Depot Pohl-Ströher
Reportagen

WEIHNACHTSSCHAU IM DEPOT POHL-STRÖHER

Am 29. November ließ der diesjährige Winter ahnen, zu was er fähig ist. Frau Holle wirbelte den Schnee durch einen eiskalten Südwestwind. Am Abend waren dann nicht mehr viele Autofahrer in Richtung Erzgebirge unterwegs. Auf den Höhen ließ die Schneeverwehung die Umrisse der Straße zeitweise verschwinden. Endlich erreichten wir unser Ziel. Eine ehemalige Strumpffabrik, 1923 erbaut, beherbergt heute das Depot Pohl-Ströher. Wir betreten ein geräumiges Treppenhaus. Breite Treppen aus Granit. Mit der großen Tür öffnen wir den Zugang zu einer anderen Welt: Blasmusik spielt Weihnachtslieder, Leuchter, Pyramiden und strahlende Menschen. Hier wird die Weihnachtsschau eröffnet.

Depot Pohl-Ströher

Die drei Musiker vermochten mit ihren Klängen weihnachtliche Stimmung, mit einer leichten böhmischen Note, zu zaubern.

Depot Pohl-Ströher

Michael Schuster (re.), der Leiter der kleinen Mannschaft des „Depots“, Musealisierung will man hier vermeiden, deshalb nicht „Museum“, begrüßte die Gäste. Der am weitesten Gereiste (li.) wurde extra begrüßt. Marc Hayard kam als Geschäftsführer der Lopesa Sammlungs GmbH aus Luxemburg und vertritt gleichzeitig die Martine & Bertram Pohl Foundation.

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Die Stammgäste verfolgten die Informationen Michael Schusters routiniert.

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Der traditionelle Eröffnungsrundgang führte zunächst zu einer „mechanischen Landschaft“. Eigentlich eine Weihnachtslandschaft, die ursprünglich auf einem Tisch Platz fand. Für den Einblick der Besucher wurde sie extra hängend präsentiert. Das gute Stück stammt aus den Jahren um 1900 und wurde im böhmischen Erzgebirge gefertigt. Neben vielen Figuren, die über einen mechanischen Antrieb handwerkliche Tätigkeiten ausüben, ist auch eine elektrische Straßenbahn, um 1900 eine Neuheit, zu sehen. Eckart Holler, Siegfried Seidl und Mario Franke brachten die komplizierte Mechanik wieder zum Laufen.

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Die nächste Station des Rundganges war die Sonderausstellung „Häuselwelten“. Die Fertigung hölzerner Spielzeughäuser, die man zu Straßen, Dörfern und Städten zusammenstellen konnte, war einst ein Grundpfeiler erzgebirgischer Spielzeugtradition.

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Der „Häuselmacher“ Roman Naumann demonstriert in der Ausstellung in Gelenau, wie andere Kollegen auch, seine Handwerkskunst. Die Besucher können ihm bei der Arbeit zuschauen und sich zu eigener handwerklicher Tätigkeit anregen lassen.

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Schon ging es weiter im Rundgang. Ein Erzberg mit Hammer ist als eine szenische Schnitzarbeit zu sehen. (Leihgeber: Andy Binder aus Elterlein) 

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Die letzte Station war dann ein Deckenleuchter-Ensemble von Martin Bergelt (1904–1971). Für den Antrieb gab es nur einen Motor, der stand im Schlafzimmer, im ersten Stock. Die mittels eines Deckendurchbruchs in das darunter liegende Wohnzimmer geführt Welle trieb, sowohl die Drehbewegung aller Deckenleuchter, wie auch die handwerkliche Tätigkeit einzelner Figuren an. Der Leihgeber, Günter Hofmann aus Königswalde, der Enkel des Erbauers, setzte schließlich mit einem Knopfdruck die Welle in Bewegung.

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Frau Puppendoktor musste selbst an diesem Tag Patientinnen aus der Notfallaufnahme behandeln.

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Der Buchhändler Ulrich Osberghaus, wie man sich einen Buchhändler der alten Schule vorstellt, hier bei der Empfehlung eines Buches für die Frau Puppendoktor, ist mit einem außerordentlich gut sortiertem Antiquariatsangebot ebenfalls in der Ausstellung präsent. 

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Auf dem Heimweg ging uns durch den Kopf, dass die Veranstaltung wirklich wieder ein einmaliges Ereignis war.  Liebevoll organisiert. Von der versammelten Insider-Gemeinschaft getragen. Ein kenntnisreiches und engagiertes Publikum. Wem die Kultur der Region am Herzen liegt, der war an diesem Abend zugegen. Und wer nicht vor Ort sein konnte?

Es gibt eine Möglichkeit der Nach- und Vorinformation. Ute Krebs und Wolfgang Schmidt veröffentlichten ein wunderbares Buch über diesen einmaligen Ort und seine Akteure.

Clara Schwarzenwald

Information

Depot Pohl-Ströher: www.lopesa.de

Die Weihnachtsausstellung ist vom Freitag vor dem ersten Advent bis zum letzten Sonntag im Januar Freitag bis Sonntag und feiertags von 10–18 Uhr geöffnet. (Außer  Heiligabend, Sylvester und Neujahr.

Zusätzlich vom 27.–30. Dezember geöffnet.

Die Sonderausstellung Häuselbauer ist vom 2. Dezember 2023 bis zum 28. Januar 2024 zu sehen

Die Osterschau ist vom 8. März bis zum 7. April zu sehen.

Depot Pohl-Ströher

Ute Krebs/Wolfgang Schmidt: Das Depot Pohl-Ströher. Volkskunst trifft Spielzeug

Mit einem Geleitwort der Sächsischen Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch

Fester Einband, 23,0 × 23,0 cm, 160 Seiten, 250 z.T. farbige Abbildungen und Fotos

VP 19,95 Euro; ISBN 978-3-96063-043-2

Bestellbar in jeder Buchhandlung oder direkt beim Verlag: https://buchversand.mironde.com/p/das-depot-pohl-stroeher

Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.

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