Am 22. März 2019 stellten der Autor und Journalist Ekkehard Schulreich und der Grafik-Sammler und Vorstandsmitglied der Pirckheimer Gesellschaft e.V., Matthias Haberzettl, im Buchkunst-Forum der Leipziger Buchmesse die Neuerscheinung mit dem Titel »Ins Schwarze!« über den Leipziger Verleger Karl Quarch und seinen Verlag vor.
(Hier der Link zur Reportage von der Buchvorstellung: https://www.mironde.com/litterata/7685/reportagen/leipziger-buchmesse-2019)
Wir fragten Ekkehard Schulreich und Matthias Haberzettl, was Karl Quarch für ein Mensch war.
Ekkehard Schulreich: Ich denke ihn mir so: Einer, der für seine Arbeit brannte. Ein Fachmann und Perfektionist. Ein Gebremster (weil er keine Bücher machen konnte, was doch sein zentraler Wunsch war) und ein darob umso mehr Getriebener. Mit Ingeborg Karich hatte er nicht nur eine Seelenverwandte gefunden, sondern auch eine (Arbeits-)Partnerin, die daran maßgeblich Anteil nahm, die um diesen Preis aber bereit war, vieles zu ertragen und selbst zurückzustehen. Quarch war einerseits offen für Neues, hatte bis zuletzt seine Antennen ausgefahren, um Impulse für neue Projekte aufzunehmen (diverse Anfragen an Verlage, Fernsehstationen …, um an Texte von Gehörtem und Gesehenem heranzukommen im Nachlass). Andererseits war er auch festgelegt – selbst in Bereichen, die über seinen unmittelbaren Verantwortungsbereich hinauslagen – indem er Künstlern manche Idee aufdrängte, indem er sich bei der Produktion des Igel-Buchs Anfang der siebziger Jahre, für das er nur Fotografien lieferte, in das Textliche massiv einmischen zu müssen glaubte. Wer eine Mission hat, kann Großes leisten. Er ist mitunter aber auch anstrengend. Das Letztere tritt hinter Ersterem zurück. Das ist richtig, gültig; das bleibt.
Matthias Haberzettl: Kennengelernt habe ich Karl Quarch Mitte der Achtziger Jahre in seinen Verlagsräumen in der Hainstraße in Leipzig.
Von diesem ersten Besuch blieb mir in Erinnerung, dass Karl Quarch ein sehr korrekter Mensch war, höflich und freundlich, den Sammlerinteressen des Besuchers gegenüber sehr aufgeschlossen – und zu 100 Prozent in seiner Arbeit aufging. Qualität war der absolute Maßstab; Zeit spielte da keine Rolle.
Ich war später noch zwei-, drei Mal sowohl im Verlag wie auch in der Wohnung in Großzschocher; und mit seinem Renteneintritt (also dem Erlangen der »Reisefreiheit«) besuchten sie uns in Friedberg und später in Augsburg – und diese ersten Eindrücke wurden bestätigt.
Zielstrebigkeit kennzeichnete ihn, bis zur Unduldsamkeit – seinen Mitarbeitern (wie wohl auch seinen »Lieferanten«, den Künstlern) viel abverlangend – interessiert an allem, was neu, gut und schön war. Ein Spaziergang in einer Einkaufsstraße in München konnte gut eine Stunde auf 500 Meter dauern – nicht wegen der »Westwaren« in den Schaufenstern, sondern weil Vieles auf dem Weg einer genauen Betrachtung unterzogen wurde: eine Blume an einem Laternenfuß, ein Briefkasten, eine Haustüre …
Neugier, Offenheit, Aufgeschlossenheit – und wohl immer mit den Gedanken bei einer möglichen künstlerischen/verlegerischen Verwertbarkeit. Das spiegelt sich auch in seinem Hobby Fotografieren wieder: viele Hunderte 6 × 6 Glasdiapositive fanden sich im Nachlass – Tier- und Blumenaufnahmen. Bücher durfte er zu DDR-Zeiten aber nicht verlegen; ein Buch mit seinen Igelfotos erschien 1974 in einem anderen Leipziger Verlag. Erst nach der Wende, dann schon im Mansfeldischen zu Hause, konnte er diesen Traum verwirklichen.
Dem Autor Ekkehard Schulreich, der im Dezember 2018 für das Manuskript des Buches bereits den Mitteldeutschen Historikerpreis in der Klasse Dokumentation erhielt, ist es zu verdanken, dass das Schicksal des interessanten Leipziger Karl Quarch Verlags der Vergessenheit entrissen wurde. Dem heutige Verlagsinhaber Matthias Haberzettl ist für Unterstützung des Buchprojekts mit Grafiken aus dem Verlagsarchiv zu danken. Auf kongeniale Weise entstand im Mironde Verlag ein besonderes buchkünstlerisches Dokument.
Johannes Eichenthal
Information
Ekkehard Schulreich: Ins Schwarze! Originale Druckgrafik ist das Markenzeichen des Leipziger Verlegers Karl Quarch. Spurensuche – ein Jahrhundert nach der Verlagsgründung
23 × 23 cm, 176 Seiten, Fadenheftung, Lesebändchen, zahlreiche farbige Abbildungen,
VP (D) 24,90 €
ISBN 978-3-96063-021-0
Erhältlich in jeder Buchhandlung oder direkt beim Verlag http://www.mironde.com
Wir hängen zur Information einige Seitenansichten aus dem Buch an.
Ich vermisse hier die Grafiken (Holzstiche vom Feinsten) von Helga Paditz. Es gibt eine Mappe „Der Frühling weiß zu finden mich tief in Stadt und Stein“/Gedichte von Hermann Claudius, Emanuel Geibel, Rainer Maria Rilke, Friedrich Schiller, Heinrich Seidel – alle illustriert mit Holzstichen von Helga Paditz, „abgezogen von den Originaldruckstöcken“ vom Karl Quarch Verlag Leipzig, ebenso die Mappe mit den Stadtgebäuden, wie es sie auch von Gerhard Kurt Müller gibt, auch hier das geprägte Stadtwappen auf dem Umschlag bzw. Titel der Mappe. Ist Ihnen darüber etwas bekannt? Es interessiert mich s e h r, ich kannte Frau Paditz persönlich (ich damals Kind/Jugendliche). Ich habe die Originale vorliegen und etliches mehr von Helga Paditz, der leipziger Grafikerin.
Sehr geehrte Frau Baasch,
In unserem Buch sind Arbeiten von Helga Paditz auf den Seiten 45, 94, 95, 98, 104 und 109 aufgenommen.
Also alle Arbeiten für Quarch. Selbst die von Ihnen genannte Mappe ist vertreten.
Kennen Sie das Buch?
Es grüßt Sie herzlich
Johannes Eichenthal