Reportagen

DIE PENIGER PAPIERMACHER

Am Sonnabend, dem 17. September 2022, öffnete die Papierfabrik Penig ihre Tore für Betriebsbesichtigungen. Die erste Besuchergruppe wartete schon vor 9 Uhr am Werktor. Seit 1537, seit 485 Jahren, wird in Penig an der Zwickauer Mulde Papier hergestellt. Die Papierfabrik Penig ist die älteste, noch an ihrem Gründungsstandort produzierende Papierfabrik Deutschlands. Die einstige Papiermühle bezog ihre Kraft aus dem Wasser der Zwickauer Mulde. 1872 wandelte man das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um. Die heutigen Fabrikgebäude stammen aus dem 19. Jahrhundert. Sie vermitteln eine Vorstellung vom Geist des Unternehmertums: stabile Gebäude, hohe Räume, hohe Fenster. Mit großer Geschwindigkeit und Effizienz wird hier von erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Dekorpapier in hoher Qualität produziert. 

Die Besucher wurden in Gruppen durch die Produktionsräume geführt und kamen im Firmenarchiv an. Dort erwartete sie Heiner Unger, der seine Lehre 1955 in der Peniger Papierfabrik begonnen hatte. Auf die Frage, warum er sich um das Archiv bemüht, antwortete er, dass in unserer schnelllebigen Zeit die Erinnerung daran bewahrt werden muss, unter welch schweren Bedingungen die früheren Generationen die Papierfabrik errichteten, Arbeit und Brot für die Einwohner stifteten und sich beständig mit hohen Qualitäts-Leistungen behaupteten. 

Aus der Geschichte kann der Besucher Dokumente, Materialproben, Wasserzeichen, Walzen u.a. hier in Ruhe besichtigen. Für bemerkenswert hält er, dass sich das Unternehmen immer als Teil der Stadt Penig verstand. So lieferte die Papierfabrik ab 1851, nachdem man sich ein eigenes Gaswerk angeschafft hatte, auch das Gas für die Straßenbeleuchtung der Stadt. Die Lage Penigs am Muldenübergang der Handelsstraße von Prag nach Leipzig, war auch der Entwicklung der Papierfabrik zuträglich.

Eine spezielle Abteilung des Firmenarchivs ist Messgeräten gewidmet, die zur Prüfung der Papierqualität benutzt wurden. Sehr früh einigte sich die Industrie auf Standards.

Auch kleinere Maschinen werden hier ausgestellt.

Nicht zuletzt wird in Büchern die Geschichte der Papierfabrik Penig dokumentiert. Aus der Feder Heiner Ungers stammen neuere Veröffentlichungen.

Die Papierfabrik Penig wurde nach 1990 von der Felix-Schoeller-Gruppe aus Osnabrück übernommen. Der Schwerpunkt des Unternehmens lag auf der Herstellung von Fotopapier. Die Peniger Produkte nahm man als Ergänzung des Sortimentes an. Damit entschied sich das Unternehmen gegen den „Trend“ der Verlagerung ins Ausland und für die Behauptung der Produktionskompetenz. Insofern passt das Firmengebäude zu den Intentionen der Peniger Papiermacher. Während andere Unternehmen in „modernen“ fensterlosen Quadern oder Würfeln produzieren, zum Teil sogar in Zelten, und damit die Flüchtigkeit ihrer Existenz offenbaren, hat man in Penig auf dem traditionsreichen Firmengebäude beharrt. Die Maschinen poduzieren auf modernstem Stand Dekorpapier zu Beschichtungszwecken. Das Unternehmen bildet Lehrlinge auf hohem Niveau aus. Tradition und Innovation werden hier als Einheit gelebt.

Clara Schwarzenwald

Information

In Kürze wieder lieferbar:

Heiner Unger: Die Papierfabrik Penig: Geschichte und Geschichten.

14.8 × 21.0 cm, 80 Seiten, zahlreiche farbige Fotos und Abbildungen, brosch., 

VP 12,50 Euro 

ISBN 978-3-96063-001-2

Lieferbar:

Heiner Unger: Die Papierfabrik Penig. Geschichte und Geschichten. Teil 2. 14,7 × ,0 cm, Brosch., 66 Seiten, 40 zum Teil farbige Abbildungen

VP 12,50 Euro ISBN 978-3-96063-036-4

Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.

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