Rezension

NEUES AUS ZEITSCHRIFTEN

Sehr geehrte Damen und Herren, wir möchten Sie auf einige neue Zeitschriften und wichtige Artikel aus einem breiten Themenspektrum hinweisen, um eine Widerstandsfähigkeit gegen das Spezialisten-Virus zu ermöglichen.

Die Zeitschrift »Sinn und Form. Beiträge zur Literatur« erscheint im dreiundsiebzigsten Jahrgang. Im ersten Heft des Jahres finden sich vielfältige Texte. Der in Frohburg geboren Schriftsteller Guntram Vesper (1941–2020) ist mit einem autobiographischen Text vertreten. Unter dem lapidaren Titel »Oberhessen« wandern Vespers Gedanken beständig zwischen Büchern und Landschaft, zwischen Sachsen und Hessen hin und her. So kennen wir ihn. Seine Sprache weckt vielfältige Assoziationen. Der selbstironische Schluss erinnert uns nocheinmal daran, welchen sympathischen Menschenfreund wir verloren haben.

Sinn und Form. Beiträge zur Literatur. Herausgegeben von der Akademie der Künste, Berlin, 73. Jg. 2021, Heft 1 , Januar/Februar 2021, ISBN 978-3-943297-57-7 ISSN 0037-5756

www.sinn-und-form.de

Die Zeitschrift »Signum. Blätter für Literatur und Kritik« erscheint 2021 im 22. Jahrgang. Im Heft 1 (Winter 2021) veröffentlicht die Redaktion eine Vielzahl von Lyrik- und Kurzprosa-Texten einer Vielfalt von Autoren. Den Band beschließen »Kritiken«. Diese sind besonders lesenswert. Das ist nicht selbstverständlich. Mitunter haben wir sogar das Gefühl, dass einige der Kritiker über ein poetischeres Sprachgefühl verfügen als die Autoren der ersten Teile. Es wird aber deutlich, dass Poesie nur in poetischer Form gewürdigt werden kann.

Signum. Blätter für Literatur und Kritik. 22. Jahrgang, Heft 1, Winter 2021, ISSN 1438-9355

www.zeitschrift-signum.de

Das Herder Jahrbuch erschien 2020 im 15. Jahrgang. Mitglieder der Internationalen Herder Gesellschaft stellen hier ihre Forschungsergebnisse zum Werk Johann Gottfried Herders (1744–1803) vor. Die Publikation beginnt mit der Rubrik Artikel. Es folgen Quelleneditionen und Kommentare, die Weiterführung einer Herder-Biographie und abschließend Berichte und Besprechungen. Die Zeitschrift ist von wissenschaftlicher Gründlichkeit durchdrungen: Literaturangaben, Quellenverweise, Fußnoten … und doch fehlt etwas. In den Hauptartikeln wird es deutlich. Dort geht es um Anthropologie, Mythologie, performative Theologie, Dogmatik … Lediglich in einem Text zur Herder-Rezeption Adalbert Stifters klingt das Thema Poesie an. Leider bleibt der Autor in der Konvention befangen. Doch in der Poesie fallen Vernunft und Glauben praktisch zusammen. Die theoretische Reflexion von Poesie ist »Weisheit«: der selbstverständliche Ausgangspunkt des Philosophen Herder. Allein mit reiner Vernunft, mit »Intellektualphilosophie« (Walther Rathenau), kommt man Herder leider nicht wirklich näher.

Herder Jahrbuch 15. Jahrgang, 2020. Hrsg. Rainer Godel, Johannes Schmidt. ISBN 978-3-947960-08-8

www.synchron-publishers.com

Aus dem Antiquariat. Zeitschrift für Antiquare und Büchersammler Heft 4/2020 erscheint im großzügigen Layout mit einer interessanten und doch klassischen Typografie, wie sie Axel Bertram einst prägte. Eingeleitet wird das Heft mit einem Artikel von Achim Bonte zum Schicksal des Buchgestalters Georg Salter (1897–1967), einem der wichtigsten Buchgestalter der Weimarer Republik, der 1933 ins Exil in die USA getrieben wurde und dort bis zu seinem Tod lebte. Der Autor verweist darauf dass zwischen 1933 und 1944 das Urheberrecht Salters verletzt und dessen Umschlaggestaltungen in Deutschland weiter verwendet wurden. Hier wird deutlich, dass die Vertreibung jüdischer Künstler, Literaten und Wissenschaftler von 1933 eine unersetzbare Beschädigung des kulturellen Lebens in Deutschland zur Folge hatte. Man konnte auf sie, wie der Umgang mit Salters Entwürfen zeigt, eigentlich nicht verzichten. Für die USA war diese Vertreibung dagegen ein kultureller Gewinn. Weitere Artikel, Berichte, Besprechungen, Rezensionen und Informationen vollenden die Ausgabe.

