind auf, hohe Wellen, Flussverengung im Eisernen Tor, eine Schleuse mit 36 Meter Höhenunterschied! Man hört förmlich das Aufatmen der Zuschauer als die kleine Paddelboot-Mannschaft wohlbehalten landet.
Zum Abschluss, wie könnte es in Groß-Mützenau fehlen, das traditionelle Mützenfoto in einer seltenen Konstellation: mit Gaststätteninhaberin Maritta Trommer-Lehmann und Matthias Lehmann.
Kommentar
Vielleicht kann nur der, der selbstständig arbeitet ermessen, was es bedeutet, ein Familienunternehmen 10 oder 20 Jahre aufrecht zu erhalten. Aber diese Familienunternehmen sind die Basis aller anderen Wirtschaftsformen. Beide Unternehmen tragen nicht unwesentlich zum kulturellen Leben der Region bei. Den beiden Familienunternehmen sei für die jahrelange Kulturarbeit gedankt. Übrigens ist der 7. Juli auch das Datum eines anderen Jubiläums. Konrad von Kaufungen entführte in der Nacht vom 7. zum 8. Juli 1455, nachdem er die Fehde erklärte, die beiden kurfürstlichen Prinzen. Konrad lag mit dem Kurfürsten im Rechststreit. Der Kurfürst ließ über das Gericht in Leipzig, dessen Vorsitzender Richter sein Berater war, das Recht beugen. Ein Gutachten zu Gunsten Konrads durch das übergeordnete Magdeburger Gericht wurde unterdrückt. Deshalb wollte sich Konrad über das alte Fehderecht sein Recht verschaffen. Die Sache ging schief. Er wurde verraten, gefangengenommen und in aller Eile bereits am 14. Juli 1455 in Freiberg hingerichtet. Bis heute schreiben Historiker die »Presseerklärung« des Kurfürsten ab. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.
Johannes Eichenthal
Information
Zwickauer Antiquariat & Buchladen
Hauptstraße 22, 08056 Zwickau
Eisenbahnmuseum & Gaststätte »Zum Prellbock«
Burgstädter Straße 1, 09328 Lunzenau