Reportagen

RT 125 – das erfolgreichste Motorrad der Welt

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Am Abend des 28. Oktober begrüßte Dirk Schmerschneider Organisatoren und Leihgeber der neuen Ausstellung des Sächsischen Fahrzeugmuseums zu einer Art Generalprobe, denn am 29. Oktober sollte die offizielle Ausstellungseröffnung folgen. Schmerschneider hob hervor, dass DKW/Autounion die RT 100 und die RT 3 PS gebaut habe, ehe 1938 die RT 125 von Hermann Weber und seinen Mitarbeitern entwickelt wurde.

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Schmerschneider verwies darauf, dass er sich bei den ersten Ideen zur Ausstellung nicht vorstellen konnte, dass noch kein Museum dieses Thema in Angriff genommen habe. Aber es sei tatsächlich so. Trotz der intensiven Bemühungen von Leihgeber und RT-Buchautor Claus Uhlmann sowie den Leihgebern seines RT-Freundeskreises gibt es im Wissen um dieses legendäre Motorrad noch Lücken. Deshalb sei man auch für weiterführende Hinweise und Anregungen des Publikums sehr dankbar.

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In der Ausstellung werden Klassiker, wie diese RT 125 von 1941 gezeigt.

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Eine unrestauriertes Wehrmachtsversion der RT 125.

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Auch der RT-Motor ist in einem Querschnittsmodell zu sehen.

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In Ingolstadt wurde die DKW RT 125 nach 1945 weitergebaut. Doch in der Bundesrepublik verlor das Motorrad bereits Ende der 1950er Jahre seine Bedeutung als Massenverkehrsmittel. 1957 wurde die Produktion eingestellt, nachdem in den wenigen Jahren sogar eine RT-Baureihe bis zur 350er-Zweizylindermaschine entstanden war.

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In Zschopau wurde die RT bis 1966 zur MZ RT 125/3 weitergeführt.

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Ab 1957 durfte die Bezeichnung »RT« (Reichs-Typ) nicht mehr gebraucht werden … war aber nicht wegzudenken. Aus der Ursprungskonstruktion war aber inzwischen auch schon das Vollschwingenmodell ES 125/150 entstanden, das die Konstruktionsprinzipien der DKW-Zeit im Sinne der Schöpfer weiterführte.

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Die liebevoll gestaltetet Ausstellung weist auch auf das RT-Werkzeug hin.

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Schon 1954 gab es einen Prototyp MZ RT 250.

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RT Rennmaschinen sind zu sehen.

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Das seltene Exemplar einer MZ 125/3 mit Stoye-Seitenwagen von 1960.

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Aber auch »Kopien« der RT sind zu sehen, wie die einer Harley Davidson S 125 von 1948 aus den USA.

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Eine BSA Bantam D1 von 1950 aus Großbritannien. (Mit seitengespiegeltem Design, weil sie von rechts angetreten wird.)

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Eine NV 11 Nyman Verkam aus Schweden.

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Eine WSK 125 M06B3 von 1975 aus der VR Polen.

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Eine SHL M04 von 1952 aus der VR Polen.

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Eine Kowrow K(omet) 125 von 1955 aus der UdSSR.

Für die Yamaha YA-1 von 1954 aus Japan ist ein existierendes Exemplar bekannt, war aber leider für die Ausstellung im Moment nicht verfügbar.

 

Kommentar

Die Ausstellung im Sächsischen Fahrzeugmuseums macht uns wieder einmal deutlich, dass die Region Chemnitz-Zwickau die Wiege des deutschen Fahrzeugbaus ist.

Die RT wurde in Hunderttausender Stückzahlen produziert. Was machte die RT so erfolgreich? Vielleicht die einfache und solide Konstruktion. Aus dieser Kombination ergab sich die Zuverlässigkeit. Geniale Lösungen sind immer einfach. Die Kompliziertheit kann nur eine Zwischenstufe sein, nie die Lösung.

Im Gespräch mit Frieder Bach, dem Nestor der Chemnitzer Fahrzeuggeschichtsschreibung, erfahren wir, dass die Quellenlage sehr kompliziert ist. Aufgrund der Rüstungsproduktion der Auto Union gingen viele Dokumente in der Geheimhaltung unter oder wurde am Kriegsende vernichtet oder gingen bei der Verlagerung nach Ingolstadt, die bereits 1944 begonnen wurde, verloren.

Frieder Bach drückte seine Hoffnung aus, dass die Ausstellung dazu beitragen wird weitere Exponate und Informationen zu entdecken.

Das Sächsische Fahrzeugmuseum in Chemnitz erweist sich wieder einmal als eine Forschungsinstitution, die in der Region eine singuläre Position errungen hat. Vielen Dank den Organisatoren, den Leihgebern und dem Förderverein.

Johannes Eichenthal

Information

Die Ausstellung »RT 125 – das erfolgreichste Motorrad der Welt« ist noch bis zum 30.4.2017 zu sehen.

Sächsisches Fahrzeugmuseum, Zwickauer Straße 77, 09112 Chemnitz

www.fahrzeugmuseum-chemnitz.de

Folgende Bücher von Frieder Bach sind im Mironde-Verlag erschienen und sind noch lieferbar:

Frieder Bach: Kenner fahren DKW. Prototypen, Weltrekordler, Seltenheiten.

23 × 23 cm, 132 Seiten, fester Einband, Fadenbindung, Lesebändchen

167 zum Teil farbige Fotos und Abbildungen, VP 18,50 €

ISBN 978-3-937654-82-9

 

Frieder Bach / Dirk Schmerschneider: F 9 – der sächsische Konkurrent des »Volkswagens«.

23 × 23 cm, 84 Seiten, fester Broschur, 100 zum Teil farbige Fotos und Abbildungen, VP 12,50 €

ISBN 978-3-937654-88-1

 

Frieder Bach: Fahrzeugspuren in Chemnitz. Teil 2. Fahrzeugschicksale.

23 × 23 cm, 216 Seiten, fester Einband, Fadenbindung, Lesebändchen

etwa 600 zum Teil farbige Fotos und Abbildungen, VP 24,90 €

ISBN 978-3-937654-96-6

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