PRAKTISCHE TRADITIONSPFLEGE IM HEUTIGEN DKW-MOTORRADKLUB
Reportagen

PRAKTISCHE TRADITIONSPFLEGE IM HEUTIGEN DKW-MOTORRADKLUB

Im Sinne der meist fabrikatsbenannten  Motorradfahrervereine vor 1933 pflegt der DKW Motorrad Club e. V. mit allen seinen Aktivitäten die Tradition eines großen , zeitweise (ab 1928)  sogar des größten Motorradherstellers der Welt. Dazu gehören auch die „Stammtische“ in den einzelnen Regionen, von denen auch einer am Westrand von Chemnitz existiert. Die Zusammenkünfte wurden hier immer vom Vorsitzenden des Motorradclubs Lutz Zacharias organisiert und fanden in dem kleinen Hotel „Abendroth“ statt, das  sich etwa in der Mitte des Ortsteiles Mittelbach befindet, der vor einigen Jahren von der Stadt Chemnitz eingemeindet wurde, der Wohnort von Lutz ist und seit ca. 20 Jahren auch den von mir 1990 in Reichenbrand  gegründeten Restaurierungsbetrieb „Oldtimerdienst Chemnitz“ beherbergt. 

PRAKTISCHE TRADITIONSPFLEGE IM HEUTIGEN DKW-MOTORRADKLUB

Das „Wohlfühlambiente“ der hiesigen DKW-Sammler

Vor wenigen Jahren kam am hiesigen DKW- Stammtisch mal die Idee auf, die Zusammenkunft der Interessenten Zschopauer Motorräder ab und zu bei einem Clubmitglied auf dem heimatlichen Grundstück abzuhalten, wo dies möglich wäre. Dies wurde dann so in unregelmäßiger Folge durchgeführt. Bei der dazugehörigen Besichtigung der gesammelten Fahrzeuge wurde über die Restaurierung diskutiert und über eventuell anstehende Reparaturen gesprochen. Meist konnte der Besitzer des Oldies von den Erfahrungen der anderen Clubmitglieder profitieren, denn die älteren der Motorradfahrer hatten in den Jahren ihrer aktiven Zeit schon oft gleiche oder ähnliche Probleme erlebt. 

PRAKTISCHE TRADITIONSPFLEGE IM HEUTIGEN DKW-MOTORRADKLUB

Die DKW-Freunde haben sich besonders gefreut, dass diesmal der RT-Spezialist und Buchautor Claus Uhlmann die illustre Runde bereicherte, links stehend. Am rechten Bildrand ist der langjährige „Chef“ des DKW-Motorradclubs Lutz Zacharias zu erkennen.

Auch im Angesicht von Fahrzeugen, die sich in Restaurierung befinden, gab es natürlich längere Diskussionen, die immer einige Erkenntnisse brachten. Da ich infolge einer schon einige Zeit andauernden „Schwächephase“ meiner Gesundheit in diesem Frühjahr nur am Aufräumen meiner „Rentnerwerkstatt“ und des „Garagengebäudes“ für die Oldtimer war, kam mir der Gedanke, auch aufgrund meines fortgeschrittenen Alters, die Stammtischidee aufzugreifen und die Zusammenkunft mitten im Fahrzeugraum zu veranstalten. Da Lutz Zacharias auch jetzt im Zeitalter des neuen Clubvorsitzenden Jens Krüger für unsere Region noch der Anlaufpunkt in Sachen DKW und MZ ist, rief ich ihn an und unterbreitete meinen Vorschlag, der entsprechendes Echo fand und auf den 21. Juni 2024 festgelegt wurde. Lutz verbreitete dies mithilfe der modernen Kommunikationsmittel und so fanden sich am Freitagabend die nicht anderweitig gebundenen DKW-Freunde bei mir ein. 

