Reportagen

GOETHES FAUST IN DER CHEMNITZER VILLA ESCHE

Am 6. Juni eröffnete die Goethe-Gesellschaft Chemnitz gemeinsam mit der Villa Esche eine Ausstellung mit Faust-Motiven in der bildenden Kunst (szenische Fotografie, Malerei, Grafik u.a.) Die Villa Esche ist eines von drei Bauwerken Henry van de Veldes in Chemnitz.

Siegfried Arlt, der Vorsitzende der Chemnitzer Goethe-Gesellschaft, begrüßte voller Freude die Gäste und den Referenten des Abends, Dr. Dieter Strauss (München), in der vollbesetzten Halle der Villa Esche.

Dr. Strauss, der lange für das Goethe-Institut arbeitete, hatte seinen Vortrag unter den Titel »Wir sind Faust – Teufelspakt und Erlösung« gestellt. Mit der Methode des Vergleichs stellte er Goethes Epos Faust I und II, Thomas Manns Roman »Doktor Faustus« und Klaus Manns Roman »Mephisto« gegenüber. Zur Unterstützung seiner anspruchsvollen wissenschaftlichen Thematik präsentierte er zahlreiche Abbildungen aus Film und Theater mittels Power Point. Nach etwa einer Stunde zog er ein Fazit seines Vortrags: bei Goethe wird Faust erlöst und bei Thomas und Klaus Mann nicht.

Im Anschluss erläuterte Dr. Strauss den Gästen die Faust-Motiv Ausstellung im Obergeschoss der Villa Esche.

Kommentar
Der Chemnitzer Goethe Gesellschaft und der Villa Esche ist für ihr unermüdliches Engagement zu danken. Über viele Jahre schon machen beide es möglich, dass wir in unserem Werkeltagsleben immer wieder einmal auf den Namen Goethe und seine Texte hingewiesen werden.
Apropos Goethe. Vielleicht ist die heute so beliebte Methode des Vergleichs doch keine wissenschaftliche Methode? Warum wird Faust bei Goethe erlöst? Weil es hier, anders als bei Thomas und Klaus Mann, um eine Wette zwischen Mephisto und Gott ging. Mit der »Wette« erfindet Goethe ein Bild, um die Erlösung Faustens (»Wer ewig strebend sich bemüht, den können wir …«) fassbar zu machen. Goethe kannte Luthers Rechtfertigungslehre. Allein durch göttliche Gnade werden wir erlöst. Weder gute Taten noch Sünden stehen in einem direkten Zusammenhang mit der Erlösung. Deshalb kann auch ein »Teufelspakt« nicht in direktem Zusammenhang mit Erlösung oder Nichterlösung stehen.
Ein Vorläufer Luthers, Meister Eckhart schrieb um 1300, dass dem, der alles hat fallen lassen, was nicht wesentlich für sein Leben ist, der Ge-Lassenheit praktiziert, der wieder offen ist, wie ein Kind, der bei Gott ist, dass dem sogar die Sünden besser geraten.
Clara Schwarzenwald

Information
Die Ausstellung ist noch bis zum 25.6.2019 in der Villa Esche zu sehen.
www.villaesche.de

Das Schauspielhaus Chemnitz hat neben Faust I eine zeitgemäße, und besonders empfehlenswerte Fassung des Faust II im Programm
www.theater-chemnitz.de

Link zu unserer Reportage vom Chemnitzer Faust II: https://www.mironde.com/litterata/7488/reportagen/__trashed

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