Werft 77
Reportagen

WERFT 77

Vom 28. September bis 26. Oktober organisierten Mitglieder des „Vereins der Düsseldorfer Künstler 1844“ eine Ausstellung in der ehemaligen Lagerhalle „Werft 77“ am Düsseldorfer Rheinufer. Die Halle wird für den Verladebetrieb nicht mehr benötigt, aber egelmäßig werden heute am Kai überdimensionale Kran-Teile auf Lastkähne verladen. Die Vereinsmitglieder organisierten, bauten auf und betreuten mit großem Engagement eine Ausstellung, in der Künstlerinnen und Künstler aus Düsseldorf, wie deren Partnerstadt Chemnitz teilnehmen. Die Ausstellung firmierte unter dem Thema „Stadt am Fluss – Stadt im Fluss“. 

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Die Ausstellungshalle „Werft 77“ besitzt einen herben Charme. Zum Konzept der Ausstellung gehört, dass eine Tür zum Rhein und eine zum Verladeplatz offen bleiben. Der einströmende Herbstwind bewegte die Papierbahnen und eine (Rhein-)Wellen-Installation, die über die gesamte Länge der Halle reicht.

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Am Nachmittag des 4. Oktober trat hier die junge Band „Subcode Trio“ auf (Kontrabass, Cello und Synthesizer), zu deren Musik sich eine Tänzerin bewegte.

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Am Nachmittag des 5. Oktober begrüßte Gisela Happe, im Namen der Veranstalter, den Mironde-Verlag aus der Region Zwickau-Chemnitz-Erzgebirge zur Vorstellung des Buchprojektes „Literarische Wanderung durch Mitteldeutschland“.

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Andreas Eichler, ein promovierter Philosoph, hob in seinem Bild-Vortrag die Besonderheiten der Region „Mitteldeutschland“, der ab dem 10. Jahrhundert entstandenen Sprachlandschaft zwischen Braunschweig und Görlitz, hervor. Über acht Jahrhunderte war dies die „Mitte der Deutsch sprechenden Menschen“. Mitteldeutschland verortete er in Mitteleuropa, während das Rheinland nach seinen Worten zu Westeuropa gehört. Die heutigen Mentalitätsunterschiede haben also eine jahrhundertalte Geschichte. In den Besonderheiten der einzelnen Regionen, so Eichler, bestehe auch der eigentliche kulturelle Reichtum Deutschlands.

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Auf der Leinwand ist das Porträt Franz Boas‘ zu sehen

Für die Düsseldorfer Zuhörer stellte Eichler besonders die Kapitel zur Chemnitzer Formgestalterin Marianne-Brandt, zum Chemnitzer DKW- und Auto-Union-Strategen Siegfried Rauch, zum Annaberger Künstler und Philosophen Carlfriedrich Claus, zum Dramatiker und Philosophen Heiner Müller, der in Bräunsdorf bei Chemnitz aufwuchs, und zum Dichter Gert Hofmann, der in Limbach bei Chemnitz geboren wurde, heraus. Aus der Nähe von Düsseldorf stammt der in Minden geborene Ethnologe und Entdeckungswissenschaftler Franz Boas, der sich in Berlin wissenschaftlich habilitierte. Auf Boas (1858–1942), der 1886 in die USA auswanderte und dort sein wissenschaftliches Hauptwerk verfasste („The Mind of Primitiv Man“ von 1911) ging Eichler besonders ausführlich ein.

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Gisela Happe dankte am Ende dem Referenten. Obwohl Eichler zeitlich maßlos überzogen hatte und keine Zimmertemperaturen herrschten (!), dankten ihm die Zuschauer erfreulicherweise mit sehr langem Applaus. 

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Am 6. Oktober erhielten die Mitarbeiter des Mironde-Verlages eine exklusive Stadtführung mit Besichtigung der Denkmäler für Robert Schumann, Felix Mendelsohn-Bartholdy, Heinrich Heine u.a. Am Ende führte die lange Tour am Robert-Schumann-Haus vorbei. Leider war der Montag ein Ruhetag, dachten wir. Doch die Mitarbeiter des Museums hatten gerade zu dieser Zeit für einen Düsseldorfer Lyons-Club eine Sonderführung vorbereitet. Der Präsident des Clubs entschied großzügig, dass die kleine sächsische Delegation an der Führung teilnehmen durfte. Zu Beginn erklang die „Dritte“, die „Rheinische Symphonie“ Schumanns. Der Museumsmitarbeiter informierte die Gäste vorbildlich sachlich und korrekt. Es war uns eine große Freude.

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In den echten Kneipen spürt man, dass Düsseldorf im Austausch mit den Kulturen der Niederlande, Frankreichs und der Schweiz steht. Die Verbindung zwischen Düsseldorf und der Region Zwickau-Erzgebirge-Chemnitz wurde dagegen erst von Robert Schumann hergestellt. Das sollten wir ihm nicht vergessen, zumal seine Musik sprachliche und mentale Grenzen überwindet.

Johannes Eichenthal

Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.

Information

Die Veranstaltungen im Projekt Werft 77 gehen noch bis Ende Oktober weiter.

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Museum Schumannhaus: schumannhaus@duesseldorf.de

Die Bücher zum Vortrag können direkt beim Verlag bestellt werden

Andreas Eichler: Literarische Wanderung durch Mitteldeutschland. Sprache und Eigensinn 3. Von Thomas Mann bis Gundermann: https://buchversand.mironde.com/p/andreas-eichler-literarische-wanderung-durch-mitteldeutschland-t-3-von-thomas-mann-bis-gundermann

Andreas Eichler: Literarische Wanderung durch Mitteldeutschland: Teil 1 bis 3: https://buchversand.mironde.com/p/eichler-literarische-wanderung-durch-mitteldeutschland-teil-1-3

Weitere Vorstellungstermine der Literarischen Wanderung

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