Rezension

NEUES AUS ZEITSCHRIFTEN

Sehr geehrte Damen und Herren, wir möchten Sie auf neue Zeitschriften und interessante Artikel aus einem breiten Themenspektrum hinweisen.

Die von der Pirckheimer-Gesellschaft e.V. herausgegebenen „Marginalien, Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie“ wurde in der 246. Ausgabe (2022/3) geliefert. Die Artikel weisen die gewohnte Qualität auf So lesen wir von Ernst Falk: Der Herr der Umschläge/Heinz Edelmann gab Klett-Cotta das Gesicht; von Stefan Solteck: Raum im Buch/ Buch im Raum/Über die Wege der Buch- und Raumskulpturen von Anja Harms und Eberhard Müller-Fries; von Renate Reschke: Wenn ein Grotesker Ausgang hat/Xago zum 80. Geburtstag; von Don Reynolds: Nach der Mechanisierung: Stempelschneider und Schriftgießereien in Deutschland zwischen 1838 und 1894; von Herbert Kästner: Meine Budapester Bücherpirsch; von Matthias Flügge: Das Sehen verändern/Zur Verleihung des Jörg-Ratgeb-Preises an Strawalde; von Dieter Goltzsche: Erinnerung an Ursula Lang u. a. Ein ausführlicher Rezensionsteilschließt sich an (u. a. bespricht André Schinkel auf originäre Art und Weise den zweiten Band der „Literarischen Wanderung durch Mitteldeutschland“). Berichte über die Vereinstätigkeit der Pirckheimer und Nachrichten aus der Welt der Bücher- und Grafikfreunde folgen. Eine typografische und eine grafische Beilage ergänzen den Inhalt.

Dennoch ist der Leser etwas verwundert. Im Hauptteil wird vorwiegend über Künstlerbücher, Unikate, Bleisatz und Grafik berichtet. Erst in den Rezensionen tauchen wieder Bücher auf, die größere Leserkreise erreichen. Gewiss, in der traditionellen Vorstellung von Bibliophilie geht es vorwiegend um „das Sammeln besonders wertvoller Bücher“. Wir erleben aber gerade, dass selbst die für unsere Bildung wertvollen Werke und Gesamtausgaben vom „Mark“ als „wertlos“ ausgegrenzt werden. Vielleicht sollten wir unsere Vorstellung von Bibliophilie etwas erweitern?

www.pirckheimer-gesellschaft.org

Die Zeitschrift 79Oktan – Das Magazin für Ostoldtimer – stellt im Heft 79 wieder ein breites Spektrum vor. Das reicht von Jubiläumserinnerungen über Szenenachrichten, die Geschichte des GAZ M-20 „Pobeda“, Isolator-Zündkerzen aus Neuhaus-Schierschnitz, „LAK-Fahrzeuge der NVA, den Polski-Fiat 125p als Rallye-Fahrzeug, die Qualitäten von Robur-Allradfahrzeugen und Robur-Bussen, Motorradcamping bis zum  Stichwort „Kleine Typenkunde“, unter dem Wissenswertes zum Wartburg 312 geboten wird. Unter dem Titel „Für Männer, die fahren können“ beschreibt Ronny Renner auf 14 reich illustrierten Seiten die schwierige Geschichte des legendären Projektes MZ ETS 250. Aus diesem Beitrag stammt auch das Titelfoto des Heftes. Am Ende fasst Ronny Renner die Geschichte der MZ ETS 250 zusammen: „Sie ist keine Darstellung von verlorenen Chancen, sondern vielmehr eine von ergriffenen Möglichkeiten, Die Entstehungsgeschichte der ETS war voller Hindernisse, die das Motorrad hätten scheitern lassen können. Damit hätte sich die ETS 250 um ein Haar in die lange Reihe von Fahrzeugkonstruktionen eingereiht, die in der DDR nicht in die Serienproduktion gelangen konnten. Aber genau das war hier nicht der Fall, 1969 erblickte sie endlich offiziell das Licht der Welt. Auf den Messeständen stand eine rot-schwarze Schönheit, die leidenschaftliche Motorradfahrer in ihren Bann schlagen konnte. Das hatte viel mit der Kooperation und mit der Arbeit des Amtes für Industrielle Formgestaltung in Berlin zu tun. Dass sie aber tatsächlich gebaut werden konnte, war die Leistung der Zschopauer. Entstanden ist ein bemerkenswertes Motorrad, auf das seine Besitzer stolz sein können. Heute wie damals.“ 

