Karl Quarch
Rezension

INS SCHWARZE. ZUR GESCHICHTE DES KARL QUARCH VERLAGS. EINE REZENSION

SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN, HIERMIT VERÖFFENTLICHEN WIR EINEN GASTBEITRAG VON PROF. DR. NORBERT GREWE.

In ansprechender Gestaltung, quadratisches Format, geometrisch rechteckig unterteilte Deckelbeschriftung und elegante grau-rotbraune Farbgebung mit schwarzer Bildvignette, erzeugt Ekkehard Schulreichs Monographie »Ins Schwarze« über den Leipziger Verleger Karl Quarch und seine Verlagserzeugnisse einen ersten Eindruck von Gediegenheit. Der Rückentext des Autors mit seinen Hinweisen auf die problemgeladene Verlagsgeschichte und auf die Würdigung des Buchmanuskriptes durch einen Historikerpreis verstärken die Aussicht auf eine seriöse Abhandlung zeitgeschichtlicher Entwicklungen im Buchwesen.

Karl Quarch

Seite aus dem besprochenen Buch mit Grafikkarten Albrecht von Bodeckers

Schlägt man das Buch auf, fallen einem jedoch zuerst die vielen gut platzierten Abbildungen auf, manche dokumentarisch, viele jedoch bunt und fröhlich, zum Teil auch als feiner schwarzer Holzstich mit lebhaften Grußfiguren oder Architekturmotiven aus den Städten der alten DDR. Beide Eindrücke werden versöhnt, wenn man sich die Freude macht, den sorgfältig, ja nahezu akribisch recherchierten Text des Buches genauer wahrzunehmen: Das Verlagsziel besteht in der Herstellung von künstlerischen Produkten für den Gebrauch neben den Massenware, von Lesezeichen, Grußkarten, kleinen Geschenkmäppchen, ab und an auch einer größeren Mappe mit Graphikblättern, sowie von Ansichtenblättern architektonischer Motive, alles unter den Rahmenbedingungen der damaligen Mangelwirtschaft. Der Blick in den zeitlichen Ablauf des über mehr als zwei Jahrzehnte dauernden zähen Ringens um staatliche Genehmigungen, finanzielle Krisenbewältigungen, um die manchmal schwierigen Kontakte mit den Künstlern und um das Überleben des Verlages nach der Wende erzeugen beim Leser Respekt vor einer Lebensleistung, die unter schwierigen Bedingungen ein so fröhliches und attraktives Verlagsprogramm hervorgebracht hat. Manche werden sich glücklich schätzen, damals eine der Grußkarten des Karl-Quarch-Verlages in der Post erhalten und aufgehoben zu haben. Die Herstellung erfolgte bis auf wenige Ausnahmen in originalgraphischen Techniken wie Holzstich oder Kupferstich, meist auch signiert vom Künstler. Der Kreis der beteiligten Künstler ist beachtlich, mit viele Namen, die in der damaligen und auch späteren Kunstszene Beachtung fanden. Naturgemäß liegen die Darstellungen mehr auf der heiter-beschwingten Seite und auf realistischen Wiedergaben, manchmal vermerkt man auch eine Nähe zum Kitschigen.

Karl Quarch

Der Autor des Beitrags

Unter Sammlern jedoch hat die Breite des künstlerischen Programms und die Qualität vieler Erzeugnisse großen Anklang gefunden, so dass heute schon erstaunliche Preise auf dem Antiquariatsmarkt gefordert werden. Für den interessierten Leser und Sammler bietet das Buch neben vielen Detailinformationen über Personen und Verlagsinterna auch ein reiches Material an beispielhaften Abbildungen und Statistiken. Für den ernsthaften Sammler bleibt der Rat, das Buch noch durch eine ausführliche chronologische und nach buchwissenschaftlichen Prinzipien erstellte Bibliographie aller Erzeugnisse zu ergänzen, so wie sie z.B. vor Jahren in der Zeitschrift »Marginalien« ansatzweise veröffentlicht wurde. Insgesamt ist diese Monographie von Ekkehard Schulreich eine lesenswerte und optisch sehr ansprechende Bereicherung der Literatur über Deutschlands Buchszene.
Prof. Dr. Norbert Grewe

Karl Quarch

Information
Ekkehard Schulreich: Ins Schwarze! Originale Druckgrafik ist das Markenzeichen des Leipziger Verlegers Karl Quarch. Spurensuche – ein Jahrhundert nach der Verlagsgründung
Das Buch entstand in der Zusammenarbeit der Pirckheimer Gesellschaft e.V. und des Mironde Verlags
23 × 23 cm, 176 Seiten, Fadenheftung, Lesebändchen, zahlreiche farbige Abbildungen,
VP (D) 24,90 €
ISBN 978-3-96063-021-0

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