Am 10. Mai 2022 stellte Frieder Bach im Textil- und Rennsport-Museum in Hohenstein-Ernstthal das neu erschienene Buch „Zwei Takte und zwei Räder. DKW-Serienmotorräder 1922 bis 1945“ vor, das er gemeinsam mit dem Fotografen Detlev Müller herausgab. Die traditionsreiche Hohenstein-Ernstthaler Rennstrecke „Sachsenring“ mitten in der Fahrzeugbauregion Chemnitz-Erzgebirge-Zwickau symbolisiert die notwendige Verbindung zwischen Serienproduktion und Rennsport.
Frau Palm, die Museumsleiterin, begrüßte die Gäste und den Referenten Frieder Bach. Dieser begann mit einer Referenz an den kürzlich verstorbenen Rennfahrer Rolf Uhlig, der sich nach 1990 besonders für den Erhalt der Rennstrecke „Sachsenring“ einsetzte, wie er es bereits am 22. April in Chemnitz und am 4. Mai in Zschopau gemacht hatte. Mit Rolf Uhlig sei wieder ein Mensch verloren gegangen, der wichtige Ereignisse miterlebt habe und davon erzählen konnte. „Dinge, die wir nicht aufschreiben – gehen verloren.“ – so das Credo und das Motiv Frieder Bachs für die Mühen des Bücherschreibens, der er sich seit vielen Jahren unterzieht. Danach ging Frieder Bach auf seine familiären und fahrzeugtechnischen Verbindungen mit Hohenstein-Ernstthal ein, wie man es von ihm bisher kaum gehört hatte. Sein Vater stammt aus dem Hohenstein-Ernstthaler Ortsteil Hüttengrund.
Im Laufe des Vortrags über die Aufnahme der Motorrad-Serienproduktion durch die Firma DKW unter Leitung des Ingenieur-Unternehmers Jörge Skafte Rasmussen im Jahre 1922, ging Frieder Bach auch auf die Entwicklung des sogenannten „Stahlmodells“ und die Zusammenarbeit mit dem Schwarzenberger Unternehmer Friedrich Emil Krauß ein. Krauß hatte, wie Rasmussen, das Fließband-System eingeführt. Beide waren auch Inhaber zahlreicher Patente. In Sachen Stahlmodell kamen Rasmussen und Krauß technologisch noch nicht überein. Aber durch solche gemeinsame Projekte gab DKW wichtige Impulse für die Industrie der Region. Bereits 1939 presste man in Schwarzenberg als Weltneuheit die Volkswagen-Karosserie im sogenannten Tiefzieh-Verfahren aus dem Ganzen.
Frieder Bach vermochte mit seiner Erzählung vom Aufstieg der Firma DKW binnen sechs Jahren zum bedeutendsten Motorrad-Produzenten der Welt die Zuhörer in Hohenstein-Ernstthal wieder zu fesseln. Aber eine gewisse Melancholie über die seit 1990 verlorene Produktion konnte er nicht verbergen. Doch Frieder Bach fügte an, dass viele ehemalige DKW/MZ-Mitarbeiter sich nach dem Ende der Serienproduktion selbstständig gemacht hätten und in kleinen Firmen ihr Wissen weitergeben.
Birgit Eichler dankte Frieder Bach nach dem Vortrag für sein Engagement und überreichte eine Flasche Wein in einer von ihr besonders gestalteten Verpackung, deren i-Punkt der Firmenname „DKW“ war.
Frieder Bach signierte an diesem Abend noch viele Bücher für das sachkundige Publikum. Dem Museum und Frieder Bach ist für diese Veranstaltung zu danken. In den nächsten Wochen stehen zahlreiche Oldtimer-Treffen und Oldtimer-Rennen an. Auch dort wird das neue Buch Frieder Bachs sicher eine Rolle spielen.
Clara Schwarzenwald
Information
Frieder Bach/Detlev Müller: Zwei-Takte und Zwei-Räder. DKW-Serienmotorräder von 1922 bis 1945
Fester Einband, Fadenheftung, Lesebändchen, etwa 500 Fotos und Abbildungen
23,0 × 23,0 cm, 336 Seiten VP 39,90 €
ISBN 978-3-96063-039-5
Erhältlich ist das Buch im Buchhandel oder direkt beim Verlag: https://buchversand.mironde.com/epages/es919510.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/es919510/Products/9783960630395
Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.
Mit jeder Zeile, mit jedem Bild fühlt man, mit wie viel Herzblut dieses Buch entstanden ist – von der ersten Manuskriptseite über die gesammelten historischen und den meisterhaft von Detlev Müller neu aufgenommen Fotos sowie das gesamte Illustrationsmaterial bis hin zur ebenso liebevollen wie absolut professionelle Gestaltung und schlussendlich der Auswahl des Papiers und der buchbinderischen Verarbeitung. Frieder Bach hat ein Jahrhundertwerk geschaffen, das noch Generationen begeistern und als Nachschlagewerk dienen wird. Frieder Bach erinnert an Archaeopterix, den Hüter des gallischen Wissens bei Asterix und Obelix. Als „Druide der DKW-Welt“ verfügt er über ein schier unerschöpfliches Wissen, das er nicht an einen tief im Karnutenwald hausenden Oberdruiden mündlich weitergeben muss, sondern Dank Gutenbergs Technik und dem rührigen Mironde Verlag für alle Zeiten schriftlich dokumentiert und gesichert hat. Was besonders fasziniert, ist die gelungene Mischung aus Erzählkunst und Dokumentation. Ich habe mich immer wieder bis spät in die Nacht in dieses Buch vergraben und werde noch viele Stunden in diesem wunderbaren Werk schmökern. Zwar habe ich schon viele DKW- und MZ-Bücher gelesen, auch über das Leben des DKW-Gründers Jørgen Skafte Rasmussen, aber keins vermittelt so viel Atmosphäre wie Frieder Bachs Meisterwerk. Es gibt keine Worte, meine Hochachtung und Bewunderung angemessen zu formulieren. Ich bin unendlich dankbar, dass wir uns begegnet sind und dass ich an Frieders Wirken und Wissen teilhaben darf und davon profitieren kann, wie tausende andere, deren Anliegen es ist, die Historie der einstigen Weltmarke DKW zu bewahren und für die Zukunft zu sichern. Wer ergänzend in die Atmosphäre der Anfangsjahre von DKW eintauchen möchte, dem sein ein Film auf YouTube empfohlen. Von Anbeginn setzte DKW Gründer Jørgen Skafte Rasmussen erfolgreich auf Motorsporterfolge als Marketing Instrument. Nur wenige Filmdokumente haben überlebt. Ein Achtminutenfilm vom 24-Stundenrennen auf der Rüsselsheimer Opel Rennbahn aus dem Jahr 1927 ist jedoch erhalten geblieben und zeigt die überlegene Siegesfahrt der DKW-Mannschaft:
https://www.youtube.com/watch?v=-sMOVnFQoSM&list=PLAD1BF940A7439754&index=4