Essay

Hinausposaunt. Günter Saalmann zum 75.!

Wenn ich nicht wüsste, daß Günter Saalmann (auf dem Foto links, mit der Posaune) einen Sinn für Skurriles, schwarzen Humor hat und uns verführt, auf dem Kopf stehend die Welt zu betrachten, begänne ich nicht mit diesem, einem Nachruf ähnelnden Satz: »Fast unbemerkt am vergangenen Sonntag, dem 3. Juli …«  Ja, fast unbemerkt. Auf der Seite Kultur, Literatur gibt es nicht mehr, der Chemnitzer Presse fand ich keine Erwähnung zu Saalmann, es sei denn, es hat etwas auf der zuständigen Lokalseite gestanden.

Am vergangenen Sonntag wurde Günter Saalmann 75 Jahre alt. Oder sollte man bei seinem Sinn für Kinder ab 92 cm lieber sagen, jung? Jedenfalls: Salut, Günter! Und Entschuldigung, daß ich es jetzt erst weiß. Ist es notwendig, Deinen Lebenslauf zu nennen oder wie es jetzt kraftstrotzend »Vita« heißt? Flüchtlingskind, Slawistikstudium, aus politischen Gründen rausgeflogen, Literaturstudium, Schaufensterschmücker, Berufsmusiker, nach der Wende im Neuen Forum, jetzt in der Friedensbewegung. Da hat er ein großes Feld. Denn der Frieden wird immer mehr verschlankt. Wo anfangen bei seinen Büchern? Da ist der Klassiker »Umberto« (1987), »Fernes Land Pa-isch« (1994), »Ich bin der King« (1997) »Leselöwen – Lehrergeschichten« (2000) und überhaupt: Kinder! Er könnte nicht für sie schreiben, wäre er nicht selber noch ein großes, das oft still als Mitglied im Sächsischen Schriftstellerverein nicht weit von mir sitzt. Außerdem ist er noch Vorstandsmitglied im Verband deutscher Schriftsteller. Er engagiert sich für andere. Und so unauffällig (nicht musikalisch!) wie er in einer Chemnitzer Band Posaune bläst, so unauffällig sitzt er unter Gleichgesinnten. Man muss auf dem Kopf stehen, um seine hintergründigen Gedanken zu erkennen. Er sieht genau hin. Und er ist nicht zu verbiegen, weil er sich nicht verbeugt. Da hat einer kaum Chancen bei den Herren. Ein Chemnitzer Autor. Einer von uns alten. Wer keinen Humor hat, sieht und versteht ihn nicht. Mir scheint, was die Öffentlichkeit betrifft, so muss es wohl wenig Humoristen geben. Am vergangenen Sonntag, dem 3. Juli …

Wolfgang Eckert

Die Fotos entstanden bei einem Auftritt Günter Saalmanns mit seinem langjährigen Kollegen Helmut (Joe) Sachse, am 2. März 2007, vor den Kindern der Johann-Traugott Sterzel Grundschule und der Kindertagesstätte Pfiffikus in Niederfrohna.

 

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