Reportagen

KLAUS WALTHER ZUM 85.

Sehr geehrt Damen und Herren, wir freuen uns, Ihnen einen Beitrag unseres Herausgebers Dr. Andreas Eichler vorstellen zu dürfen. Johannes Eichenthal

Wer am Morgen des 15. September 2005 in eine Leipziger Straßenbahn einstieg, der konnte eine Überraschung erleben: Die Fahrgäste fanden auf den Plätzen Klaus Walthers Buch »Was soll man lesen? Ein Leseverführer«. Der Leipziger Verlag Faber & Faber, das Leipziger Haus des Buches, die Buchmesse, die Leipziger Verkehrsbetriebe, die Leipziger Volkszeitung und MDR Figaro hatten diese gelungene Überraschung organisiert und unterstützt. Anlass war das 15. Gründungsjubiläum des Verlages Faber & Faber. 

Von re.: Elmar Faber, Klaus Walther, Gisela Hoyer, Helmut Richter, Michael Hametner

Am Abend des 15. September 2005 fand sich eine Gesprächsrunde in der Leipziger Buchhandlung Hugendubel zusammen. Anlass war das 15. Gründungsjubiläum des Verlages Faber & Faber. Gisela Hoyer von der »Leipziger Volkszeitung« moderierte die Diskussion zwischen Elmar Faber, Klaus Walther, Helmut Richter und Michael Hametner. (von re.) Im sachkundigen Publikum waren viele bedeutende Autoren versammelt. Frau Hoyer hob in ihrer Einleitung hervor, dass 15 Jahre abstrakt gesehen keine lange Zeit seien. Wenn aber ein 1990 gegründetes ostdeutsches Familienunternehmen die letzten 15 Jahre überstehen konnte, dann sei das eine gewaltige Leistung. Klaus Walther antwortete auf die Frage, warum er das Buch »Was soll man lesen?« geschrieben habe: »Weil ich selbst ein Leser bin und die richtigen Leser wollen anderen Menschen mitteilen, was sie gelesen haben«. Aber jeder Mensch habe einen anderen Lebenshintergrund. Deshalb habe er auch nicht nur über seine Lieblingsbücher geschrieben. Wer lese heute noch Wieland? Vielmehr habe er das Buch als Liebhaber von Büchern geschrieben, der mit Büchern lebe.

Helmut Richter antwortete auf die Frage, was er gerade gelesen habe: Das Buch Was soll man lesen? Er freue sich, dass dieses Buch entstanden sei. Nebenbei gesagt, habe er auch etwas nachgeholfen, dass der Verleger und der Autor miteinander ins Gespräch kamen. Ein Vorzug des Buches liege darin, dass es nicht mit dem Gestus des »Kanons« daherkomme. Klaus Walther habe ein redliches Buch geschaffen. Einerseits schwärme er von der Literatur. Andererseits dränge er niemandem ein Buch auf. 

Klaus Walther liest 2005 aus seinem Buch Was soll man lesen? vor Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in der Stadtbibliothek Limbach-Oberfrohna.

Michael Hametner antwortete: Ich freue mich über jeden, der zum Lesen verführt wird. Gleichzeitig sage er aber: Willkommen im Klub. Vielleicht werde auch falsch argumentiert, wenn nur die Lust am Lesen hervorgehoben werde. Denn Lesen mache auch Mühe, man müsse Zeit investieren. Das sei oft nicht einfach. Viele heutige Leser wollten auch die aktuellen Bücher gar nicht lesen, sondern sie wollten mitreden können. Deshalb konzentrierten diese sich auf das Lesen von Buchbesprechungen. 

Elmar Faber warf hier ein, dass die heutige Gesellschaft durch eine Bevorzugung von kurzen Texten, sogenannte »Häppchen«, vor allem bei Kindern bis zum achten Lebensjahr bestimmte Chancen zur Sprachentwicklung nicht ausschöpfe. Nach dem achten Lebensjahr sei es sehr schwer, dieses Defizite zu kompensieren. 

Klaus Walther fügte an dieser Stelle an, dass sich Lesegewohnheiten auch veränderten. Man müsse konstatieren, dass Lesen vielleicht doch eine elitäre Angelegenheit sei. Das schließe nicht aus, dass man selbst begeistert sei. Wenn er aufhören müsse zu lesen, dann werde er wahrscheinlich auch aufhören zu leben. Gleichzeitig müsse man auch sagen, dass Lesen selbstverständlich Mühe und Vergnügen gleichzeitig sei. Ein Vergnügen ohne Mühe sei keines. Er wolle kein Kanoniker sein, weil es gerade zur Weltliteratur nur einen individuellen Zugang gebe. Er habe seinem Buch das Motto eines Schweitzer Verlegers vorangestellt: Nichts erwarten, alles erhoffen.

Dr. Klaus Walter in der Abteikirche des burgundischen Zisterzienser-Klosters Fontenay. Nach Burgund führten ihn viele Reisen. Der Landschaft, Kultur und Kulinarität Burgunds ist er verbunden.

Der Journalist, Buchhändler, Schriftsteller, Lektor, Verleger, Büchersammler und Buchliebhaber Dr. Klaus Walther begeht am 25. März in Zwönitz seinen 85.Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!

Andreas Eichler

Literaturhinweis

Klaus Walther: Was soll man lesen? Ein Leseverführer. Faber & Faber. Leipzig 2005. 

ISBN 3-936618-67-4

Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.

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