Rezension

Die Goethe-Gesellschaft in Chemnitz

Die Goethe-Gesellschaft Chemnitz machte in den vergangenen Jahren wiederholt durch Publikationen zur eigenen Geschichte auf sich aufmerksam. Nun erschien ein Band von Siegfried Arlt, dem langjährigen Vorsitzenden der Gesellschaft, mit dem Titel: Wechselvolle Jahre. Aus dem Leben der Goethe-Gesellschaft Chemnitz. 1945–1990.


160828Goethe0562Der Autor Siegfried Arlt, nach der szenischen Lesung der Casanova-Novelle Gert Hofmanns,  vor einem begeisterten Publikum, in der Gaststätte Stadt Wien, in Limbach-Oberfrohna, am 4. Juli 2012.

 

Die völlig zerstörte Innenstadt von Chemnitz, dem einstigen »Sächsischen Manchester«, steht am Anfang der Darstellung. Die Notwendigkeit des Wiederaufbaues war hier bis Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre allgegenwärtig. Aber es ging nicht nur um den Wiederaufbau der Häuser und Straßen. Zwei Vertreter der geistigen Wiederaufbauer werden besonders herausgehoben: der promovierten Sprachwissenschaftler, Germanist und Schriftsteller Walter Schinke (1888–1973) und der Professor an der Akademie für Technik, promovierter Literaturwissenschaftler, Ang­list und Romanist Arthur Mendt (1887–1975).

Der Autor geht den Spuren der Gesellschaft nach. Eine dokumentierte Mitgliederliste von 1945 ist sehr aufschlussreich. Abbildungen von Einladungen, Programme und Plakate vervollständigen das Bild.

Ausführlich schildert der Autor die Folgen der von der Besatzungsmacht verordneten Auflösung des Ortsvereins, die Zusammentreffen im Haus von Dr. Walter Schinke und seiner Frau, wie die Neuformierung als Goethekreis im Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands.

Das Schicksal wollte es, dass die Goethe-Gesellschaft in Weimar, trotz der Spaltung Deutschlands, weiterhin als gesamtdeutsche Institution existieren konnte.

Am 19. März 1982, veröffentlichte die Karl-Marx-Städter Freie Presse zwei ganze Seiten anlässlich des 150. Todestages des Weimarer Genius. Hermann Heinz Wille (»Morgen gehe ich nach Schneeberg – Reisenotizen des Dichters in unserer Landschaft zwischen Freiberg und Plauen«) und Klaus Walther (»Klassiker ohne Goldschnitt und Leder. Literarisches Erbe in Editionen unserer Verlage«) führten das Publikum zu den Texten des Meisters hin.

Beide Zeitungsseiten, in einem heute noch bewundernswerten, handwerklich solidem Layout, werden im Band dokumentiert.

Am 21. Oktober 1982 berichtete das Sächsische Tageblatt, dass im Karl-Marx-Städter Kulturbund-Klub »Pablo Neruda«, in Anwesenheit von Prof. Dr. Karl-Heinz Hahn, Präsident der Goethe-Gesellschaft in Weimar, Direktor des Goethe-Schiller Archives und der Nationalen Forschungs und Gedenkstätten in Weimar, die Neugründung der Ortsvereinigung Chemnitz der Goethe Gesellschaft erfolgte. Damit waren die Weichen für den Weg über das Jahr 1990 hinaus, hin zur Ortsvereinigung Chemnitz gestellt.

Johannes Eichenthal

Information

www.goethegesellschaft-chemnitz.de

160828GoetheBrosch

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