PRAKTISCHE TRADITIONSPFLEGE IM HEUTIGEN DKW-MOTORRADKLUB

Der außerhalb platzierte Essex Super Six von 1929

Um ausreichend Platz in meiner „Garage“ für die DKW-Besitzer zu haben, wurde das größte Fahrzeug meiner Sammlung, ein Auto Baujahr 1929 Typ Hudson Essex Super Six vorübergehend unter einem Zeltdach meines Sohnes vor seiner eigentlichen Unterkunft abgestellt, zu dem zu bemerken ist, dass es im Montagewerk in Berlin-Spandau entstand, was aufgrund der deutschen Beleuchtung (Hella-Scheinwerfer) und des noch original vorhandenen Typenschildes beweisbar ist.

PRAKTISCHE TRADITIONSPFLEGE IM HEUTIGEN DKW-MOTORRADKLUB

Aufgrund der oft im Hotel „Abendroth“ stattfindenden  Zusammenkunft hat es sich eingebürgert, den sehr wohlschmeckenden „Tartar“ vom benachbarten Rinderzüchter zu bestellen. Von dieser Tradition wollten wir auch bei unserem Treffen in Rabenstein nicht abweichen.

So konnten wir bei gutem Essen aus der Küche meiner Frau und diversen beliebten Getränken im entsprechenden Ambiente (ein DKW-Auto, drei Fahrräder, achtzehn Motorräder und eine Tankstelle) einen ganzen Abend damit zubringen, gute Tipps für Restaurierung, Reparaturen und Verbesserung unserer Motorräder auszutauschen, erfahrenswerte Ziele für Motorräder mit geringer Leistung zum Beispiel für Fahrzeuge mit 98er Motoren zu besprechen und über olle Kamellen, die meist während der Führerscheinprüfung der älteren Anwesenden passierten, zu lachen, ohne das Personal des „Sächsischen Fahrzeugmuseums“ in Chemnitz zu behelligen. 

PRAKTISCHE TRADITIONSPFLEGE IM HEUTIGEN DKW-MOTORRADKLUB

Ein Blick in die „Rentnerwerkstatt“ ergab, dass hier auch Traditionen anderer Motorradhersteller, wie „Diamant“ gepflegt werden. Eine „Diamant“ des Baujahrs 1926 entsteht hier wieder.

Die Helfer des Museums, die zumeist ehrenamtlich tätig sind, müssen die Zeiten ihrer Tätigkeit in der Einrichtung schon so oft genug verlängern aufgrund der zahlreichen Fachvorträge; wie zum Beispiel zuletzt der Vortrag von Eberhard Kittler zu seinem Buch über die Gesamtheit der VW-Wagen in der DDR, bei dem wieder alle Plätze besetzt waren. Somit kann an dieser Stelle mal eine kurze Beschreibung erfolgen, wie sich Mitglieder des DKW-Motorradclubs auch im kleinen Rahmen um das Weitertragen der Zschopauer Traditionen bemühen. Besonders erfolgreich ist so ein Abend, wenn es uns gelingt, einen jungen Menschen für das Fahren und die Pflege eines alten Fahrzeugs aus Zschopauer oder Zwickauer Produktion zu begeistern und in unsere Reihen zu bringen. Um den, so hoffe ich, gelungenen „Stammtischabend“ zu dokumentieren, wurden noch ein paar Fotos „geschossen“!

Frieder Bach, Chemnitz d. 22. Juni 2024

Information

Von Frieder Bach und Detlev Müller erschien zum 100jährigen Jubiläum der DKW-Serienmotorrad-Produktion in Zschopau:

Zwei-Takte und Zwei-Räder. DKW-Serienmotorräder von 1922 bis 1945

Fester Einband, Fadenheftung, Lesebändchen, 704 z.T. farbige Fotos und Abbildungen

23,0 × 23,0 cm, 336 Seiten VP 39,90 €; ISBN 978-3-96063-039-5

Beziehbar in jeder Buchhandlung oder direkt beim Verlag.

   

 Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa – ist ein Feuilleton des Mironde Verlags (www.mironde.com) und des Freundeskreises Gert Hofmann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert