Reportagen

FRIEDER BACH: FAHRZEUGSPUREN. TEIL 3

Das Sächsische Fahrzeugmuseum Chemnitz hatte für den Abend des 12. September zur Buchpremiere von Frieder Bachs drittem Teil der »Fahrzeugspuren in Chemnitz« eingeladen.
Es war ein warmer Spätsommerabend. Obwohl wir frühzeitig anreisten, war kaum noch ein Parkplatz zu bekommen. Es wurde gerade Bücher-Nachschub angeliefert. Die Besucher standen in Gruppen zusammen, freuten sich über ein Wiedersehen nach vielen Jahren und diskutierten intensiv. Ein großes Gemurmel erfüllte den Raum der »Garage«, wie das Sächsische Fahrzeugmuseum auch genannt wird. Pünktlich 18.30 Uhr begrüßte Museumsdirektor Dirk Schmerschneider die Gäste und bat den Nestor der Chemnitzer Fahrzeuggeschichtsschreibung, Frieder Bach, an das Mikrophon, um einen etwa einstündigen Vortrag zu halten.
Frieder Bach skizzierte mit wenigen Sätzen die Entstehungsgeschichte des Buchprojektes »Fahrzeugspuren in Chemnitz«. Ursprünglich hatte er nur ein Buch vorgesehen. Doch mit dem Erscheinen von Teil 2, sei klar geworden, dass das erst Buch »Teil 1« genannt werden musste. Das habe man jetzt nachgeholt. Gemeinsam mit dem Teil 3 sei auch der vergriffene Teil 1 neu aufgelegt worden. Er freue sich besonders, dass der gebürtige Chemnitzer, Ex-VW-Vorstand, Prof. Dr. Dr. Carl H. Hahn dem Teil 1 ein Geleitwort beigefügt habe. Damit werde die Tradition, in der sich die Reihe »Fahrzeugspuren in Chemnitz« befinde, auf angenehme Weise verdeutlicht. Er sei sehr dankbar für diese wichtige Geste.
Nach einigen Sätzen zu Teil 2 leitete Frieder Bach zum eben erschienen Teil 3 über.
Das Publikum, zum Teil über hunderte Kilometer angereist, bestand zum allergrößten Teil aus Fachleuten. Viele waren als Zeitzeugen am Entstehen des Buche beteiligt oder wussten schon lange von dem entstehenden Teil 3. Mit Ungeduld hatten einige der Vorstellung entgegengefiebert. Jetzt war der Moment endlich gekommen.
Frieder Bach beschreibt im 3. Teil der »Fahrzeugspuren« die Verbindung von Motorsport und Fahrzeugentwicklung. Er verfolgt die Kette der Generationen, unterscheidet Herrenfahrer, Werksfahrer und Privatfahrer, widmet sich der Generation der Nachholer, die durch den Zweiten Weltkrieg um ihre Jugend betrogen worden waren, und die Generation der Trotzköpfe, die in der DDR-Zeit eine nichtolympische Sportart betrieben, unterscheidet die Standhaften, die Fährtensucher, die Teamsportler, die Individualisten, die Radlosen, die Schwerelosen, die Minimalisten, die Besonderen, die Ruhelosen usw.
Das Publikum, so hatte man an diesem Tag den Eindruck, wusste das alles. So wählte Frieder Bach statt eines Vortrages eher ein »Blättern im Buch«. Er schlug einmal diese Seite auf und einmal jene und immer wusste er Geschichten zu erzählen, die wiederum den Zusammenhang der verschiedenen Seiten begreifbar machen, und die aufmerksam verfolgt wurden.
Nach etwa zwei Stunden beendete Frieder Bach seine Erzählung. Das Publikum hätte ihm wohl gern noch länger zugehört, dankte ihm aber mit herzliche Beifall.
Im Anschluss signierte Frieder Bach seine Bücher. Wir geben einige Eindrücke wieder.
Kommentar
Die Zusammenkunft der Oldtimerszene am 12. September war ohne Zweifel ein Ereignis. Frieder Bach vermag nicht nur die Geschichte des Fahrzeugbaues darzustellen sondern auch die verschiedenen Individualisten und Gruppen zusammenzubringen. Damit wird nocheinmal überdeutlich, dass das Sächsische Fahrzeugmuseum ein wichtiger Träger des kulturellen Gedächtnisses ist. Der Chemnitzer Maschinen- und Fahrzeugbau gehört zum kulturellen Erbe. In den technologischen Innovationen spielen Anregungen aus Natur und Kunst eine große Rolle. Das kann man alles bei Frieder Bach nachlesen. Schon im ersten Teil der Fahrzeugspuren fiel auf, dass er über 400 Firmen ausfindig machte, die an der Entwicklung des Fahrzeugbaues beteiligt waren. Neben einigen großen Unternehmen bestand die Mehrheit aus Familienunternehmen. Auch im abschließenden Teil drei wurde deutlich, dass die etwa 450 porträtierten Aktivisten zum größten Teil aus Familienbetrieben stammten oder solche gründeten. Die Basis der Familienbetriebe sichert Innovation und Stabilität. Großunternehmen tauchen wie Inseln aus dem »Meer der Familienbetriebe« auf und werden nach Ablauf ihrer Zeit von diesem wieder überflutet. Das Meer der Familienbetriebe bleibt die Basis unserer Zivilisation (Fernand Braudel).
Angesichts der von Frieder Bach dargestellten Zusammenhänge von Kultur und Technik, Motorsport und Familienbetrieb, Innovation und Tradition, ist der Gehalt der nunmehr in drei Teilen vorliegenden »Fahrzeugspuren in Chemnitz« heute noch garnicht angemessen zu erfassen.
Johannes Eichenthal
Information
Neuerscheinung
Frieder Bach: Fahrzeugspuren in Chemnitz. Teil 3. Motorsport. 1900–1990.
23 × 23 cm, 528 Seiten, fester Einband, Fadenbindung , Lesebändchen
etwa 1500 zum Teil farbige Fotos und Abbildungen
VP 38,90 €
ISBN 978-3-96063-013-5
Neuauflage
Frieder Bach: Fahrzeugspuren in Chemnitz. Teil 1. Zur Historie des Chemnitzer Fahrzeugbaus.
23 × 23 cm, 216 Seiten, fester Einband, Fadenbindung, Lesebändchen
etwa 600 zum Teil farbige Fotos und Abbildungen.
Neu: Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Dr. Carl H. Hahn
VP 24,90 €
ISBN 978-3-937654-77-5
Noch lieferbar
Frieder Bach: Fahrzeugspuren in Chemnitz. Teil 2. Fahrzeugschicksale.
23 × 23 cm, 216 Seiten, fester Einband, Fadenbindung, Lesebändchen
etwa 600 zum Teil farbige Fotos und Abbildungen
VP 24,90 €
ISBN 978-3-937654-96-6
Hinweis auf Weitere Buchvorstellungen
Mittwoch, den 19. September 2018, 18.30 Uhr, Humboldt- und Agricola-Buchhandlung, Chemnitz, Moritzstraße 24
Freitag, den 5. Oktober 2018, 19.00 Uhr, Zwickauer Antiquariat & Buchladen, Zwickau, Hauptstraße 22. (Eintritt 3,– Euro, um telefon. Voranmeldung wird gebeten 0375 294075)

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