Reportagen

DAS PARADIES HABE ICH MIR IMMER ALS EINE ART ANTIQUARIAT VORGESTELLT

Seit Jahrzehnten ist Gabriele Hertel Buchhändlerin mit Leib und Seele. Seit zwölf Jahren betreibt sie das Zwickauer Antiquariat & Buchladen in der Hauptstraße. Regelmäßig lud sie zu Lesungen mit Schriftstellerinnen, Schriftstellern und kleinen Verlagen der Region ein. Das Stammpublikum dankte für ihr Engagement mit jahrzehntelanger Treue. Ende Mai 2020 schließt sie nun Antiquariat und Buchladen. 

Wenn man Gabriele Hertel nach ihren Berufserfahrungen fragt, dann leuchten ihre Augen auf, sie erzählt begeistert interessante Episoden und gerät dabei fast ins Schwärmen. Dankbar ist sie für die Begegnungen mit buchliebenden Menschen. Das bleibt in ihrer Erinnerung.

Besonders der ausgezeichnet sortierte Teil des Antiquariats in der oberen Etage des Geschäftes, in dem auch die Lesungen stattfanden, lässt die Vergegenwärtigung des Weltwissens direkt spüren. Die Bücher kommunizieren mit uns. Wir werden zum Suchen und Entdecken angeregt. Hier wurde mir klar, dass das berühmte Zitat Jorge Luis Borgesʼ zu variieren wäre. Es ist nicht die Bibliothek allein. Es könnte heißen: Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Antiquariat vorgestellt. 

Doch der gesellschaftliche Wandel ist nicht aufzuhalten. Traditionelle Bücher werden weniger gelesen. Dabei ist das Buch unser individueller Zugang zum kulturellen Erbe. Aber Gabriele Hertel bewahrt weiter die humanistischen Bildungsideale. Die Lesungen möchte sie gern in veränderter Form an anderen Orten in Zwickau fortsetzen. 

Immer wieder entdecken auch junge Menschen die Lebenskraft von Literatur. Zu danken ist es solchen begeisternden Menschen wie Gabriele Hertel und ihrem Ehemann.

Johannes Eichenthal

Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.

One thought on “DAS PARADIES HABE ICH MIR IMMER ALS EINE ART ANTIQUARIAT VORGESTELLT

  1. Das ist auch ein Paradies. Ich habe auch viel mehr Geld für Bücher ausgegeben als für Konsumartikel der schnellen Sorte, gar erst Recht nach dem Beitritt ans reiche-arme Bundesdeutschland. Dafür hat man allerdings erlebt, dass unsere „andere Moderne“ weder gekannt noch gemocht wurde. Ein wirklich „weites Feld“, Herr Theodor. Dabei kann man doch wissen, dass einem nichts angehört als der Gedanke…- so wieder bei Christa Wolf gelesen.-Kurz: danke Johannes Eichenthal und Dank an Gabriele Hertel und Mann, die man bald besuchen sollte. Vielleicht machen die Pirckheimer in der Kulturregion mal ein Tagung. Wäre schön. Gruß aus Brandenburg an der Havel, Armin Schubert // Bücherkinder Brandenburg

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