Reportagen

DIE WINTERREISE

Der Abend des 12. September bescherte uns einen Vorschein des kommenden Herbstes. Die Zeit der Freiluftveranstaltungen ist vorbei. In Pillnitz lenkten zahlreiche Interessierte ihre Schritte in die Richtung des Kunstraumes. Anlässlich der Eröffnung einer Ausstellung mit 24 Holzschnitten des Winterreise-Zyklus von Wolfgang E. HerbstSilesius war die Aufführung des Liederzyklus „Die Winterreise“ Franz Schuberts, nach Texten von Wilhelm Müller, durch Benjamin Sattlecker (Gesang) und Jobst Schneiderat (Klavier) angekündigt.

Beim Eintritt überraschte uns die intensive Geschäftigkeit. Der Sänger überprüfte die Mikrophonanlage, der Pianist testete sein Instrument und die Aufnahmetechnik stimmte sich mit beiden ab. 

Wolfgang E. HerbstSilesius konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Ausstellungseröffnung teilnehmen. Als besondere Geste gegenüber dem Altmeister wurde eine Videoübertragung für ihn eingerichtet. Graphische Arbeiten zur Winterreise nehmen einen zentralen Platz im Schaffen Wolfgang E. HerbstSileisus’ ein. Vielleicht auch deshalb, weil er nicht nur freie Grafik sondern auch Gesang studierte. Wolfgang HerbstSilesus stellte seinen Holzschnitt-Zyklus mehrfach aus. In Meißen konnte 2011 und in Struppen 2018 eine Verbindung von Holzschnitt und Liederzyklus hergestellt werden. 

Der Gastgeber Bernward Gruner begrüßte die Gäste und stellte die Musiker vor. Benjamin Sattlecker erhielt sein Gesangsausbildung bei den Salzburger Domkapellknaben und studierte Gesang an der Mozarteum Universität Salzburg. Jobst Schneiderat studierte Klavier und Liedbegleitung an der Musikhochschule Carl Maria von Weber in Dresden.

Die beiden Musiker interpretierten die Schubertsche Musik in klassisch-strenger Weise. Gerade dadurch kamen die Tiefenstrukturen der Texte Wilhelm Müllers zur Geltung. 

Das Publikum dankte den Künstlern am Ende mit starkem und langen Applaus.

Else Gold, die Kuratorin der Ausstellung von Wolfgang E. HerbstSilesius, dankte den beiden Musikern.

Langsam leerte sich das Künstlerhaus wieder. Schubertsche Musik und Müllerscher Text hatten sich stark in unsere Seele eingedrückt. Einsamkeit und Stille waren notwendig, um diesen Eindruck nachklingen zu lassen.

„Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus …“ – Müller thematisiert hier das Los des Menschen. Er findet einprägsame Worte und Bilder. Franz Schubert fügt ein Spektrum von avantgardistischen Melodien bis volkstümlichen Weisen hinzu, so vielfältig, wie das Leben selbst. Wir können nicht alt genug werden, um zu begreifen, was dieses Leben ist. 

„Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ (Hebräer 13,14)

Else Gold und Wolfgang E. HerbstSilesius, Benjamin Sattlecker, Jobst Schneiderat und den Kolleginnen und Kollegen des Kunstraumes Pillnitz ist für dieses besondere Ereignis zu danken. 

Clara Schwarzenwald

Information

www.kunstraum-pillnitz.de

Weitere Informationen zu Wolfgang E. HerbstSilesius unter:

WWW.KUNST-UND-DAS-JETZT.DE

https://www.mironde.com/litterata/39/reportagen/franz-schubert-in-meisen
https://www.mironde.com/litterata/7225/reportagen/winterreise-bilder-einer-ausstellung

Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.

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