Erzgebirgische Landschaftskunst
Reportagen

EIN BESUCH IM MUSEUM SCHLOSS SCHLETTAU

In der erzgebirgische Gemeinde Schlettau lädt ein Museum zum Besuch ein. Es befindet sich in der ehemaligen Wasserburg (heute „Wasserschloss“), deren bauliche Anfänge bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen. Die Wasserburg liegt zwischen dem Zschopau-Fluss und einem einmündenden Bach an der ehemaligen Passstraße von Zwickau nach Preßnitz. Der in Prag residierende König von Böhmen und deutscher Kaiser Karl IV. befreite die Bürger Schlettaus 1367 von allen Zöllen auf Waren, die sie in Böhmen kauften. 1413 verkauften die Herren von Schönburg die Herrschaft an das Kloster Grünhain. Der Bergbau um Schlettau blühte erst im 16. Jahrhundert auf. Nach der Auflösung des Klosters Grünhain wurde die Herrschaft Schlettau 1536 „kurfürstliches Unteramt“. Nach dem Versiegen des Bergbaus lebten die Einwohner vornehmlich vom Klöppeln und Posamentieren. Im 19. Jahrhundert erfolgten sogar einige Fabrikgründungen.

Erzgebirgische Landschaftskunst

Im ersten Teil des Museums finden wir eine Ausstellung über das Handwerk des „Posamentierens“ und zahlreicher Maschinen. Das Wort ist französischen Ursprungs. Es handelt  sich um eine Bezeichnung die alle Formen von Zierbändern, gewebten bestickten Bändern, Borten u. a. umfasst. Zu sehen ist hier eine Posamentier-Maschine, auf der zugleich bis zu sechs verschiedene Artikel hergestellt werden. Das maschinelle Posamentieren ist eine spezielle Form der Wirktechnik. Ihr Ursprung ist auch in Frankreich zu suchen. Im 19. Jahrhundert gab es im Erzgebirge eine große Zahl kleiner und mittlerer Textilbetriebe, die sich in und um Annaberg-Buchholz konzentrierten. Allein in Schlettau existierten mehrere solcher Unternehmen. 

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Eine Besonderheit Sachsens bestand darin, dass auch die Maschinen der Textilindustrie hier hergestellt wurden. Die Posamentiermaschinen wurden im Erzgebirge gebaut. Das ermöglichte intensive Weiterentwicklungen.

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Wenn man Glück hat, dann trifft man auf eine Führung durch den Posamentier-Bereich. Der Inhaber der Firma Angermann, Herr Schubert, vermag uns auch die Details der Funktionsweise der Maschine zu erklären. Der Besucher kann Restposten der Fa. Angermann erwerben. Im Regal sehen wir eine Auswahl der farbenfrohen Produkte. Ein Paradies für unsere Phantasie.

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Um in die Galerie der Sammlung Erzgebirgische Landschaftskunst zu kommen, müssen wir den Rittersaal durchqueren und die steile Wendeltreppe des Bergfriedes erklimmen. Aber der Aufstieg lohnt sich. 

Erzgebirgische Landschaftskunst

Klaus Hirsch: Selbstporträt

Die derzeitige Sonderausstellung ist dem Maler Klaus Hirsch (1941–2018) gewidmet. Er wurde in Stollberg geboren und erlernte von 1957 bis 1960 das Malerhandwerk. Danach studierte er von 19603 bis 1963 an der Fachschule für angewandte Kunst  Magdeburg im Fachbereich Angewandte Malerei. Ab 1966 war er als Innenarchitekt und Designer in Magdeburg und später in Plauen tätig. 1991 zog es ihn wieder ins Erzgebirge und er widmete sich verstärkt Malerei und Grafik. Von 2003 bis 2018 war er Mitglied im Beirat der Sammlung Erzgebirgische Landschaftskunst.

Erzgebirgische Landschaftskunst

In der Galerie der Sammlung finden wir eine Versammlung der wichtigsten Maler und Grafiker, die die Landschaft der Region dokumentieren. Nicht der Geburtsort entscheidet über die Aufnahme, sondern die Darstellung erzgebirgischer Landschaft. Die Sonderausstellung ist noch bis zum 26. Oktober zu sehen. Es schließt sich die traditionelle Ausstellung der Neuerwerbungen des abgelaufenen Jahres an.

Clara Schwarzenwald

Erzgebirgische Landschaftskunst

Information

https://www.angermann-posamenten.de/de

https://www.schloss-schlettau.de

https://www.erzgebirgische-landschaftskunst.de/de

Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.

One thought on “EIN BESUCH IM MUSEUM SCHLOSS SCHLETTAU

  1. Verlässt man die wunderbare Ausstellung lohnt sich noch Blick in das Schnitzerheim mit seinen Weihnachtsbergen und Schnitzereien gegenüber vom Schlosseingang. In der Kirche in Schlettau findet man eine Sammlung von „Auflegekreuzen“
    Doch einmalig ist die Ausstattung des Hotels“Weißes Roß“. Der Innenraum der Gaststsube empfängt die Besucher mit Schnitzereien von 1936. Lampen, Ausschank, Kunstwerke und alte Fotos an den Wänden sind ein Schatz. Der Wirt möchte gern in den Ruhestand gehen, aber es gibt keinen Nachfolger.

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