Aus dem Antiquariat. Zeitschrift für Antiquare und Büchersammler

ISSN 0343-186X

Das Heft 4/2020 der der »Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie« der Pirckheimer Gesellschaft e.V. erschien im 64. Jahrgang. Artikel über Handpressen, Büchersammler, Exlibris-Sammlungen, Grafikmappen, Rezensionen eine graphische Beilage des Göttinger Verlegers Gerhard Steidl und Nachrufe. Hier stoßen wir auf die Erinnerung von Carola Pohlmann an den Verleger und Büchersammler Hans-Joachim Gelberg (1931–2020). Von 1971 bis 1997 war er Verlagsleiter des Programmes Beltz & Gelberg im Beltz Verlag in Weinheim. Aufsehen und Preise errang er vor allem mit Kinder- und Jugendbüchern, die die Leserschaft ernst nahmen. Er prägte, gemeinsam mit seinem Kollegen und Freund Klaus Doderer, die bundesdeutsche Kinder- und Jugendbuchlandschaft.

Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie« der Pirckheimer Gesellschaft e.V. Heft 4/2020 (64. Jg.) ISSN 0025-2948

www.pirckheimer-gesellschaft.org

Die Zeitschrift »Korrespondenz Abwasser Abfall« ist das monatliche Publikationsorgan der »Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) und erscheint im 68. Jahrgang. Uns liegt die Ausgabe 1/21vor. Hier finden wir neben vielen anderen Themen einen Beitrag von Andreas Dudzik und Hendrik Rösch mit dem Titel »Die BIM-Methodik aus Betreibersicht«. Die beiden Autoren bieten, dem Anschein nach ohne eigene praktische Erfahrung, einen Überblick über das, was sie unter Building Information Modeling verstehen. Dabei stellen sie die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus einer Anlage besonders heraus. Aber vielleicht wird eher der Prozess der Abwasserbehandlung ein Gegenstand des Brancheneinsatzes von BIM? Die Kläranlagen wandeln sich von der Abfallvernichtung zum Stoffwechseltransformator. BIM eignet sich für die Ressourcenerfassung und die Prozesssteuerung gleichermaßen.

Zugegeben, die Orientierung auf diesem Gebiet ist nicht leicht. Entgegen allen politischen Ankündigungen der zwei beteiligten deutschen Ministerien, konnte Dr. Jan Tulke, der Geschäftsführer des nationalen Kompetenzzentrums BIM Deutschland, im Februar 2020 auf der Berliner BAUTEC nur bescheidene Ergebnisse in der notwendig vorausgehenden Standardisierung der Bauwirtschaft verkünden. Diese Situation führte dazu, dass einzelne Unternehmen, wie die Deutsche Bundesbahn, bereits vor Jahren ihre eigen BIM-Version, vor allem für das Bauen im Bestand anwendeten. Vielleicht ist ein Blick nach Österreich ganz wertvoll? Dort konzentriert man sich seit Jahren auf die berufsbegleitende Qualifizierung der praktischen Entscheidungsträger. Eben erschien dazu das Standardwerk von Praktikern für Praktiker. (BIMcert Handbuch / ISBN 978-3-96063-034-0)

www.de.dwa.de/de/ka-korrespondenz-abwasser-abfall.html

Die Zeitschrift Austro Classic erscheint 2021 im 30. Jahrgang. Im Heft 1/2021 finden sich wieder zahlreiche Artikel und damit verbundene Informationen. Nicht zufällig wählte der Herausgeber Wolfgang Buchta die Geschichte des Fahrzeugbauers Puch als Hauptthema des Heftes. Der Unternehmensgründer Janez Puh (Johann Puch) wurde am 27. Juni 1862 in Bad Ratkersburg in einer Kleinbauernfamilie in der Untersteiermark (heute Slowenien) geboren. Mit 12 Jahren begann er eine Schlosserlehre und mit 15 Jahren begann er seine Wanderschaft. Während seines dreijährigen Wehrdienstes wurde er als Regimentsschlosser einer schweren Artillerieeinheit in Graz eingesetzt. Danach arbeitetet er in einer Tischlerei, bei Fahrradherstellern und machte sich mit 27 Jahren 1889 mit einer Fahrrad-Reparaturwerkstatt selbstständig. Bereits 1890 stellte er Fahrräder fabrikmäßig her. 1899 entstand die Johann Puch AG und der erste Auto-Motor, ein Zweizylinder-Boxermotor wird im Grazer Werk hergestellt. Neben Fahrrädern und Motorrädern wurden auch PKW produziert. Das Unternehmen wurde in Österreich und im internationalen Rahmen bekannt. Das Werk in Steyer setzte die Produktion von effizienten Kleinwagen bis Anfang der 1970er Jahre fort. Dann wollten die Käufer große PKW. Der Puch-Steyer-Motor findet sich seither in Fiat Kleinwagen. Die geländegängigen LKW werden bis heute gebaut. Eine geniale Einfachheit der Konstruktion und eine maximale Kombinationsfähigkeit zeichnen diese Fahrzeuge aus.

Der Unternehmensgründer absolvierte eine außerordentlich vielseitige Ausbildung und verfügte über vielseitige Kenntnisse und Interessen. Dieses war dem Anschein nach die Voraussetzung seiner technologischen Phantasie.

Austro Classic. Das österreichische Magazin für Technik und Geschichte.

www.austroclassik.com

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