Reportagen

Buchmesse Leipzig Tag 2

Der zweite Buchmesse-Tag begann zunächst auch wieder ruhig. Gegen 9.30 Uhr sah man die Aussteller zu ihren Ständen eilen. In der großen Eingangshalle waren nur wenige Besucher zu sehen. Aber Punkt 10.00 Uhr begann der Messe-Alltag.


10.30 Uhr war die Arena der Leipziger Volkszeitung schon bis auf den letzten Platz besetzt. Die Seniorinnen und Senioren packten ihre Rucksäcke aus. Es begann nach Wurstbroten zu riechen. Wasserflaschen wurden geleert … Techniker bastelten am Mikrophon. Die ersten älteren Besucher nahmen auf dem Fußboden Platz, wie Studenten. Doch dann traten Gojko Mitic und Eberhard Görner auf das Podium. Fotografen drängten heran und wollten nicht aufhören zu fotografieren.

Doch dann begrüßte der Moderator die beiden äußerst gut gelaunten Gäste und fragte nach der Entstehung des Buches, das Eberhard Görner zum 300. Geburtstag von Pfarrer Heinrich Melchior Mühlenberg, der im Auftrag von August Hermann Francke die Lutherische Kirche in Nordamerika aufbaute, geschrieben hat.
Görner antwortete, dass er bei der Idee zum Buch sofort die Idee zu einem Film hatte. Die Figuren des Buches betrachtete er von Anfang an auch als mögliche Filmfiguren. Beim Häuptling »Fliegender Pfeil« dachte er sofort an Gojko Mitic.
Pfarrer Mühlenberg werde, so Görner, in diesem Jahr mehrfach geehrt. Am 26.3. werde die Stadt Halle ein Mühlenberg-Jahr ausrufen. In den Franckeschen Stiftungen werde ein großer Festakt begangen und eine Wanderausstellung eröffnet, die in jedem Monat in einer anderen deutschen Stadt gezeigt werde. Parallel dazu werde die Ausstellung auch in den USA gezeigt.
Die Franckeschen Stiftungen hätten die deutschen Auswanderer in Nordamerika mit Gesangbüchern, Bibeln und Geld unterstützt. Francke habe Mühlenberg nach Amerika geschickt, um ordnungsgemäße Strukturen aufzubauen. Mühlenberg habe versucht die Deutschen aus dem Krieg zwischen Engländern und Franzosen herauszuhalten und habe auch keine Indianer missioniert. Mühlenbergs Schwiegervater habe mehrere Indianersprachen gesprochen und sei als Vermittler tätig gewesen.
Die Figur des Häuptlings solle auf das verdrängte Thema der Ureinwohner Nordamerikas aufmerksam machen, die nicht nur ihre Heimat verloren, sondern auch in den Krieg der Europäer hereingezogen wurden und denen man zudem ihre Religion streitig machte.
Gojko Mitic fügte an, dass ihn die Rolle des Häuptlings sehr interessiere, weil so auf dem »Zusammenprall der Kulturen« aufmerksam gemacht werden könne, der sich damals vollzog. (Genau in diesem Sinne hatte der französische Historiker Fernand Braudel in den 1980er Jahren von einem »Zusammenprall«, »Clash« der Kulturen in Amerika geschrieben.)
Auf die Frage nach historischer Genauigkeit antwortete Mitic, dass in einer Ausstellung in Florida ein Defa-Indianerfilm als »Anschauungsmaterial« gezeigt wurde, weil dieser die größte historische Genauigkeit aufwies.
Der Moderator warf ein, dass den Defa-Indianerfilmen früher oft der Vorwurf mangelnder historischer Genauigkeit gemacht wurde.
Mitic antwortete, dass dieses Vorurteil nicht haltbar sei. Wenn man aber statt der Wirklichkeit Holywood-Filme zum Maßstab mache …
Görner fügte an, dass er auch mit Rolf Hoppe und Armin Mueller-Stahl in Sachen Filmrollen geredet habe. In der Hauptrolle könne er sich Ullrich Turku vorstellen.
Er wolle das Genre eines christlichen Western begründen.


Einige Stunden später stellte Matthias Zwarg auf dem Stand der Chemnitzer Freien Presse eine Neuerscheinung aus der Reihe Sächsische Wanderführer vor. Autor Hans-Gerd Türke legte wieder hunderte Kilometer zu Fuß zurück, um alle Strecken genau beschreiben zu können. Auch an diesem Tag war der Wanderführer-Autor als Wanderer unterwegs, so dass ihn zwei Kollegen vertreten mussten.

Auf dem gleichen Stand trafen sich um 15.00 Uhr bei einem Gläschen Sekt Freunde und Kenner des gepflegten Kriminalromanes. Klaus Walther wurde von Reinhard Oldeweme nach den Hintergründen seines Romanes »Burgunder ist so rot wie Blut« befragt. Walther bekannte sich zur Landschaft des Burgund. Dort habe er einige Freunde. Die Weine seien hervorragend. So habe sich das Buch wie von selbst ergeben.

Um 17.30 Uhr traten der Verbandsvorsitzende des Zweckverbandes Frohnbach Bürgermeister Klaus Kertzscher (3. v. li.) und die beiden Autoren des Kleinkläranlagen-Handbuches Dr. Karin Heinrich (1. v. li.) und ZVF-Geschäftsleiter Dr. Steffen Heinrich (2. v. li.) im Sachbuchforum Halle 5 in einer Diskussionsveranstaltung zum Kleinkläranlagen-Handbuch vor das Publikum. Vertreter von Umwelt- und Wasserbehörden, von Abwasser-Zweckverbänden und von Bürgerinitiativen haben seit zwei Jahren das Buch mit großem Interesse aufgenommen. In der Leipziger Diskussion ging es vor allem um Erfahrungen mit dem Handbuch, um die Frage, ob es praktikabel ist.
Von Grundstückseigentümern, so wurde berichtet, sei das Buch bisher durchgängig als sehr nützlich bezeichnet worden. Besonders die farbigen Illustrationen erleichterten das Verständnis komplexer technischer Prozesse. Dies sei eine Grundvoraussetzung für die Auswahl des richtigen Verfahrens für das jeweilige Grundstück. Zudem wurde berichtet, dass auch Hersteller und Wissenschaftler aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz das Buch gut aufnahmen. Es liegen Rezensionen in mehreren Fachzeitschriften vor. Auf die Frage, was er am Buch bei einer eventuellen Neuauflage ändern müsste, antwortete Autor Dr. Steffen Heinrich: »nichts«. Wir sind gespannt, ob er dabei bleibt.
Auch das ist die Buchmesse. Amerikaauswanderer, Wanderführer, Kriminalroman und Kleinkläranlagen-Handbuch.
Johannes Eichenthal

Information
Eberhard Görner: In Gottes eigenem Land. Heinrich Melchior Mühlenberg – der Vater des amerikanischen Luthertums.
ISBN 978-3-89812-766-0

Hans-Gerd Türke: Sächsischer Wanderführer. Band 5. Westerzgebirge und Zwickauer Land.
ISBN 978-3-937025-60-5

Klaus Walther: Burgunder ist so rot wie Blut.
ISBN 978-3-937025-67-4

Karin Heinrich/Steffen Heinrich: Das Kleinkläranlagen-Handbuch
ISBN 978-3-937654-34-8

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