www.79oktan.de

Das Sommerheft 2022 der Zeitschrift „Signum. Blätter für Literatur und Kritik“ setzte sich Literatur in Chemnitz zum Schwerpunkt. Neben Chemnitz-Artikeln u.a. von Karin Großmann, Kerstin Hensel, Hans Brinkmann, Jens Sparschuh und Utz Rachowski ist auch ein Text von Franz Cohn enthalten. Der Sohn eines jüdischen Chemnitzer Rechtsanwaltes lernte seinen Onkel Gottfried Bermann-Fischer, der den S. Fischer-Verlag durch die schwere Exil-Zeit führte, 1938 in Stockholm kennen, wohin ihn ein Kindertransport aus Chemnitz gerettet hatte. Bermann-Fischer nahm seinen jungen Neffen ernst. In Stockholm entschied sich gerade, ob Autoren wie Thomas Mann weiterhin im Fischer Verlag publizieren. Bermann-Fischer vertraute seinem Neffen die ernsten Überlegungen zur Zukunft des Verlages an. (Im Mironde Verlag erschien die Lebenserinnerungen Franz Cohns unter dem Titel „Wir leben weiter.“; https://buchversand.mironde.com/p/wir-leben-weiter-die-geschichte-einer-familie) In der gewohnten Qualität ist der abschließende Signum-Rezensionsteil gehalten.

www.zeitschrift-signum.de

Das Heft 4/2022 der Zeitschrift „Austro-Classic. Das österreichische Magazin für Technik und Geschichte“ ist vor allem wieder eine reich illustrierte Dokumentation des interessanten Lebens der österreichischen Oldtimerszene. Zudem besitzt die Zeitschrift ein breites Spektrum – alle Fahrzeuge mit Rädern – vom Fahrrad bis zur Lokomotive. Der Herausgeber Dipl.-Ing. Wolfgang M. Buchta gratuliert unter der Überschrift „Bon anniversaire, Kleiner Freund“ dem Renault 5 auf 16 Seiten zu seinem 50. Geburtstag. Die Geschichte beginnt mit der Gründung der Firma Renault 25. Februar 1899 durch Louis Renault und seine Brüder. Die Entwicklung ähnelte über weite Strecken anderen europäischen Familienunternehmen in der Fahrzeugbranche. Doch am 1. Januar 1945 ordnete der Präsident der Provisorischen Regierung Charles de Gaulle die Verstaatlichung des Unternehmens an. Zwischen 1947 und 1961 wurde der Kleinwagen Renault 4CV in 1,1 Mio. Stück hergestellt. Auch in den 1960er Jahren erlebte das charakteristische Modell hohen Absatz. Aber schließlich musste es einer Weiterentwicklung weichen. Am 28. Januar 1972 präsentierte der Staatskonzern das neue Modell Renault 5. Form und Funktion entsprachen auf kongeniale Weise der Zeit. Einfach konstruiert. Sparsam im Verbrauch (z.T. 3 Liter/100 km). Meist in Hellgrün oder Orange gehalten. Wir kennen das Fahrzeug aus Louis-de-Fuenés-Filmen. Die Nachfrage überstieg die Produktionskapazität bei Weitem. Ende 1984 lief der letzte Renault 5 vom Band. Bis dahin wurden immerhin 5,5 Mio. Stück verkauft. Der Konzern versuchte danach Weiterentwicklungen unter dem Label „Renault 5“ zu verkaufen. Doch es war nicht mehr der Renault 5.

http://www.austroclassic.net

Das Heft 3/2022 der Zeitschrift „Aus dem Antiquariat“ macht mit einem 10-Seiten-Artikel von Roland Jaeger zum 150. Jubiläum des 1872 in Berlin gegründeten Verlages Ernst Wasmuth auf. Traditionell war der Verlag mit einer Buchhandlung verbunden. In diesem Fall auf Architektur spezialisiert. Kunstgeschichte und Architektur blieben die Schwerpunkte des Verlages. Der Autor macht deutlich, dass man aus heutiger Sicht die Bedeutung dieses Verlages für die Kulturentwicklung kaum noch erfassen kann. Zahlreiche Abbildung von Buchtiteln ergänzen die Darstellung. Der Verlagssitz wanderte nach 1945 nach Tübingen. Aufgrund einer Insolvenz im Jahre 2018 wird der Verlag heute von neuen Eigentümern unter dem Namen Wasmuth & Zohlen weitergeführt. 

Ein Interview mit Michael Kunze, der im November 2020 als Quereinsteiger ein Antiquariat in Bautzen erwarb, stellt den Bezug zur Gegenwart her. Katalog- und Buchbesprechungen, Branchennachrichten, Messe- und Ausstellungstermine vervollständigen diese Ausgabe.

https://medien.mvb-online.de/produkte/aus-dem-antiquariat

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, wir hoffen, dass wir Ihnen vielleicht die eine oder andere Anregung liefern konnten.

Johannes Eichenthal

Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.

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