Reportagen

DAS SAMMLERHAUS

Am 24. April klang die Osterausstellung im Gelenauer Depot Pohl-Ströher aus. Ostereier verschiedenster Größe und originellster Verzierung waren zu sehen. Einer der wichtigsten Ostereier-Sammler, Helmut Meister, reiste extra an. Gleichzeitig stand um 16.30 Uhr, zum Abschluss des Ausklangs, die Premiere des ersten Buches über das Sammlerhaus von Ute Krebs und Wolfgang Schmidt mit dem Titel „Das Depot Pohl-Ströher. Volkskunst trifft Spielzeug“ auf dem Programm.

Ursprünglich war die Premiere traditionsgemäß am Sonnabend vor dem ersten Advent angesetzt gewesen, fiel aber der pandemiebedingten Schließung der öffentlichen Einrichtungen zum Opfer. Mit um so größerer Freude eröffnete Michael Schuster, der Leiter des Depots nun die Buchvorstellung im zweiten Ausstellungsgeschoss, im Depot-Café. Auch den zahlreichen Gästen sah man die Freude darüber an, dass solche Veranstaltungen wieder möglich sind.

Michael Schuster begann mit den Aussagen des Rückentextes. Er stellte den Ansatz der im Erzgebirge geboren Sammlerin und Mäzenin Dr. Erika Pohl-Ströher vor. Das Depot soll kein Museum sein sondern ein Sammlermagazin. Die Buch-Autorin Ute Krebs und der Fotograf Wolfgang Schmidt, beide waren gekommen, wurden vom Publikum herzlich begrüßt.

„Das Sammlerhaus“ – heißt die Überschrift des ersten Kapitels. Kapitel für Kapitel ging es nun durch das Buch. Herr Schuster flocht Anekdoten ein und stellt seine drei Kollegen vor, mit denen er die Aufgaben (Vorbereitung und Durchführung der großen Ausstellungen) bewältigt. 

Schritt für Schritt arbeitete Michael Schuster heraus, dass im Buch der Zusammenhang der Sammlung dargestellt wird. 

Herr Schuster verwies auch auf die „Manufaktur der Träume“ in Annaberg-Buchholz und die „Terra mineralia“ in Freiberg, die ebenfalls Sammlungs-Stücke von Dr. Erika Pohl-Ströher ausstellen. 

Abschließend verwies Michael Schuster auf eine bestimmt Puppenstube, die Dr. Erika Pohl-Ströher als Kind über die Wirren des Krieges gerettet hatte, und die sie auch bei der Übersiedlung mit den Eltern nach Hessen mitnahm. Schuster formulierte die Pointe: „Sie wollte sich ihre Kindheitserinnerungen nicht nehmen lassen.“

Propheten und Weise aller Kulturen erinnern daran, dass die Erwachsenen wieder werden müssten wie die Kinder. Dabei geht es nicht darum Kindermode zu tragen oder kindisch zu sein. Vielmehr sollen wir wieder offen und vorurteilsfrei werden, wie die Kinder, um uns in die Natur, in den Kosmos, ins Universum einordnen zu können. Das ist vielleicht der verborgene Sinn der Sammlung.

Der begeisterte Leser kann sich gern schon zur kommenden Sommerschau einen Überblick verschaffen oder die in weiter Ferne liegende Weihnachtsausstellung in den Blick nehmen. Bis dahin, kann man sich aber mit dem vorliegenden Buch auf einen Besuch vorbereiten.

Johannes Eichenthal

Information

Ute Krebs/Wolfgang Schmidt: Das Depot Pohl-Ströher. Volkskunst trifft Spielzeug

Mit einem Geleitwort der Sächsischen Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch

23,0 × 23,0 cm, fester Einband., 160 Seiten, 250 z.T. farbige Abbildungen und Fotos

VP 19,95 Euro; ISBN 978-3-96063-043-2 

Erhältlich im Buchhandel oder direkt beim Verlag: https://buchversand.mironde.com/epages/es919510.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/es919510/Products/9783960630432

Stimmen zum Buch

Ute Krebs hat es gemeinsam mit dem Fotografen Wolfgang Schmidt unternommen, der in Gestalt dreier erzgebirgischer Museen bzw. Magazine („Depot Pohl-Ströher“ in Gelenau, „Manufaktur der Träume“ in Annaberg-Buchholz und „Terra Mineralia“ in Freiberg) gewissermaßen materialisierten und institutionalisierten lebenslangen Sammelleidenschaft der aus Rothenkirchen gebürtigen Wahlschweizerin Dr. Erika Pohl-Ströher (1919–2016), der wohl bedeutendsten Sammlerin aus dem erzgebirgisch-vogtländischen Raum, nun auch ein literarisches Denkmal zu setzen. Resultat ist ein 2021 im Mironde-Verlag zu Niederfrohna erschienener Text- und Bildband von 156 Seiten mit dem Titel „Das Depot Pohl-Ströher. Volkskunst trifft Spielzeug“. Dieses Buch vermittelt einen repräsentativen Eindruck von dem Reichtum jener drei umfangreichen Sammlungen, die man ohne Übertreibung als „Schatzkammern des Erzgebirges“ bezeichnen kann. Schwerpunkt bildet das Gelenauer „Depot“, das in einer früheren Strumpffabrik untergebracht ist. Dort werden auf drei Etagen mit einer Gesamtfläche von 2500 Quadratmetern, also auf einem Viertel Hektar, ca. 11.000 Exponate gelagert und präsentiert, darunter 20 Weihnachtsberge, ca. 250 Pyramiden, ca. 1000 Schmuckeier, ca. 1600 Plüschfiguren, ca. 2500 Puppen – eine überwältigende Fülle und wahre Augenweide! Das 2009 eingerichtete Depot wird inzwischen von ca. 25.000 Personen pro Jahr besucht. – Über die Annaberger „Manufaktur“ schreibt die Buchautorin:. „Es ist eine faszinierende Welt, in die die erzgebirgischen Figuren die Besucher entführen, die Engel und Bergmänner, Nussknacker, die Massefiguren und Deckenleuchter, aber auch die Vielfalt der typischen Spielsachen. Da gibt es fantasievoll gestaltete Landschaften, Märchenszenen, zu erleben sind spannende Geschichten … Die Traumwelt um einen herum wird lebendig, viele Stationen laden ein zum Anhören und Mitmachen. Man kann sich hineinversetzen in die Welt der Schnitzer und Drechsler, Holz befühlen, die Besonderheit ihres Tuns nachempfinden. Eine einzigartig Inszenierung verspricht die Inbetriebnahme des mechanischen Weihnachtsberges, wenn kleine Figuren die bibische Weihnachtsgeschichte erzählen.“ – Die im Freiberger Schloss Freudenstein untergebrachte „Terra Mineralia“, „eine der schönsten und größten Mineraliensammlungen der Welt“, umfasst über 90.000 Erzstufen, die Dr. Pohl-Ströher in mehr als sechs Jahrzehnten aus allen großen Erdteilen zusammengetragen hat. „Sogar Mondgestein und ein Meteorit vom Mars sind zu sehen.“

Das opulent ausgestattete Buch von U. Krebs und W. Schmidt begeistert und macht Lust, das imposante Lebenswerk Erika Pohl-Ströhers einmal direkt in Augenschein zu nehmen.

Wolfgang Möhrig-Marothi (Kottenheide)

Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.

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