Reportagen

Haben Sie das alles gelesen?

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Die Frankfurter Buchmesse fand in diesem Jahr vom 8. bis zum 12. Oktober statt. Die Vorbereitung der Organisatoren hatten aber schon bald nach Abschluss der Vorjahresmesse begonnen. Unmittelbar vor der Eröffnung waren am Abend des 7. Oktober noch viele Aussteller mit dem Aufbau ihres Standes beschäftigt. Der Mironde Verlag hatte seinen Stand in Halle 4.1 eben fertiggestellt. Einige Neuerscheinungen dominierten am Stand: Das Buch für Buchliebhaber »Haben Sie das alles gelesen?«. Sechzehn Büchersammler sprechen über ihre Leidenschaft und ihre Liebe zum Buch. »Die Leiden des N. Eine Naumburger Trilogie« des in London lehrenden Germanisten Rüdiger Görner steht neben dem, eben mit dem Nikolaus-Lenau-Preis ausgezeichneten Buch »Miss Suki – oder Amerika ist nicht weit« von Utz Rachowski. Das neue Archicad-18-Grundkurs-Handbuch und ein BIM-Leitfaden repräsentieren eine revolutionäre Technologie in der Bauplanung. »Kenner fahren DKW« – das dritte Buch des Chemnitzer Oldtimer-Kenners Frieder Bach – macht auf die Region Chemnitz-Zwickau, die Wiege des deutschen Fahrzeugbaues, aufmerksam.
Der von Birgit Eichler handgeschriebene Schriftzug »sammeln – lesen – erneuern – bewahren« verbindet diese Themen zum Verlagscredo. Die so genannte »Backlist« war am Stand auch vertreten. Wir wollen in der Folge einige Besucher vorstellen.
Am Morgen des 8. Oktober strömten Fachbesucher auf die Messe. Von 9.00 bis 18.30 Uhr herrschte Trubel. Aus Chemnitz kamen zuerst Frau Dr. Pötzsch, die Leiterin der Villa Esche und ihr Mann Ralph Pötzsch, ein ausgesprochener Buchkenner und auch Büchersammler.

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Dieter Lehnhardt, gemeinsam mit Dr. Klaus Walther Herausgeber von »Haben Sie das alles gelesen?« (ganz links), neben ihm seine Gattin,  der im Buch mit einem Beitrag vertretene Büchersammler und Autor Reinhard Abel und die Verlegerin Birgit Eichler (v. li. nach re.).

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Akka von Lucius (2. v. li.) und ihr Gatte Prof. Dr. Wulf D. von Lucius, der ebenfalls im Band mit einem Beitrag in »Haben Sie das alles gelesen?« vertreten ist. Beide gehören zu den Säulen der deutschen Buchkultur.

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Der Buchliebhaber und Antiquar Günther Trauzettel besuchte mit seiner Tochter den Mironde-Stand, um die Vorzugsausgabe von »Haben Sie das alles gelesen?« in Augenschein zu nehmen.

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Alexander Walther, Chef der Buchhandlung Bücher-Walther und der Buchhandelssoftware-Firma Softlevel (ganz li.) neben Ministerpräsident a.D. Reinhard Klimmt, der ebenfalls im Band »Haben Sie das alles gelesen?« mit einem Beitrag vertreten ist.

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Der Buchhkünstler Gunnar Kaldeway und seine Frau Prof. Dr. Bun-Ching Lam aus New York interessierten sich ebenfalls für die Vorzugsausgabe des Bandes »Haben Sie das alles gelesen?« in blauem Ziegenleder.

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Prof. Jürgen Seuss, ein Gigant der Buchgestaltung (Mitte), besuchte gemeinsam mit seiner Gattin (2. von li.) und Prof. Dr. Bernd Wirkus (ganz re.) den Mironde-Stand.

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Auch junge Männer wie Dr. Kaucky und Ulrich Martin (2. und 3. von li.) gehören zur Gilde der Büchersammler und interessierten sich für »Haben Sie das alles gelesen?«

 

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Der Ausnahmeschriftsteller Hans-Christoph Buch ließ es sich nicht nehmen vorbeizuschauen …

 

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Hans-Joachim Gelberg, ebenfalls Mitautor von »Haben Sie das alles gelesen?« (ganz li.), Frau Wöhlke, der Fabel-Kenner Prof. Klaus Doderer und Frau Rabenstein (von li. nach re.) freuten sich über das erschienene Buch.

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Minister a.D. Dr. Norbert Blüm und seine Gattin, gehören ebenfalls zu den Buchliebhabern und Kennern, die auf »Haben Sie das alles gelesen?« aufmerksam wurden.

 

Kommentar
Das Gelingen eines solchen Projektes, wie das der Frankfurter Buchmesse, ist nur durch das Zusammenwirken motivierter Organisatoren, begeisterter Büchermacher und eines entdeckungsfreudigen Publikums möglich. Das Zusammenwirken ist die große Leistung. Das sollte man am Ende nicht vergessen.
Dass die Bücherwelt im Umbruch ist, das spürt man selbstverständlich gerade auf einer solchen Buchmesse am deutlichsten. Es wäre unnormal, wenn es nicht so wäre, denn unsere ganze Welt befindet sich derzeit im Umbruch.
So finden wir in Frankfurt einerseits Unterhaltungsliteratur, Massenware, Triviales, eine Fixierung der Branchenführer auf Bestseller und Umsatzwachstum, und »Literatur«-Preisvergaben aus verkaufsfördernden oder politpädagogischen Gründen, wie in den vergangenen  Jahrzehnten.
Aber es gibt auch Momente der Zukunft. Zuallerst: tausende Menschen, die sich in einer Zeit des bequemen Massenmedienkonsums und des dramatischem Niveauverfalls führender Medien, selbst auf den Weg begeben, um sich ein eigenes Bild von der Bücherwelt zu verschaffen.

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Ilona Kiss aus Budapest (re. neben einer Kollegin) zeigte in Frankfurt Künstlerbücher von besonderer Qualität (in Paris werden bis zum 3. Januar in der Bibliothéque Forney, Hòtel de Sens, Bücher von ihr gezeigt.)

Bei dieser Suche kommen wir zu solch paradoxen Ergebnissen, dass wir mitunter auf dieser Messe Bücher für uns als »neu« entdecken, die schon länger auf dem Markt sind, und die sich über Jahre sehr gut verkaufen. Das sind die so genannten »Longseller«. Um diese sollte es im 21. Jahrhundert eigentlich gehen; weg von der Bestsellerfixierung. Das wäre jedoch mit einem »Gesundschrumpfen« des Buchmarktes verbunden. Die Buchbranche könnte eine Leitfunktion bei der Dekonstruktion der zentralistischen, mengenwachstumsfixierten Industriegesellschaft übernehmen.

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»Haben Sie das alles gelesen?«-Mitherausgeber Dieter Lehnhardt im Gespräch mit Antiquar Manfred Nosbüsch.

Die Krönung der Buchmesse war wieder in der Antiquariatsmesse zu bewundern. Hier sehen wir die Bücher, die sich nach Jahrzehnten und Jahrhunderten durchsetzten.
Es wäre interessant zu wissen, welche Bücher aus unserer Zeit einmal in den Antiquariaten des 22. Jahrhunderts zu finden sein werden.

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Die Antiquarin Sibylle Wieduwilt  (Tresor am Römer) interessiert sich ebenfalls für »Haben Sie das alles gelesen?«

In der Antiquariatsmesse treffen wir auch die wirklichen Kenner. Hier begreifen wir, dass Büchersammeln kein Rückzug ist, sondern der Versuch, kulturelles Erbe aktiv anzueignen und als Tradition weiterzugeben. Man muss sich nicht unbedingt 30.000 oder 50.000 Bücher zulegen, wie die Helden des Büchersammlerbuches. Schon wenn man weniger Bücher im Regal stehen hat, wird man mitunter gefragt »Haben Sie das alles gelesen?« Es geht aber darum, dass wir uns gerade in stürmischen Zeiten, trotz aller beruflichen Verpflichtungen, aktiv der Bewahrung unseres kulturellen Erbes zuwenden. Man muss lernen die Gegensätze von äußerer Lebenstätigkeit und Besinnung zu verbinden. Dass dies nur mit Veränderungen unseres Lebens möglich ist, das machte gerade die Frankfurter Buchmesse deutlich. So ist es im eigentlichen Sinne auch die Atmosphäre, die dieses Ereignis auszeichnete. Es ist wie bei einem Live-Konzert. Man muss dabei gewesen sein.
Johannes Eichenthal

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One thought on “Haben Sie das alles gelesen?

  1. Lieber, verehrter Herr Dr. Eichler,
    gemessen an der Freude über das mir zugeeignete Buch: „Haben Sie das alles gelesen …?“ für Leser und Sammler, müssten Sie und Ihre liebe Ehefrau von Frankfurt a.M. mit wahrhaft triumphalen Erfolg zurückge-kehrt sein. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen – trifft doch diese bibliophile Kostbarkeit zielgenau den „berühmten Nerv“ meiner Liebhabereien.
    Dankbar verbunden – Ihr Siegfried Arlt
    PS.: Selten findet sich eine Vorahnung so eindeutig bestätigt wie hier.

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