Rezension

IHR HABT KEINEN PLAN – DARUM MACHEN WIR EINEN


Der Jugendrat der Generationen Stiftung veröffentlichte 2019 ein Buch unter dem Titel »Ihr habt keinen Plan. Darum machen wir einen. 10 Bedingungen für die Rettung unserer Zukunft.« Als Autoren werden genannt: Franziska Heinisch, Sarah Hadj Ammar, Jonathan Gut, Jakob Nehls, Hannah Lübbert, Lucie Hammecke, Niklas Hecht, Daniel Al-Kayal.


Nach einem Vorworten von Harald Lesch – »Hört auf die Wissenschaft!« (S. 11) und einer Einführung der Herausgeberin Claudia Langer »Tatsächlich ist Generationengerechtigkeit …. alternativlos« (S. 15) beginnt der eigentliche Buchtext mit einer Anklage der Älteren: »mit diesem Buch klagen wir Euch an«. (S. 19) Am Kapitelende wird dieser radikale Gestus jedoch relativiert: »Wir sind die neue Generation … Wir sprechen als junge Menschen, aber unser Aufruf gilt allen. Wir müssen aktiv werden – und dazu brauchen wir euch alle. Die neue Generation definiert sich nicht über Altersgrenzen, sondern anhand ihrer Haltung … Am Ende verlangen wir und der Ernst der Lage von jedem*jeder eine Entscheidung. Mit uns oder gegen uns. Ein ‹zwischendrin› gibt es nicht mehr. Ein ‹Das geht nicht› verstehen wir als ein ‹Wir wollen nicht›« (S. 27)
Auf etwa 200 Seiten folgen dann Argumentationen zu den Schwerpunkten: Klima retten und Ökozid verhindern, den entfesselten Markt wieder an die Leine legen, soziale Gerechtigkeit schaffen – für eine zukunftsfähige Gesellschaft, Vorbereitung der Arbeitswelt auf die Zukunft, Gute Bildung für alle garantieren, der Demokratie neues Leben einhauchen, globale Gerechtigkiet endlich konsequent angehen, Frieden garantieren und Menschenrechte einhalten, digitale Welt gestalten, bevor es zu spät ist.
Nach einem Apelll an die Leser folgen 100 Forderungen mit den Schwerpunkten: Plan gegen dieKlimakrise; der Plan zur Vermeidung des ökologische Kolapses; der Plan für einen Paradigmenwechsel zu einer generationengerechten Wirtschaft; der Plan für soziale Gerechtigkeit in einer Gesellschaft, auf die sich bauen lässt; der Plan für eine neue Arbeitswelt, der Plan für eine Bildung, die vermittelt, was wirklich zählt, der Plan zur Weiterentwicklung unserer Demokratie; der Plan für die Grundsteinlegung zu einer gerechten Welt; der Plan zur Abrüstung und einem menschenwürdigen Umgang mit Geflüchtete; der Plan zur Gestaltung der digitalen Zukunft.
Die Einzelforderungen beginnen im ersten Schwerpunkt mit 1. deutscher Kohleaussteig bis 2025 und globaler Kohleausstieg bis 2030; und enden im letzten Schwerpunkt mit 7. Umstellung auf transparente und schnellere staatliche Verwaltungsprozesse.
Mit diesen beiden Einzelpunkten wird vielleicht die Spannung des Forderungskatalogs, ein Plan im strengen Sinne ist es noch nicht, verstehbar. Insgesamt liest sich das Buch wie das Aktionsprogramm, das eine Partei hätte, die heute auf der Höhe der Zeit wäre.
Man muss die Initiative der jungen Leute begrüßen. Grundsätzlich haben sie recht: Politik und Industrie verwenden in der Tradition bloß quantifizierender okzidentaler Rationalität technisch hochmoderne elektronische Informations- und Steuerungsverfahren, die jedoch nicht wirklich lern- und korrekturfähig sind, und die im Extremfall keine Umkehr erlauben. (vgl. dazu Lewis Mumford: Mythos der Maschine; Rezension: https://www.mironde.com/litterata/7270/rezension/lewis-mumford-mythos-der-maschine)
Johannes Eichenthal

Information
Jugendrat der Generationen Stiftung (Hrsg. Claudia Langer)
www.ihrhabtkeinenplan.de
www.generationenstiftung.com
Ihr habt keinen Plan. Darum machen wir einen. 10 Bedingungen für die Rettung unserer Zukunf.
Blessing-Verlag, München 2019
ISBN 978-3-89667-656-6

Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.

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