Reportagen

SIGNALE − EINE REISE INS JAHR 2020

Am 30. September begrüßte der Niederfrohnaer Bürgermeister Klaus Kertzscher in der Begegnungsstätte LINDENHOF Hauptdarsteller Gojko Mitić zur Aufführung des DEFA-Filmes „Signale – Ein Weltraumabenteuer“ aus dem Jahre 1970, der im Jahr 2020 spielte. Prof. Eberhard Görner hatte deshalb eine Aufführung des Filmes im Vorjahr, also 2020, angeregt. Die Corona-Pandemie verhinderte die Umsetzung dieser Idee leider. Der Bürgermeister betonte zudem, dass man zeigen wolle, dass Gojko Mitić nicht nur in Indianerfilmen mitgewirkt habe. Aber selbst Mitić sah den Film erst zum zweiten Mal. Die Mehrheit der Zuschauer hatte den Film noch nie gesehen. Zuschauerfragen und Autogrammstunde vervollkommneten den Abend.

Der Film „Signale – Ein Weltraumabenteuer“, wurde gemeinsam von DEFA und Zespoly Filmowe (Warschau) produziert. Die Vorpremiere fand am 6. Dezember 1970 im Berliner Kino Kosmos statt. Das Drehbuch von Gottfried Kolditz und Claus-Ulrich Wiesner adaptierte den Roman „Asteroidenjäger“ von Carlos Rasch. Der Titel des Filmes hätte auch lauten können „Eine Reise ins Jahr 2020“. Im Film wird von der Suche nach Überlebenden des von Meteoriden zerstörten Forschungsraumschiffs „Ikarus“ berichtet. (Ikarus – der der Sonne zu nahe kam und abstürzte.) Dabei kommt man mit einer außerirdischen Zivilisation in Kontakt. Der Raumschiffkommandeur entscheidet sich trotz aller Bedenken zur Kontaktaufnahme mit den Unbekannten. Zur Begründung führt er an, dass Lebewesen, die aus dem All kommen, friedlich sein müssen. Andernfalls würden sie nicht mehr existieren. Diese Geisteshaltung des Kommandanten wird durch die dargestellte romantische Atmosphäre auf der Erde emotional unterstützt. Im Film wird die Utopie verkündet, dass im Jahr 2020 die Weisheit auf der Erde dominiert und dass nicht mehr versucht wird, mit Waffengewalt anderen die eigene Kultur aufzuzwingen.

Eberhard Görner vermochte nach dem Film mit seiner berühmten Interviewführung Gojko Mitić zur Erinnerung an die Dreharbeiten und technische Details des Drehs zu bewegen. Doch als Gojko Mitić darauf aufmerksam machte, dass im Jahre 2021 immer noch die primitive Vorstellung in der Politik dominiert, man könne mit wirtschaftlicher oder militärischer Gewalt zukunftsfähig sein, da wurde man an seine Indianerfilme erinnert: Mussten sich nicht die Indigenen Nordamerikas gegen die mit Gewalt vordringenden Europäer verteidigen? Beklagte nicht schon Karl May den Untergang vieler Stämme? Doch in Hollywood wurden Filme gedreht, in denen das gewaltsame Vordringen der Europäer als Kampf des „zivilisatorischen Fortschritts“ gegen die „rückständige Barbarei“ gerechtfertigt werden sollte. Ist aber nicht die Projektion dieser Konstellation auf den Kampf gegen „barbarische Außerirdische“ ein Kompensationsversuch der europäische Anmaßungen?

Eberhard Görner meinte im Anschluss, dass die Filmvorführung eine Art von Premiere war, weil viele Zuschauerden Film bis dahin nicht kannten.

Von li.: Prof. Eberhard Görner, Hauptdarsteller Gojko Mitić und Bürgermeister Klaus Kertzscher im LINDENHOF

Vielleicht noch eine Ergänzung. Der Film aus dem Jahre 1970 zeigt für das Jahr 2020 die Utopie einer friedlichen Welt. Das erinnert uns daran, dass um 1970 eine neuartige Ost-Westpolitik gewagt wurde. Am 6. Oktober 1967 hatte sich Willy Brandt an der FU Berlin in einer Rede zum 100. Geburtstag des ehemaligen deutschen Außenministers Walther Rathenau (1867−1922) auf dessen Verständigungsbemühungen mit der RSFSR (ab Dezember 1922 UdSSR) bezogen und Hoffnung auf zivilisierte Lösungen bestehender West-Ost-Konflikte geweckt. Um 1970 waren erste Fortschritte in der Schaffung zivilisierter internationaler Beziehungen bereits sichtbar. Die Film-Utopie hatte also durchaus reale Hintergründe.

Der Gemeinde Niederfrohna und den beiden aktiven Gästen ist für die „Signale“ zu danken.

Johannes Eichenthal

Information

Der Bericht des Regionalfernsehens von der Veranstaltung ist unter folgendem Link nachzuhören und zu sehen: https://www.kabeljournal-chemnitzer-land.de/index.php?option=com_content&task=view&id=4990&Itemid=1

Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert